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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Blick niedergeschlagen halten, ein paar passende Worte murmeln und meine Rolle als tüchtige Haushälterin spielen. Denn das bin ich. Ich bin eine Haushälterin. Ich war nie was anderes als eine Haushälterin.
    »Also, hier wirst du‘s richtig ruhig haben, Melissa«, höre ich Trish sagen. »Ich habe dem Personal Anweisung gegeben, ganz besonders auf dich Rücksicht zu nehmen ...«
    Nathaniel und ich wechseln einen Blick. Er verdreht die Augen.
    »So, da wären wir! Warte, ich halte dir die Tür auf...«
    Ich halte den Atem an. Einen Moment später betritt Trish das Haus, gefolgt von einem Mädchen in Jeans und einem knappen weißen Top, das einen Koffer hinter sich herzieht.
    Das soll eine Top-Anwältin sein?
    Verwirrt starre ich sie an. Sie hat lange dunkle Haare, ein keckes, hübsches Gesicht und kann nicht älter als höchstens zwanzig sein.
    »Melissa, das ist unsere wundervolle Haushälterin, Samantha -« Trish unterbricht sich überrascht. »Samantha, was um alles in der Welt haben Sie mit sich gemacht? Sie sehen ja aus wie Elton John!«
    Na toll. Alles, was ich erreicht habe, ist, dass ich jetzt erst recht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehe.
    »Hallo«, sage ich verlegen und nehme hastig die Brille ab, halte den Kopf dabei jedoch gesenkt. »Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«
    »Nette Hütte.« Melissa spricht mit diesem arroganten Näseln, das Schülerinnen von Eliteinternaten perfektioniert haben, samt dem dazu passenden Zurückwerfen der Haare. »London hat mich ja soooo down gemacht.«
    »Mrs. Geiger meinte, Sie würden ... irgendwo in London arbeiten?«
    »Jaaa, ich bin an der Chelsea Law School«, verkündet sie mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    Wie bitte?
    Sie hat noch nicht mal ein Examen. Sie ist eine Studentin. Praktisch noch ein Baby. Vorsichtig hebe ich den Kopf und schaue ihr ins Gesicht. Nichts. Sie erkennt mich nicht. Und ich hatte mir solche Sorgen gemacht! Wegen dieser Göre! Am liebsten hätte ich laut gelacht.
    »Und wer ist das?« Melissa klimpert mit ihren dick getuschten Wimpern Nathaniel an, dessen Miene gleich noch grimmiger wird.
    -Das ist Nathaniel, unser Gärtner«, erklärt Trish. »Aber keine Sorge, ich habe ihm die strikte Anweisung gegeben, dich ja nicht zu stören. Ich habe ihm erklärt, dass du zum Lernen absolute Ruhe brauchst.«
    »Jaaaa, Gott, ich muss ja soooo viel lernen.« Melissa stößt einen welterschütternden Seufzer aus und fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Du würdest mir nicht glauben, was wir alles zu wiederholen haben, Tantchen. Ich bin ja soooo gestresst.«
    »Ich weiß wirklich nicht, wie du das schaffst!« Trish legt den Arm um Melissas Schulter und drückt sie kurz an sich. »Also, was möchtest du als Erstes? Wir stehen ganz zu deiner Verfügung!«
    »Könnten Sie meine Sachen auspacken?« Melissa sieht mich an. »Die werden alle ganz zerknittert sein und müssen sicher gebügelt werden.«
    Ein leiser Schreck durchzuckt mich. Ich soll ihren Koffer auspacken? Wer bin ich denn? Etwa ihre persönliche Kammerzofe?
    »Und ich würde ganz gerne draußen im Garten lernen«, fügt sie hochmütig hinzu. »Vielleicht könnte mir der Gärtner ja einen Tisch irgendwo im Schatten zurechtmachen?«
    Trish beobachtet mit einem Ausdruck fassungsloser Bewunderung, wie Melissa in einem Rucksack voller Bücher herumkramt.
    »Sehen Sie sich mal all diese Bücher an, Samantha!«, ruft sie aus, als Melissa ein Buch mit dem Titel Prozessrecht für Anfänger herausholt. »Sehen Sie nur, all die langen Wörter!«
    »Ah ... wow«, sage ich höflich.
    »Wissen Sie was, Samantha? Machen Sie uns doch erst mal eine schöne Tasse Kaffee! Wir setzen uns raus auf die Terrasse. Und bringen Sie auch gleich etwas Gebäck, bitte.«
    »Sehr wohl, Mrs. Geiger.« Ich mache automatisch einen Knicks.
    »Könnten Sie mir meinen bitte halb-halb machen? Halb mit Koffein, halb ohne«, wirft mir Melissa über die Schulter zu. »Man wird sonst einfach zu überdreht.«
    Nein, kann ich nicht, du arrogante Kuh.
    »Selbstverständlich.« Ich lächle mit zusammengebissenen Zähnen. »Kommt sofort.«
    Mein Gefühl sagt mir, dass diese Göre und ich nicht besonders gut miteinander auskommen werden.
    Als ich den Kaffee fünf Minuten später auf die Terrasse rausbringe, sitzen Trish, Melissa und Eddie an einem Tisch unter einem Sonnenschirm.
    »Sie haben Melissa schon kennen gelernt, nicht wahr?«, fragt mich Eddie, als ich das Tablett auf dem verschnörkelten gusseisernen Tischchen

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