Goettin in Gummistiefeln
sehr wohl überlegt, von hier wegzugehen«, stößt Nathaniel plötzlich mit angespannter Stimme hervor. »In Cornwall gibt es eine Gärtnerei - einfach fantastisch ... Wunderbares Stück Land, alles gut in Schuss ... aber ich hab sie mir nicht mal angesehen. Ich wollte nicht sechs Stunden zwischen dir und dort hin und her pendeln.« Er zuckt die Achseln. »Du hast wahrscheinlich Recht. Das war wohl ziemlich engstirnig von mir.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Eine Weile sagt niemand etwas, nur das Gurren der Tauben vom anderen Ende des Gartens ist zu hören. Ich merke plötzlich, was für ein wunderschöner Abend dies ist. Die Abendsonne, wie sie schräg durch die Weiden scheint, und der süße Duft des Grases unter meinen Füßen.
»Nathaniel ... ich muss wieder nach London zurück.« Meine Stimme zittert immer noch. »Ich habe keine andere Wahl. Aber wir können trotzdem zusammenbleiben. Wir beide. Das wird schon irgendwie gehen. Wir haben ja die Ferien ... die Wochenenden ... und zu Eamonns Party komme ich auch wieder her ... du wirst gar nicht merken, dass ich weg bin!«
Er schweigt einen Moment lang, begutachtet den Henkel des Eimers. Als er schließlich aufblickt, zieht sich mein Herz zusammen.
»Doch«, sagt er leise, »das werde ich merken«.
25
Die Nachricht landet auf der Titelseite der Daily Mail. Ich bin eine echte Berühmtheit geworden. SAMANTHA ENTSCHEIDET SICH FÜR BÜRO STATT KLO. Als ich am nächsten Morgen in die Küche komme, sehe ich Trish über den Artikel gebeugt. Eddie ist in eine andere Zeitung vertieft.
»Die haben Trishs Interview gedruckt, sehen Sie mal!«, sagt er begeistert.
»>Ich wusste immer, dass Samantha etwas Besseres war als eine gewöhnliche Haushälterin, sagt Trish Geiger, siebenunddreißig<«, liest Trish stolz vor. >»Wir haben uns oft über Philosophie und Moralfragen unterhalten, während sie den Wohnzimmerteppich saugte.<«
Sie blickt auf, und ihre Miene ändert sich, als sie mich sieht. »Samantha, geht es Ihnen nicht gut? Sie sehen ja schrecklich aus.«
»Habe nicht sehr gut geschlafen«, gebe ich zu und schalte den Wasserkocher an.
Ich habe die Nacht bei Nathaniel verbracht. Wir haben nicht mehr über meine Abreise geredet. Aber als ich um drei Uhr morgens zu ihm hingeschaut habe, lag er mit offenen Augen da und starrte an die Decke.
»Sie brauchen Ihre Kraft!«, sagt Trish besorgt. »Das ist schließlich Ihr großer Tag! Da müssen Sie gut aussehen!«
»Werde ich.« Ich lächle. »Ich brauche nur eine Tasse Kaffee.«
Es wird wirklich ein ganz großer Tag werden. Die PR-Abteilung von Carter Spink ist nach meinem Anruf sofort in Aktion getreten und hat die ganze Sache in einen riesigen Medienrummel verwandelt. Ich soll gegen Mittag eine Pressekonferenz vor dem Haus der Geigers geben, wo ich sagen soll, wie überglücklich ich bin, wieder in den Schoß von Carter Spink zurückzukehren. Ein paar Seniorpartner werden auch da sein, um mir vor der versammelten Presse die Hand zu schütteln, und dann werde ich noch ein paar kurze Interviews geben. Anschließend werden wir alle mit dem Zug nach London zurückfahren.
»So«, sagt Eddie, während ich Kaffeepulver in die Kanne löffle. »Alles gepackt?«
»So ziemlich. Und Mrs. Geiger ... hier.« Ich händige Trish meine Polyesteruniform aus, die ich zusammengefaltet mit nach unten gebracht habe. »Frisch gewaschen und gebügelt. Bereit für Ihre neue Haushälterin.«
Trish nimmt die Uniform mit einem Schniefen entgegen. »Ach ja, danke«, stößt sie mit zitternder Stimme hervor. »Danke, Samantha.« Sie tupft sich mit dem Taschentuch die Augenwinkel ab.
»Na, na«, sagt Eddie und tätschelt ihr den Rücken. Er sieht selbst ein bisschen feucht um die Augen aus. O Gott, jetzt fange ich auch gleich an zu heulen.
»Ich bin Ihnen so dankbar für alles«, schlucke ich. »Und es tut mir Leid, dass ich Sie so plötzlich im Stich lassen muss.«
»Wir wissen, dass Sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Das ist es nicht.« Trish tupft sich immer noch die Augen.
»Wir sind sehr stolz auf Sie«, brummt Eddie.
»Na«, Trish gibt sich einen Ruck und nimmt einen Schluck Kaffee. »Ich für meinen Teil habe jedenfalls beschlossen, auf der Pressekonferenz eine kleine Rede zu halten. Ich bin sicher, die Journalisten erwarten von mir, dass ich etwas sage.«
»Bestimmt«, sage ich verwirrt. »Gute Idee.«
»Immerhin sind wir jetzt Personen des öffentlichen Interesses —«
» Was sind wir?«, fragt Eddie
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