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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mühe, die sie sich mit Mitarbeitermotivationsprogrammen, Graduiertenrekrutierungs-Workshops und all dem gegeben haben, erzählst du aller Welt, du gehst lieber Klos putzen.« Er stößt ein schnaubendes Lachen aus. »So was nennt man dann wohl Alptraum-PR.«
    »Naja, es stimmt aber«, sage ich und recke trotzig das Kinn. »Ich putze lieber Klos.«
    »Jetzt hör doch mal auf zu spinnen!« Guy haut zornig auf den Tisch. »Du hast Carter Spink am Wickel! Die wollen der Welt um jeden Preis zeigen, wie du wieder in den Schoß der Firma zurückkehrst. Die zahlen dir alles, was du willst! Du wärst doch irre, wenn du da nicht ja sagen würdest!«
    »Es geht mir nicht um Geld«, entgegne ich. »Geld habe ich genug -«
    »Ja, begreifst du denn nicht! Samantha, wenn du jetzt zurückkommst, kannst du so viel verdienen, dass du dich in zehn Jahren zur Ruhe setzen kannst. Du hättest für den Rest deines Lebens ausgesorgt! Dann kannst du immer noch Erdbeeren pflücken oder Fußböden schrubben oder was immer dir für absurde Ideen vorschweben.«
    Ich mache automatisch den Mund auf, um ihm zu antworten ... aber plötzlich fällt mir nichts mehr ein. Plötzlich weiß ich nicht mehr, was ich denken soll. Ich bin total verwirrt.
    »Du hast dir diese Partnerschaft verdient«, sagt Guy etwas ruhiger. »Du hast sie dir verdient, Samantha. Also nutze die Chance auch.«
    Guy sagt nichts weiter zu dem Thema. Er hat immer schon ganz genau gewusst, wann er eine kleine Pause einlegen und ein Argument wirken lassen muss. Der Mann hätte bei Gericht Karriere machen sollen. Er hilft mir beim Auftragen des Lachses, umarmt mich dann zum Abschied und schärft mir ein, ihn anzurufen, sobald ich Zeit zum Nachdenken gehabt habe. Und dann ist er weg. Und ich sitze allein in der Küche, allein mit meinen aufgewühlten Gedanken.
    Ich war mir so sicher. Ich war so sicher, dass es das ist, was ich will. Aber jetzt ...
    Ich muss ständig an das denken, was er gesagt hat. Vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht habe ich mich wirklich in was reingesteigert. Vielleicht mache ich mir was vor. Weil das alles so neu ist. Vielleicht wäre ich nach ein paar Jahren gar nicht mehr so zufrieden mit einem Leben als einfache Haushälterin. Plötzlich sehe ich mich, wie ich mit Kopftuch und Schürze am Boden knie und Fußböden schrubbe und die Leute dabei anfauche: »Ich war mal Rechtsanwältin, wissen Sie.«
    Ich habe Köpfchen. Ich habe das Leben noch vor mir.
    Und er hat Recht. Ich habe mich so abgerackert, nur für diese Partnerschaft. Ich habe sie verdient.
    Ich vergrabe den Kopf in den Händen, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, lausche dem Pochen meines Herzens, das nur eins zu hämmern scheint: Was tun? Was soll ich bloß tun ?
    Doch die Antwort scheint klar zu sein. Die Antwort der Vernunft. Der Logik.
    Und ich kenne sie ganz genau. Bloß weiß ich nicht, wie ich die Kraft finden soll, sie auch anzunehmen.
    Es ist bereits Abend, als ich mich endlich durchgerungen habe. Das Wohltätigkeitsessen ist vorbei, die Tafel abgeräumt. Ich habe Tee im Garten serviert, die Gäste sind umhergeschlendert und dann langsam, einer nach dem anderen, gegangen. Ich schreite hinaus in den milden, schönen Abend und sehe Trish und Nathaniel am Teich stehen. Zu Nathaniels Füßen steht ein Plastiktank.
    Ich merke, wie sich mir der Magen zusammenzieht, als ich mich den beiden nähere.
    »Das ist ein Kumonryu«, erklärt Nathaniel gerade, während er mit einem großen grünen Netz etwas aus dem Tank fischt. »Wollen Sie mal sehen?« Beim Näherkommen sehe ich, dass in dem Netz ein großer, bunt gescheckter Fisch zappelt. Er hält ihn Trish hin, und die taumelt mit einem Aufkreischen zurück.
    »Weg! Tun Sie das weg! In den Teich damit!«
    »Hat Sie zweihundert Pfund gekostet«, sagt Nathaniel mit einem Achselzucken. »Ich dachte, Sie möchten vielleicht wenigstens mal Hallo zu dem Burschen sagen.« Er wirft mir hinter Trishs Rücken ein belustigtes Grinsen zu, und ich kriege sogar ein kleines Lächeln zustande.
    »Tun Sie einfach alle rein.« Trish schüttelt sich. »Ich sehe sie mir dann an, wenn sie alle drin schwimmen.«
    Sie dreht sich auf dem Absatz um und wackelt auf Pfennigabsätzen zum Haus zurück.
    »Alles klar?« Nathaniel blickt auf. »Wie war der große Charity-Lunch?«
    »Lief gut.«
    »Hast du schon das Neueste gehört?« Er schöpft noch einen Fisch in den Teich. »Eamonn hat sich gerade verlobt! Er will nächstes Wochenende im Pub feiern.«
    »Das ... das ist

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