Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
denselben Respekt.«
    Ohrfeigen könnte ich diese Kuh. Ohrfeigen. Wenn ich die bei Carter Spink unter mir hätte, ich würde sie so was von platt treten.
    »Das reicht.« Ich lege das Messer beiseite. »Ich werde gehen und Mrs. Geiger fragen.« Bevor sie auch nur ein Wort sagen kann, bin ich schon aus der Küche gerauscht. Das war‘s. Wenn Trish sich auf ihre Seite schlägt, dann gehe ich.
    Ich kann Trish unten nirgends finden, also renne ich die Treppe rauf. Vor ihrer Tür bleibe ich stehen und klopfe. »Mrs. Geiger? Ich muss mit Ihnen reden, bitte.«
    Wenig später geht die Tür einen Spalt weit auf, und Trish schaut, ein wenig zerzaust, zu mir raus.
    »Samantha! Was wollen Sie?«
    »Ich bin alles andere als glücklich mit der derzeitigen Situation«, verkünde ich mit mühsam beherrschter Stimme. »Ich muss deswegen mit Ihnen sprechen.«
    »Was meinen Sie? Welche Situation?« Sie runzelt die Stirn.
    »Ich meine Melissa. Und ihre ... ihre ständigen Bedürfnisse. Ich komme überhaupt nicht mehr zu meinen eigentlichen Pflichten. Ich habe überhaupt keine Zeit mehr für den Haushalt, wenn ich sie andauernd bedienen muss.«
    Trish scheint mir überhaupt nicht zugehört zu haben.
    »Ach, Samantha ... bitte nicht jetzt.« Sie wedelt wegwerfend mit der Hand. »Wir reden später darüber.«
    Ich höre Eddie drinnen etwas brummen.
    Na toll. Waren wahrscheinlich gerade beim Sex. Türkisch. Sicher kann sie‘s nicht erwarten weiterzumachen.
    »Also gut.« Ich versuche meinen Arger runterzuschlucken. »Dann ... dann mache ich jetzt eben weiter, ja?«
    »Warten Sie.« Trish scheint erst jetzt zu merken, wen sie vor sich hat. »Samantha, wir werden in einer halben Stunde auf der Terrasse Champagner trinken, mit... äh ... ein paar Freunden. Ich möchte, dass Sie sich etwas anderes anziehen.« Ihr Blick gleitet mit leichtem Missfallen über meine Tracht. »Das, was Sie da anhaben, ist nicht gerade schmeichelhaft.«
    »Und du hast es ausgesucht, du Nuss!«, hätte ich sie am liebsten angebrüllt. Stattdessen mache ich einen braven Knicks, drehe mich um und stakse wutentbrannt zu meinem Zimmer.
    Blöde Trish. Blöde Melissa. Auf ihr Sandwich kann sie lange warten. Ich knalle die Tür hinter mir zu und lasse mich auf mein Bett plumpsen. Ich starre meine Hände an, die ganz rot und rissig sind, weil ich Melissas empfindliche Wäsche mit der Hand waschen musste.
    Was mache ich bloß hier?
    Ich spüre, wie sich Enttäuschung in mir breit macht. Vielleicht war ich ja zu naiv - aber ich hatte ehrlich geglaubt, Trish und Eddie würden mich respektieren. Nicht bloß als Haushälterin, auch als Mensch. Aber so, wie Trish sich gerade verhalten hat ... es ist klar, dass ich für sie nur eine Hausangestellte bin, »Personal«. Ein nützliches Objekt, einen Tick über dem Staubsauger. Ich hätte gute Lust, meine Sachen zu packen und von hier zu verschwinden.
    Ich kann mich förmlich sehen, wie ich die Treppe runterhüpfe, die Haustür aufreiße und Melissa noch über die Schulter zurufe: »Ach, übrigens, ich habe auch Jura studiert - aber an einer besseren Uni!«
    Aber das wäre miesepetrig. Nein, noch schlimmer. Erbärmlich.
    Ich massiere mir die Schläfen, merke, wie ich mich allmählich wieder beruhige, wie die Dinge allmählich wieder in die richtige Perspektive rücken.
    Ich habe mir diese Arbeit selbst ausgesucht. Niemand hat mich dazu gezwungen. Und vielleicht war es ja nicht gerade der vernünftigste Entschluss der Welt und vielleicht werde ich ja nicht bis zur Pensionierung hier bleiben. Aber es liegt an mir, das Beste aus meiner Situation zu machen, so lange ich hier bin. Es ist an mir, mich professionell zu verhalten.
    Nun ... zumindest so professionell, wie ich kann. Immerhin weiß ich noch immer nicht, wozu ein Hefekranz gut sein soll.
    Schließlich raffe ich mich auf, schlüpfe aus meiner Uniform und ziehe ein Kleid an. Ich bürste mir die Haare aus und trage sogar ein bisschen Lippenstift auf. Dann hole ich mein Handy hervor und tippe eine SMS an Nathaniel ein:
    hi! bist du da? sam
    Ich warte auf eine Antwort, aber er rührt sich nicht. Wenn ich‘s mir recht überlege, hat er sich den ganzen Nachmittag noch nicht bücken lassen. Und ich habe immer noch keine Ahnung, welches Geheimnis er gestern meinte. Eins meiner »kleinen Geheimnisse« sei rausgekommen? Welches Geheimnis? Ich schaue in den Spiegel. Ein vages Unbehagen macht sich in mir breit. Er kann doch nicht -
    Ich meine, er könnte doch nicht -
    Nein. Wie auch?

Weitere Kostenlose Bücher