Goettin in Gummistiefeln
Und sobald ich was von Arnold gehört habe, werde ich mir was Überzeugendes einfallen lassen, warum ich sofort wieder gehen muss. Und die Geigers werden nie erfahren, dass ich gar keine gelernte Haushälterin bin.
Ich schlüpfe rasch in die Uniform und fahre mit einem Kamm durch meine Haare. Dann stelle ich mich vor den Spiegel.
»Einen schönen guten Morgen, Mrs. Geiger«, sage ich zu meinem Spiegelbild. »Und ... äh ... wie möchten Sie den Salon abgestaubt haben?«
Ja, so geht‘s.
Als ich die Treppe herunterkomme, werde ich bereits gespannt von beiden Geigers erwartet. Noch nie war ich so verunsichert.
Ich bin eine Haushälterin. Ich muss mich wie eine Haushälterin benehmen.
»Herzlich willkommen, Samantha!«, begrüßt mich Eddie, als ich unten ankomme. »Na, gut geschlafen?«
»Ja, danke, Mr. Geiger«, antworte ich sittsam.
»Gut! Gut!« Eddie wippt auf den Fußsohlen hin und her. Auch er scheint ein wenig unsicher zu sein. Beide, wie es den Anschein hat. Die Geigers wirken, unter all der Schminke, der Sonnenbräune und den teuren Klamotten, eindeutig verunsichert.
Ich gehe zu einer Fensterbank und rücke mit, wie ich hoffe, professioneller Miene, ein Kissen gerade.
»Sie möchten sich jetzt sicher mit Ihrer neuen Küche vertraut machen!«, sagt Trish mit nervöser Fröhlichkeit.
»Selbstverständlich!«, antworte ich mit einem selbstbewussten Lächeln. »Darauf freue ich mich schon!«
Es ist bloß eine Küche. Nur für einen Vormittag. Das schaffe ich.
Trish führt uns in die riesige Küche. Diesmal schaue ich mich genauer um, versuche mich mit den Einzelheiten vertraut zu machen. Zu meiner Linken ist eine Art riesiges Herdplattendings in die marmorne Arbeitsplatte eingelassen. Daneben, in Hüfthöhe, eine ganze Batterie von Backöfen. Oder Mikrowellen? Wo ich auch hinschaue chromglänzende Geräte, an irgendwelche Steckdosen angeschlossen. Reihen und Reihen von Töpfen und Pfannen und allen möglichen anderen Kochutensilien hängen in blitzblank funkelndem Durcheinander über uns.
Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, was was ist.
»Kann mir vorstellen, dass Sie das erst mal alles umräumen werden«, sagt Trish gestikulierend. »Nur zu. Richten Sie sich alles so ein, wie Sie es mögen. Sie sind schließlich die Expertin!«
Beide schauen mich erwartungsvoll an.
»Selbstverständlich«, sage ich geschäftsmäßig. »Natürlich habe ich mein eigenes ... äh ... System. Das hier zum Beispiel sollte nicht hier hängen.« Ich deute willkürlich auf irgendein Ding. »Das muss da weg.«
»Tatsächlich?« Trish ist fasziniert. »Und wieso?«
Stille. Selbst Eddie wirkt interessiert.
»Aus ... aus Gründen der Ergonomie«, improvisiere ich. Ah. Jetzt schnell ablenken. »Sie möchten also Toast zum Frühstück?«
»Ja, Toast für uns beide«, antwortet Trish. »Und Kaffee. Mit Magermilch natürlich.«
»Kommt sofort.« Ich lächle, ein wenig erleichtert.
Toast kann ich. Kein Problem. Sobald ich rausgekriegt habe, welches von diesen verdammten Dingern der Toaster ist.
»Ich werde Ihnen das Frühstück sofort bringen«, füge ich im Bemühen, sie aus »meiner« Küche zu kriegen, hinzu. »Wo möchten Sie speisen? Im Esszimmer?«
In diesem Moment ertönt aus der Eingangshalle ein dumpfes Platschen.
»Das wird die Zeitung sein«, flötet Trish. »Ja, servieren Sie das Frühstück bitte im Esszimmer, Samantha.« Sie eilt hinaus, doch Eddie bleibt zurück.
»Wissen Sie, ich habe es mir anders überlegt.« Er schenkt mir ein joviales Lächeln. »Vergessen Sie den Toast, Samantha.
Ich hätte lieber Ihre berühmten Eier Benedikt. Sie haben mir gestern Abend richtig Appetit gemacht!«
Gestern Abend? Was habe ich gestern Abend -
Ach du meine Güte. Eier Benedikt. Mein Spezialgericht. Und Lord Edgerlys Lieblingsspeise.
Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
Ich weiß ja nicht mal, was Eier Benedikt ist.
»Sind Sie ... sicher, dass Sie das möchten?«, stoße ich gepresst hervor.
»Kann mir doch Ihr Spezialgericht nicht entgehen lassen!« Eddie reibt sich freudig den Bauch. »Mein Lieblingsfrühstück. Die besten Eier Benedikt, die ich je gegessen habe, gibt‘s im Carlyle, in New York. Aber ich wette, Ihre sind noch besser!«
»Wer weiß?« Irgendwie bringe ich ein strahlendes Lächeln zustande.
Warum zum Teufel habe ich gesagt, ich könnte Eier Benedikt zubereiten?
Okay ... nur die Ruhe. Kann ja nicht so schwer sein. Eier und ... noch irgendwas.
Eddie lehnt sich erwartungsvoll an die
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