Goettin in Gummistiefeln
sagen ...« Er hält inne, als müsste er überlegen. »Wir sagen jedenfalls nicht, dass wir‘s im Garten getrieben und uns ein paar Bierchen aus ihrem Kühlschrank geklaut haben.«
»Richtig.« Ich kann ein Kichern nicht ganz unterdrücken. »Guter Plan.«
»Und jetzt lauf, braunes Kaninchen.« Er küsst mich, und ich flitze über den Rasen und gehe hinter einem dichten Rhododendrongebüsch in Deckung.
Geduckt und möglichst ohne zu rascheln husche ich hinterm Gebüsch zum Haus. Die feuchte, schattige Erde fühlt sich unter meinen nackten Fußsohlen herrlich kühl an. Als ich auf ein kleines Steinchen trete, gelingt es mir, mich mit einer lautlosen Grimasse zu begnügen. Ich komme mir vor, als wäre ich zehn und würde Verstecken spielen, es ist genau dieselbe Mischung aus freudiger Erregung und Angst.
Als ich noch zehn Meter vom Haus entfernt bin, ducke ich mich hinter ein Gebüsch und warte. Kurz darauf sehe ich, wie Nathaniel die Geigers entschlossen über den Rasen zum Lilienteich führt.
»Ich befürchte, wir haben einen Mehltaubefall«, sagt er gerade. »Ich dachte, Sie sollten es selbst sehen.«
Ich warte, bis sie vorbei sind, dann springe ich auf und renne flinkfüßig zum Wintergarten, ins Haus hinein und die Treppe rauf. Als ich mein Zimmer erreicht und die Tür sicher hinter mir zugesperrt habe, lasse ich mich atemlos aufs Bett fallen. Ich könnte kreischen vor Lachen. Mein Gott, wie bin ich froh. Und wie lächerlich, wie hirnrissig diese ganze Situation ist. Dann stehe ich gleich wieder auf und trete ans Fenster. Da stehen sie alle, unten am Teich. Nathaniel deutet mit einem Stock auf eine bestimmte Stelle.
Ich hetze ins Bad, drehe die Dusche voll auf und stelle mich ganze dreißig Sekunden drunter. Dann suche ich mir saubere Unterwäsche raus, eine frische Jeans und ein züchtiges, langärmliges Top. Ich trage sogar frischen Lippenstift auf. Dann, nachdem ich noch rasch in ein Paar Espadrilles geschlüpft bin, laufe ich hinunter in den Garten.
Nathaniel und die Geigers kommen mir bereits entgegen. Trishs spitze Absätze versinken im Rasen, und sie und Eddie sehen erhitzt und gereizt aus.
»Hallo«, sage ich so beiläufig wie möglich.
»Ach, da bist du«, sagt Nathaniel. »Hab dich den ganzen Nachmittag nicht gesehen.«
»Habe Kochrezepte studiert«, antworte ich unschuldig und lächle Trish höflich zu. »War die Party schön, Mrs. Geiger?«
Zu spät sehe ich, wie Nathaniel sich hinter dem Rücken der Geigers über die Gurgel fährt.
»Danke der Nachfrage, Samantha.« Trish holt schwer atmend Luft. »Aber ich würde das Thema Party im Moment gerne vermeiden, herzlichen Dank auch.«
Eddie schnappt erbost nach Luft. »Du kannst einfach nicht aufhören, oder? Alles, was ich gesagt hab, ist -«
»Aber wie du‘s gesagt hast!«, kreischt Trish. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass dein einziger Lebensinhalt darin besteht, mich bloßzustellen!«
Eddie läuft wutschnaubend aufs Haus zu. Der Strohhut sitzt ganz schief auf seinem Kopf.
Oh-oh. Ich blicke Nathaniel mit hochgezogenen Brauen an, und er grinst mir über Trishs empört bebende Betonfrisur zu.
»Wie wär‘s mit einer schönen Tasse Tee, Mrs. Geiger?«, frage ich in beruhigendem Ton. »Oder ... einer Bloody Mary?«
»Danke, Samantha.« Sie reckt würdevoll das Kinn. »Eine Bloody Mary würde mir jetzt gut tun.«
Auf dem Weg zum Wintergarten scheint sich Trish wieder ein wenig abzuregen. Sie mixt sich ihre Bloody Mary sogar selbst anstatt mich herumzuscheuchen, und macht noch zwei Extradrinks für Nathaniel und mich.
»Also«, sagt sie, nachdem wir jeder einen Schluck genommen und uns zwischen den üppigen Grünpflanzen niedergelassen haben. »Ich wollte Ihnen da noch etwas mitteilen, Samantha. Wir bekommen nämlich Besuch.«
»Ach so.« Ich versuche nicht zu grinsen. Nathaniel sitzt neben mir und versucht, unter dem Tisch mit seinem Fuß meine Espadrille abzustreifen.
»Meine Nichte kommt morgen und wird eine Zeit lang bleiben. Sie braucht Ruhe. Sie hat furchtbar viel zu arbeiten, und es ist daher sehr wichtig, dass sie nicht gestört wird. Deshalb haben Mr. Geiger und ich sie zu uns eingeladen. Wenn Sie das Gästezimmer bitte für sie herrichten würden.«
»Sehr wohl.« Ich nicke gehorsam.
»Das Bett muss frisch bezogen werden, und sie wird einen Schreibtisch brauchen ... ich glaube, sie bringt ihren Laptop mit.«
»Sehr wohl, Mrs. Geiger.«
»Melissa ist furchtbar intelligent.« Trish zündet sich mit ihrem
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