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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hinterkopf. »Sind Sie das?«
    Mist. Widerwillig drehe ich mich zu ihr um. Sie sieht fuchsteufelswild aus. »Wo zum Teufel haben Sie gesteckt?«
    »Ah ... ich war bedienen.«
    »Nein, waren Sie nicht. Ich habe Sie da drinnen nicht ein einziges Mal gesehen! Also für mich haben Sie das erste und letzte Mal gearbeitet, das kann ich Ihnen versichern. Und jetzt nehmen Sie das da und tun Sie was für Ihr Geld!« Sie drückt mir ein Tablett voller Mini-Eclairs in die Hände und gibt mir einen kräftigen Schubs in Richtung Partysaal.
    Ich bin wie gelähmt vor Angst.
    Nein, ich kann da nicht rein. Unmöglich.
    »Klar! Lassen Sie mich nur schnell... ein paar Servietten holen ...«
    »O nein! Sie wollten diesen Job ja unbedingt haben! Jetzt arbeiten Sie mal!«
    Sie gibt mir einen so kräftigen Schubs, dass ich in den vollen Saal hineinstolpere. Ich komme mir vor wie ein Gladiator, den man in die Arena geprügelt hat. Jan steht mit verschränkten Armen in der Tür. Da geht‘s also nicht mehr raus. Ich werde wohl in den sauren Apfel beißen müssen. Das Tablett fest umklammert, den Kopf wie eine Schildkröte eingezogen, mache ich ein paar zögernde Schrittchen in den Saal hinein.
    Ich kann gar nicht richtig gehen. Meine Beine fühlen sich an wie zwei Holzstöcke. Die Nackenhaare stehen mir zu Berge, und ich spüre das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich drücke mich an teuren Designeranzügen vorbei. Ich wage es nicht, aufzublicken oder auch nur stehen zu bleiben, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das Ganze kommt mir vor wie ein böser Traum, irgendwie irreal: Da bin ich, in einer grünweiß gestreiften Uniform und serviere meinen ehemaligen Kollegen Häppchen.
    Und am bizarrsten ist, dass mich überhaupt niemand bemerkt.
    Einige haben bereits Eclairs von meinem Tablett genommen, ohne auch nur in meine Richtung zu schauen. Alle sind zu sehr mit Lachen und Schwatzen beschäftigt. Der Lärm im Saal ist enorm.
    Ich kann Arnold nirgends sehen. Aber er muss hier irgendwo sein. Schon beim Gedanken dreht sich mir der Magen um. Ich würde verzweifelt gerne nach ihm Ausschau halten, wage es aber nicht aufzublicken, um mich umzuschauen. Den Kopf stur gesenkt, wusle ich mit meinem Tablett zwischen den Leuten herum. Überall vertraute Gesichter. Gesprächsfetzen, die mich aufhorchen lassen.
    »Wo ist Ketterman?«, fragt jemand.
    »In Dublin. Ist erst gegen Abend zurück«, antwortet Oliver Swan, und ich atme erleichtert auf. Ketterman mit seinem Laserblick hätte mich gewiss nicht übersehen.
    »Toll! Eclairs!«
    Etwa acht Hände fallen gleichzeitig über mein Tablett her, und ich bleibe widerwillig stehen. Es ist eine Gruppe Trainees. Typisch. Nicht zu halten, wenn‘s was umsonst gibt, vor allem wenn es was zu futtern ist.
    »Uuuh, ich nehme mir noch eins.«
    »Ich auch.«
    Allmählich werde ich richtig nervös. Je länger ich hier stehe, desto exponierter bin ich. Aber ich kann nicht weg. Die Hände grabschen immer noch auf meinem Tablett herum.
    »Gibt‘s noch welche von diesen Erdbeertörtchen, wissen Sie das?«, fragt mich ein Bursche mit einer randlosen Brille.
    »Ahm ... weiß nicht«, nuschle ich mit gesenktem Kopf.
    Shit. Jetzt schaut er mich genauer an. Bückt sich ein wenig, um mir besser ins Gesicht sehen zu können. Und ich kann mir nicht mal die Haare ins Gesicht ziehen, weil ich beide Hände mit dem Tablett voll habe ...
    »Ist das nicht ... Samantha Sweeting?« Er starrt mich mit heruntergeklappter Kinnlade an. »Sind Sie‘s wirklich?«
    »Samantha Sweeting?« Eins der Mädchen lässt aus Versehen ihr Eclair fallen. Eine andere schnappt nach Luft und presst sich die Hand vor den Mund.
    »Ah ... ja«, flüstere ich schließlich mit knallroter Birne. »Ich bin‘s. Aber sagen Sie‘s bitte nicht weiter. Ich würde gerne unerkannt bleiben.«
    »Das machen Sie jetzt also?« Der Bursche mit der randlosen Brille mustert mich entsetzt. »Sie kellnern?«
    Die Trainees starren mich an, als wäre ich der Geist der verpfuschten Anwaltskarrieren.
    »Halb so schlimm.« Ich ringe mir ein halbwegs aufmunterndes Lächeln ab. »Man kriegt dafür kostenlose Kanapees!«
    »Ein Fehler - und das war‘s dann?«, stößt das Mädchen, das ihr Eclair fallen gelassen hat, quiekend hervor. »Die Karriere aus und vorbei?«
    »Ah ... so ungefähr.« Ich nicke. »Noch ein Eclair?«
    Aber auf einmal scheint keiner mehr Hunger zu haben. Tatsächlich sehen sie jetzt alle ein bisschen grün um die Kiemen aus.
    »Ich glaube ... ich mach mich noch

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