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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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bleiben. Ich werde es nie wissen, bevor ich nicht mit Arnold geredet habe. Mit Arnold kann ich reden. Ich muss mich nicht vor ihm ducken.
    Nach dreimaligem Klingeln hebt Lara, seine Sekretärin, ab. »Arnold Savilles Büro.«
    Ich sehe sie auf einmal vor mir, wie sie an ihrem Birkenholzschreibtisch sitzt, in ihrem burgunderroten Blazer, den sie immer trägt, wie sie wild vor sich hin tippt. Das alles scheint jetzt unendlich weit weg zu sein.
    »Hallo, Lara«, sage ich. »Hier spricht... Samantha. Samantha Sweeting.«
    »Samantha?« Lara ist total verdattert. »Meine Güte, Samantha! Wie geht‘s Ihnen? Was machen Sie so?«
    »Gut, danke. Sehr gut.« Ich versuche, so ruhig wie möglich zu sprechen. »Ich rufe bloß an, weil ich gehört habe, dass Arnold in den Ruhestand geht. Ist das wahr?«
    »Ja, es stimmt!«, verrät Lara enthusiastisch. »Hat mich umgehauen, ehrlich! Ketterman hat ihn sogar ausgeführt, um ihn zu überreden, noch zu bleiben, aber er war nicht mehr davon abzubringen. Und halten Sie sich fest: Erwandert aus! Auf die Bahamas!«
    »Auf die Bahamas?« Ich will es gar nicht glauben.
    »Hat sich da ein Haus gekauft! Schönes Haus. Seine Abschiedsfeier findet nächste Woche statt«, fährt Lara fort. »Ich wechsle dann zu Derek Green, Sie erinnern sich an ihn? Steuerabteilung? Netter Typ, obwohl er, wie man so hört, seine Launen haben soll -«
    »Ah ... toll!«, unterbreche ich sie, weil mir wieder eingefallen ist, dass sie kaum mehr zu bremsen ist, wenn sie mal zu tratschen angefangen hat. »Lara, ich wollte nur rasch meine Glückwünsche loswerden. Könnten Sie mich vielleicht zu Arnold durchstellen?«
    »Tatsächlich?« Lara scheint überrascht zu sein. »Das ist aber wirklich sehr großherzig von Ihnen, Samantha. Nach allem was passiert ist.«
    »Naja, Sie wissen schon«, sage ich verlegen, »es war ja nicht Arnolds Schuld, nicht wahr? Er hat getan, was er konnte.«
    Ein eigenartiges Schweigen tritt ein.
    »Ja«, sagt Lara nach einer Pause. »Ja, gut, dann steile ich Sie rasch durch.«
    Nach ein paar Sekunden dröhnt Arnolds joviale Stimme an mein Ohr.
    »Samantha, mein Mädel! Sind Sie‘s wirklich?«
    »Ja, wirklich.« Ich bringe ein Lächeln zustande. »Ich bin noch nicht ganz vom Angesicht der Erde verschwunden.«
    »Na, das wollen wir doch wohl auch nicht hoffen! Und, wie geht es Ihnen?«
    »Äh ... gut«, sage ich verlegen. »Danke. Mich hat nur überrascht, dass Sie in den Ruhestand treten.«
    »War noch nie scharf auf Prügel!« Sein fröhliches Lachen dröhnt an mein Ohr. »Dreiunddreißig Jahre lang mit der Kohlenschippe an der Esse der Juristerei! Das reicht für jeden Menschen. Sogar für jeden Anwalt!«
    Sein joviales Lachen beruhigt mich. Ich muss verrückt sein. Arnold wäre doch nie in dunkle Geschäfte verwickelt. Er würde doch nie etwas verbergen. Das ist schließlich Arnold.
    Ich werde es einfach erwähnen, beschließe ich spontan. Bloß, um mir zu beweisen, dass ich Unrecht habe.
    »Ja ... ich hoffe, dass alles gut geht«, sage ich. »Und ich ... ich vermute, Sie werden Ihre Familie jetzt öfter sehen?«
    »Werde die Mischpoke gar nicht mehr vom Hals kriegen, ja!« Er schüttelt sich aus vor Lachen.
    »Ich wusste gar nicht, dass Ihr Schwiegersohn Direktor der BLLC Holdings ist!«, sage ich so beiläufig wie möglich. »Was für ein Zufall!«
    Stille.
    »Wie bitte?«, sagt Arnold. Seine Stimme klingt immer noch charmant, aber jetzt auch ziemlich unterkühlt. Jede Wärme ist daraus verschwunden.
    »BLLC Holdings.« Ich schlucke. »Sie wissen doch, die andere Firma, die mit dem Darlehen der Third Union zu tun hatte? Die, die einen Anspruch auf das Darlehen beim Companies House hat vormerken lassen? Mir ist nur zufällig aufgefallen, dass ...«
    »Ich muss jetzt gehen, Samantha!«, unterbricht mich Arnold mit glatter Stimme. »War schön, mit Ihnen zu plaudern, aber mein Flieger geht am Freitag, und ich habe noch jede Menge zu tun. Überhaupt ist es hier im Moment ziemlich hektisch, deshalb würde ich nicht mehr anrufen, wenn ich Sie wäre.«
    Bevor ich noch ein Wort sagen kann, hat er aufgelegt. Langsam lasse ich das Handy sinken und starre zum Fenster, vor dem ein Schmetterling hin und her flattert.
    Das war nicht in Ordnung. Das war keine normale Reaktion. Er hat mich abgewimmelt, als ich seinen Schwiegersohn erwähnt habe.
    Irgendwas stimmt da nicht. Da ist definitiv was faul.
    Aber was? Ich habe jeden Gedanken an Hausarbeit aufgegeben und sitze auf meinem Bett, Papier und

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