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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hand in Richtung einiger Porzellanfiguren auf dem Kaminsims. »Ist ein bisschen kompliziert, sich das einzuprägen. Ich weiß nicht warum, aber die Haushaltshilfen machen das immer falsch. Wenn Sie also bitte gut aufpassen würden.«
    Gehorsam richte ich den Blick auf die Figürchen.
    »Es ist sehr wichtig, Samantha, sehr wichtig, sich zu merken, dass die Hündchen einander ansehen.« Trish deutet auf ein Paar King Charles Spaniels. »Sehen Sie, so? Sie sehen nicht voneinander weg, sie sehen einander an.«
    »Einander an«, wiederhole ich dümmlich. »Ich seh‘s. Ja.«
    »Und die Schäferinnen stehen ein wenig voneinander abgewandt. Ganz wenig nur. Sehen Sie, so? Ein wenig abgewandt.«
    Sie sagt das so langsam und deutlich, als spräche sie mit einer leicht debilen Dreijährigen.
    »Ein wenig abgewandt«, wiederhole ich pflichtschuldigst.
    »Also, können Sie sich das jetzt merken?« Trish mustert mich durchdringend. »Versuchen wir‘s doch gleich mal. Wie stehen die Hündchen?« Sie verdeckt die Porzellanfiguren mit ihrem Arm.
    Ich fasse es nicht. Sie stellt mich doch tatsächlich auf die Probe.
    »Die Hündchen«, wiederholt sie ungeduldig. »Wie müssen sie stehen?«
    O Gott, ich kann einfach nicht widerstehen.
    »Ah ...« Ich tue, als müsste ich überlegen. »Sie stehen ... abgewandt?«
    »Nein! Nein! Sie sehen sich an!«, kreischt Trish in heller Empörung. »Sie sehen sich an!!«
    »Ach ja, stimmt«, entschuldige ich mich. »Tut mir Leid. Jetzt hab ich‘s.«
    Trish macht die Augen zu und presst zwei Finger an die Schläfen, als könne sie die Dummheit des heutigen Personals einfach nicht fassen.
    »Nun gut.« Sie gibt sich einen Ruck. »Wir können es ja morgen noch einmal versuchen.«
    »Ich räume dann mal das Kaffeegeschirr ab, ja?«, schlage ich demütig vor. Als ich es aufs Tablett stelle, werfe ich einen raschen Blick auf meine Armbanduhr. Zwölf Minuten nach zehn. Ob das Meeting schon angefangen hat?
    Ich weiß nicht, wie ich diesen Vormittag überstehen soll.
    Inzwischen ist es halb zwölf und ich bin ein nervöses Wrack. Mein Handy ist zum Glück wieder aufgeladen, und von der Küche aus funktioniert es sogar, wie ich entdeckt habe. Nur angerufen hat mich noch keiner. Oder mir auch nur eine Nachricht hinterlassen. Ich habe ungefähr jede Minute nachgeschaut.
    Das Geschirr ist in die Spülmaschine geräumt, und nach etwa fünfzig Versuchen habe ich sie sogar angekriegt. Dann habe ich die Porzellanhündchen in einem Affentempo abgestaubt. Abgesehen von diesen erschöpfenden Tätigkeiten bin ich nur nervös in der Küche auf und ab gelaufen.
    Was die Sandwichplatten betrifft, die habe ich aufgegeben, nachdem ich - stundenlang, wie mir schien - an zwei Brotlaiben herumgesäbelt hatte. Das Ergebnis waren etwa zehn dicke, wabbelige Scheiben, eine missgestalteter als die andere, umgeben von einem Meer aus Bröseln. Der Himmel weiß, was ich falsch gemacht habe. Wahrscheinlich stimmt was nicht mit dem Messer.
    Ich kann nur eins sagen: Dem Himmel sei Dank für die Gelben Seiten und für die Erfindung des Catering. Und für Kreditkarten. Ich habe bei Cotswold Caterers einen »Gourmet Sandwich-Lunch« für Trish und Eddie bestellt. Für schlappe 45,50 Pfund. Ich hätte locker das Doppelte bezahlt. Um ehrlich zu sein, in der derzeitigen Situation sogar das Zehnfache.
    Und jetzt hocke ich auf einem Stuhl und halte mein Handy umkrallt, das in meiner Rocktasche steckt.
    Ich wünsche verzweifelt, es würde endlich klingeln.
    Gleichzeitig habe ich schreckliche Angst davor.
    Plötzlich halte ich die Anspannung einfach nicht länger aus. Ich brauche irgendwas zur Beruhigung. Irgendwas. Ich stürze zum monströsen Kühlschrank der Geigers und reiße die Türen auf. Ah, eine Flasche Weißwein, die Erlösung. Ich schenke mir ein Glas ein und nehme einen verzweifelten Riesenschluck. Als ich gerade noch einen nehmen will, kribbelt es plötzlich in meinem Nacken.
    Ich habe so ein Gefühl ... als würde mich jemand beobachten.
    Ihr wirble herum und kippe vor Schreck beinahe aus den Schuhen. In der Küchentür steht ein Mann.
    Groß, breitschultrig und tief gebräunt. Leuchtende, himmelblaue Augen. Braunes, welliges Haar, von goldenen Strähnen durchzogen, die Spitzen von der Sonne ausgebleicht. Uralte Jeans und ein verwaschenes T-Shirt. An den Füßen die schmutzigsten Stiefel, die ich je zu Gesicht bekommen habe.
    Der Blick dieses Prachtexemplars huscht kritisch über die zehn bröseligen Brotscheiben auf der Anrichte,

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