Goettin in Gummistiefeln
Bewerbung irgendein falsches Geburtsdatum angegeben? Aber das wüsste ich doch noch ...
»Champagner für unser Geburtstagskind!« Eddie lässt die Korken knallen und füllt schäumenden Champagner in eine Flöte.
»Alles Gute!« Eamonn kommt strahlend auf mich zu. »Mann, du hättest dein Gesicht sehen sollen!«
»Unbezahlbar«, stimmt Trish zu. »Und jetzt einen Toast!«
Ich kann nicht länger zuschauen. Ich muss es sagen.
»Ah ... Mr. und Mrs. Geiger ... ihr alle ... das ist echt riesig nett ... ich bin echt gerührt.« Ich schlucke schwer, zwinge mich, weiterzureden. »Aber ... ich habe gar nicht Geburtstag.«
Zu meiner Überraschung brechen alle in Gelächter aus.
»Habe ich‘s euch nicht gesagt, dass das passieren würde?«, quiekt Trish vergnügt. »Sie hat gesagt, Sie würden es abstreiten!«
»So schlimm ist‘s doch auch wieder nicht, wenn man ein Jahr älter wird«, sagt Nathaniel mit einem amüsierten Schmunzeln. »Dein Pech, dass wir‘s jetzt wissen. Also, trink Champagner und mach das Beste draus.«
Ich bin total verwirrt. »Wer hat gesagt, dass ich‘s abstreiten würde?«
»Na, Lady Edgerly, natürlich!« Trish strahlt wie ein Honigkuchenpferd. »Sie war‘s, die uns Ihr kleines Geheimnis verraten hat!«
Freya? Freya steckt dahinter?
»Was ... was genau hat sie gesagt?«, frage ich so beiläufig wie möglich. »Lady Edgerly.«
»Sie hat gesagt, Sie hätten bald Geburtstag«, erklärt Trish entzückt. »Und sie hat mich gewarnt, Sie würden ein Geheimnis draus machen. Wie unartig von Ihnen!«
Ich fasse es einfach nicht. Diese Freya!
»Und sie hat auch gesagt ...« Trish senkt mitfühlend die Stimme, »dass Ihr letzter Geburtstag eine ziemliche Enttäuschung war. Sie sagt, wir müssten es unbedingt wieder gutmachen. Eigentlich war diese Überraschung ihre Idee!« Trish hebt das Glas. »Also, auf unsere Samantha! Happy Birthday!«
»Happy Birthday!«, wiederholen die anderen im Chor und heben dabei die Gläser.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Oder beides. Mein Blick gleitet über das Spruchband, die silbrigen Ballons, die fröhlich im Wind hüpfen, die Champagnerflaschen, all die strahlenden Gesichter. Mir fehlen die Worte.
»Also ... vielen, vielen Dank«, stammle ich schließlich.
»Entschuldigen Sie, ich war vorhin ein bisschen kurz angebunden«, sagt Trish fröhlich und nimmt einen kräftigen Schluck. »Wir hatten unsere liebe Mühe mit den Heliumballons. Eine Ladung ist uns schon kaputtgegangen.« Sie wirft Eddie einen giftigen Blick zu.
»Hast du mal versucht, eine Ladung Heliumballons im Kofferraum zu verstauen?«, entgegnet Eddie hitzig. »Dich möchte ich sehen! Ich habe schließlich nicht drei Hände!«
Ich kann Eddie förmlich vor mir sehen, wie er mit einer Ladung glänzender Ballons ringt, wie er sie in den winzigen Kofferraum des Porsches zu zwängen versucht, und muss mir fest auf die Lippen beißen.
»Wir haben Ihr Alter natürlich nicht auf die Ballons drucken lassen«, fügt Trish mit verschwörerischer Stimme hinzu. »Von Frau zu Frau: Sie sind mir sicher dafür dankbar.« Sie hebt das Glas und zwinkert mir unmerklich zu.
Ich blicke von ihrem geröteten, stark geschminkten Gesicht zu Eddies fleischigem, rosafarbenen und bin auf einmal so gerührt, dass ich nichts mehr sagen kann. Das hatten sie also seit wer weiß wie lange geplant. Haben ein Spruchband anfertigen lassen. Und die Ballons mit meinem Namen drauf.
»Mr. Geiger, Mrs. Geiger, ich ... mir fehlen die Worte ...«
»Das ist noch längst nicht alles!« Trish weist mit einem Kopfnicken über meine Schulter.
»Happy Birthday to you ...«, ertönt es plötzlich hinter mir und schon fallen die anderen mit ein. Ich zucke erschrocken herum und sehe Iris über den Rasen auf mich zukommen. Sie trägt eine riesige, zweistöckige Geburtstagstorte, ganz in zart-rosa Zuckerguss gehüllt, mit Marzipanröschen und Himbeeren drauf und einer einzigen, schlanken weißen Kerze in der Mitte. Auf der Torte steht in verschlungener silberner Schrift: Happy Birthday, liebe Samantha, von uns allen.
Es ist die schönste Torte, die ich je gesehen habe. Ich starre sie fassungslos an. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, ich kriege kein Wort raus. Niemand hat mir je im Leben einen Kuchen gebacken.
»Los, Kerze ausblasen!«, ruft Eamonn, als sie mit dem Singen fertig sind.
Irgendwie kriege ich ein schwächliches Pusten zustande und alle klatschen.
»Gefällt sie dir?« Iris lächelt.
»Einfach toll.« Ich
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