Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
toll.«
    Mein Mund ist ganz trocken. Ich muss es ihm sagen.
    »Weißt du, wir sollten in unserer Gärtnerei vielleicht eine Koi-Zucht anfangen«, sagt Nathaniel und kippt den restlichen Inhalt des Tanks in den Teich. »Du würdest nicht glauben, was man da für eine Gewinnspanne -«
    »Nathaniel, ich gehe wieder zurück.« Ich schließe kurz die Augen, weil es so weh tut, das zu sagen. »Ich gehe wieder zurück nach London.«
    Er rührt sich einen Moment lang nicht. Dann dreht er sich langsam zu mir um, das Netz in der Hand, das Gesicht ausdruckslos.
    »Aha«, sagt er nach einer Weile.
    »Ich werde wieder in meinem alten Beruf als Rechtsanwältin arbeiten.« Meine Stimme zittert ein bisschen. »Guy aus der Kanzlei hat heute vorbeigeschaut, und er hat mich überzeugt. Er hat mir klar gemacht ...« Ich breche mit einer hilflosen Geste ab.
    »Was? Was hat er dir klar gemacht?«, sagt Nathaniel mit leicht gerunzelter Stirn.
    Kein Lächeln. Keine Ermunterung. Kein Glückwunsch. Kein »gute Idee, das wollte ich selbst schon vorschlagen«. Warum kann er es mir nicht ein bisschen leichter machen?
    »Ich kann nicht mein Leben lang Haushälterin sein!« Das klingt gereizter als beabsichtigt. »Ich habe studiert! Ich hab was drauf!«
    »Ich weiß, dass du was drauf hast.« Jetzt klingt er gereizt. Lieber Gott. Ich glaube, ich kriege das nicht besonders gut hin.
    »Ich habe mir diese Teilhaberschaft verdient. Seniorpartner, Sozius, bei Carter Spink.« Ich blicke zu ihm auf, versuche, ihm die Tragweite, die Wichtigkeit dieses Angebots begreiflich zu machen. »Das ist die renommierteste ... das lukrativste ... erstaunlichste ... ich werde da so viel verdienen, dass ich mich in zehn Jahren zur Ruhe setzen kann!«
    Nathaniel wirkt nicht besonders beeindruckt. Er schaut mich nur an. »Aber zu welchem Preis?«
    »Was meinst du?« Ich weiche seinem Blick aus.
    »Ich meine, als du hier ankamst, warst du ein nervöses Wrack. Du warst wie ein verschrecktes Kaninchen. Weiß wie die Wand. Steif wie ein Brett. Du hast ausgesehen, als wärst du noch nie an die Sonne gekommen, als ob du noch nie richtig gelebt hättest -«
    »Du übertreibst.«
    »Nein. Siehst du denn nicht, wie sehr du dich verändert hast? Du bist nicht mehr schreckhaft. Du bist kein Nervenbündel mehr.« Er nimmt meinen Arm und lässt ihn fallen. »Früher wärst du nicht so locker gewesen!«
    »Gut, gut, dann bin ich eben ein bisschen relaxter!« Ich werfe die Hände in die Höhe. »Ich weiß, dass ich mich verändert habe. Ich bin ruhiger, ich habe Kochen gelernt und Bügeln und Bier zapfen ... und es war eine tolle Zeit. Aber das war wie Urlaub. Das ist nicht für ewig.«
    Nathaniel schüttelt verzweifelt den Kopf. »Du willst also nach all dem, was geschehen ist, einfach wieder das Geschirr überstreifen und weitermachen wie bisher?«
    »Nein, diesmal wird es anders! Dafür sorge ich schon. Ich werde darauf achten, dass die Arbeit nicht wieder die Oberhand gewinnt.«
    »Wem willst du was vormachen?« Nathaniel packt mich bei den Schultern. »Samantha, das wird wieder derselbe Stress, dasselbe Leben ...«
    Ich werde plötzlich wütend auf ihn, weil er einfach nicht begreifen will; weil er mich nicht unterstützt.
    »Na, wenigstens habe ich mal versucht, was anderes zu machen!« Die Worte schießen nur so aus mir hervor. »Ich habe immerhin ausprobiert, wie das ist!«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?« Sein Griff hat sich gelockert. Er ist getroffen.
    »Soll heißen, was hast du eigentlich je gewagt, Nathaniel?« Ich weiß, ich klinge schrill und aggressiv, aber ich kann nicht anders. »Du bist so engstirnig! Du lebst in demselben Dorf, in dem du geboren wurdest, du führst das Familiengeschäft, du kaufst dir eine Gärtnerei um die Ecke ... du bist ja praktisch noch im Mutterleib. Also, bevor du anfängst, mir vorschreiben zu wollen, wie ich mein Leben leben soll, versuch doch erst selbst mal, was Eigenes auf die Beine zu stellen!«
    Ich breche keuchend ab. Nathaniel sieht aus, als hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben.
    Gott, ich könnte mir auf die Zunge beißen. »Ich ... das hab ich nicht so gemeint ...«, murmle ich.
    Den Tränen nahe weiche ich ein paar Schritte zurück. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte gehofft, dass Nathaniel meine Entscheidung gutheißt, dass er mich unterstützt, mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass ich es richtig mache. Stattdessen stehen wir einen Meter voneinander entfernt und schauen uns nicht einmal an.
    »Ich hab

Weitere Kostenlose Bücher