Göttin des Frühlings
Der Gott betrachtete die Frau in seinen Armen, und sein Puls schlug ungleichmäßig. Er holte tief Luft und wischte mit dem Daumen ihre restlichen Tränen fort.
»Das wollte ich dir zeigen – mit dir teilen: die Verbindung zwischen Seelenverwandten. Wenn man das einmal gesehen hat, wird man es niemals vergessen. Es mag einen sogar verändern. Mich hat es auf jeden Fall verändert.«
Liebevoll beugte sich Hades vor. Zuerst küsste er Linas geschlossene Augenlieder, dann drückte er seine Lippen auf ihre. Der Kuss war anfangs zärtlich und zögernd, doch als sie die Arme um seine Schultern legte und den Mund öffnete, ging Hades darauf ein und küsste sie tiefer und intensiver. Sie war da, Wirklichkeit in seinen Armen. Jetzt brauchte er sich nicht mehr auszumalen, wie er sie berührte und schmeckte. Seine Lust auf sie, die nicht richtig gestillt worden war, rauschte durch sein Blut. Wohlig stöhnend begann er mit ihrer Zunge zu spielen. Sie war weich und schmeckte nach Ambrosia und Hitze. Hades’ Hände schlüpften unter den Umhang und suchten nach ihrer Taille. Er streichelte ihre geschwungenen Hüften, folgte dem Weg, den seine Phantasie genommen hatte. Er vergrub eine Hand in ihrem seidigen Haar und spürte, dass ihr Atem schneller wurde, als seine andere Hand über ihren Oberschenkel fuhr. Der fließende Stoff des Nachthemdes war kein großes Hindernis. Sie veränderte ihre Position auf seinem Schoß, bis seine harte Erektion gegen ihr weiches Gesäß drückte.
Das Geräusch aus seiner Kehle war tief und animalisch. Wie hatte er so lange ohne sie leben können? Er begehrte sie mit einem Feuer, das ihn bei lebendigem Leib verbrannte.
Seine Hand wanderte zurück zu ihrer üppigen Hüfte und tastete sich weiter hoch. Er fühlte die pralle Rundung ihrer Brust, und vor seinem inneren Auge sah er wieder die steifen Brustwarzen, die nass vor Wasser und Öl glänzten. Seine Fingerspitzen fanden eine der harten Knospen, und sanft streichelte er sie durch die dünne Seide.
Persephone gab einen erstickten Laut von sich.
Das Geräusch drang durch den roten Nebel der Begierde in seinem Kopf, und er riss sich von ihr los. Sein Umhang war zur Seite geschoben, Persephone lag auf ihm, zitternd und halbnackt. Ihr Haar war zerzaust, ihre Lippen rot und geschwollen. Bei allen Göttern, was war nur mit ihm los? Hatte er völlig die Kontrolle über sich verloren? Er hatte doch nicht gewollt, dass es so passierte; selbst ein unerfahrener Narr hätte es besser gewusst, als eine Göttin mitten im Wald zu überfallen. Mit einem Fluch auf den Lippen erhob er sich und zog Persephone auf die Füße. Sie hatte getrocknete Kiefernnadeln und Schmutzflecken auf dem Nachtgewand und wirkte quälend jung und verführerisch, als sie zu ihm aufschaute, ein verwirrtes Lächeln auf den sinnlichen Lippen.
Hades schämte sich abgrundtief. Noch immer hätte er sie am liebsten zu Boden geworfen und sie an Ort und Stelle genommen. Hektisch bürstete er die Kiefernadeln von ihrem Nachthemd und stotterte zusammenhanglose Entschuldigungen.
Die Macht seiner Leidenschaft entfachte in Lina ein derart intensives, wildes Begehren, dass es ihr ein wenig Angst machte. Doch als sie sah, wie die Lust aus Hades’ Gesicht wich und von einem Ausdruck ersetzt wurde, der entweder Wut oder Scham sein mochte, versuchte sie, ihren Atem zu kontrollieren, und rief sich zur Vernunft. Noch nie hatte sie einen Gott zum Liebhaber gehabt, aber sie war sicherlich keine Jungfrau und sollte sich auch nicht wie eine benehmen.
»Ich habe dich nicht hierher gebracht, um … um …« Unglücklich schüttelte er den Kopf und strich hilflos über ihr Gewand, »… um dich wie ein wildes Tier zu besteigen.«
Er war nicht wütend, stellte sie erleichtert fest. Er schämte sich zu Tode. Lina griff nach seiner Hand und zupfte daran, bis er ihr in die Augen sah. »Hades, hör auf. Es ist alles in Ordnung. Was ist eigentlich los?«
»Eine Göttin verdient etwas Besseres, als sich auf dem nackten Erdboden zu wälzen.«
Lina lächelte bedächtig und sinnlich. »Ich kann ja nicht für andere Göttinnen sprechen, aber mir hat es gefallen.« Sie legte die Hand auf seinen ledernen Brustpanzer, durch den sie immer noch die von ihm ausgestrahlte Hitze spüren konnte. »Außerdem lag ich nicht auf dem nackten Boden. Ich saß auf deinem Schoß.«
Hades stieß einen hörbaren Seufzer aus. Sein geplagter Gesichtsausdruck ließ ihn Jahrzehnte älter wirken. Zärtlich strich er ihr über die
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