Goettin in Gummistiefeln
schlucke. »So was Schönes hab ich noch nie gesehen.«
»Alles Gute zum Geburtstag, Süße.« Sie tätschelt meine Hand. »Wenn‘s jemand verdient hat, dann du.«
Iris stellt die Torte ab und macht sich ans Anschneiden. Eddie klopft derweil mit einem Kuli an sein Glas.
»Wenn ich kurz um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte ...« Er steigt auf die Terrasse und räuspert sich. »Samantha, wir sind alle sehr froh, dass Sie zu uns gekommen sind. Sie leisten großartige Arbeit, und wir sind Ihnen sehr dankbar.« Eddie prostet mir zu. »Ah ... gut gemacht.«
»Vielen Dank, Mr. Geiger«, stammle ich. Ich blicke in all die freundlichen Gesichter, dahinter der blaue Himmel und die grünen Bäume. »Ich ... bin auch sehr froh, dass ich zu Ihnen gekommen bin. Sie haben mich so nett und warmherzig aufgenommen.« O Gott, jetzt heule ich gleich. »Bessere Arbeitgeber könnte ich mir gar nicht wünschen ...«
»Ach, hören Sie schon auf!« Trish wedelt mit der Hand und tupft sich mit einem Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel.
»For she‘s a jolly good fellow«, fängt Eddie an zu brummen. »For‘ she‘s a jolly good fellow -«
»Eddie! Samantha will dein Gejaule nicht hören!«, unterbricht ihn Trish schrill und tupft immer noch an ihren Augen herum. »Komm, mach noch ein paar Flaschen auf, dalli!«
Es ist einer der wärmsten Abende des Jahres. Während die Sonne langsam tiefer sinkt, stehen wir alle im Garten herum, schlürfen Champagner und unterhalten uns. Eamonn erzählt mir von seiner Freundin, Anne, die in einem Hotel in Gloucester arbeitet. Iris zaubert ein paar Pastetchen hervor, die mit Hühnchen und Kräutern gefüllt sind und einem nur so auf der Zunge zergehen. Nathaniel hängt Lichterketten in die Bäume. Melissa verkündet mehrmals mit lauter Stimme, dass sie nun wirklich nicht länger bleiben könne und unbedingt wieder an ihren Schreibtisch zurück müsse, nur um sich dann doch noch Champagner nachschenken zu lassen.
Der Himmel hat ein unendlich tiefes, abendliches Blau angenommen und ein Duft nach Geißblatt liegt in der Luft. Leise Musik spielt im Hintergrund, und Nathaniels Hand liegt wie selbstverständlich auf meinem Oberschenkel. Ich war noch nie so glücklich, so erfüllt.
»Die Geschenke!«, zuckt Trish plötzlich hoch. »Wir haben die Geschenke ja ganz vergessen!«
Ich bin sicher, dass sie von allen am meisten Champagner intus hat. Sie rappelt sich wackelig hoch und wankt zum Tisch, wo sie in ihrer Tasche herumkramt und schließlich einen Umschlag herauszieht. »Ein kleiner Bonus von uns für Sie, Samantha.« Sie reicht mir das Kuvert. »Kaufen Sie sich was Schönes dafür.«
»Oh, vielen Dank!«, stoße ich überrascht hervor. »Das ist aber nett von Ihnen!«
»Das ist aber jetzt keine Gehaltserhöhung, verstehen Sie.« Trish beäugt mich misstrauisch. »Keine Gehaltserhöhung. Nur eine einmalige Zuteilung.«
»Ich verstehe.« Ich versuche, mir das Grinsen zu verkneifen. »Sie sind sehr großzügig, Mrs. Geiger.«
»Ich habe auch was für dich.« Iris kramt in ihrem Korb und holt ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen hervor. Ich finde vier glänzende neue Brotformen darin und eine Rüschenschürze mit einem Rosenmuster. Ich hebe den Kopf und schaue Iris an und dann muss ich laut lachen.
»Vielen Dank«, sage ich, »die werde ich gut zu verwenden wissen.«
Trish mustert die Formen voller Missbilligung und nicht ohne ein gewisses Erstaunen. »Aber ... Samantha hat doch sicher schon jede Menge Backformen?« Sie hebt eine der Formen mit ihren manikürten Krallen hoch. »Und auch Schürzen?«
»Ich dachte, ich riskier‘s einfach«, sagt Iris und zwinkert mir zu.
»Hier, bitte schön, Samantha«, sagt Melissa und überreicht mir eine Shampoo-Geschenkpackung, die, da bin ich mir sicher, schon mindestens seit meiner Ankunft in Trishs Badezimmerschrank lag.
»Danke«, sage ich höflich. »Das wäre doch nicht nötig gewesen.«
»Und Melissa«, wirft Trish abrupt ein und legt die Backform beiseite, »hör auf, ständig von Samantha etwas zu wollen! Sie kann nicht den ganzen Tag hinter dir her rennen! Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren, verstehst du?«
Melissa macht ein Gesicht, als hätte sie gerade eine schallende Ohrfeige bekommen. Hehe.
»Und das hier ist von mir«, beeilt sich Nathaniel zu intervenieren. Er reicht mir ein winziges, in Seidenpapier eingewickeltes Päckchen. Alle schauen mir gespannt beim Auspacken zu.
Es ist ein zartes Silberarmband, für
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