Goettin in Gummistiefeln
ja.« Ich kann ihn nicht ansehen. »Hat er.«
»Na wundervoll!« Sie pafft an ihrer Zigarette. »Tja, Mr. Geiger und ich sind wieder da, und wir hätten die Sandwichs gern in zwanzig Minuten.«
Ein eisiger Schrecken durchzuckt mich. In zwanzig Minuten? Aber es ist doch erst zehn nach zwölf! Die bestellten Sandwichs werden nicht vor eins geliefert.
»Möchten Sie vielleicht zuerst einmal einen Drink?«, frage ich in dem verzweifelten Versuch, ein wenig Zeit herauszuschinden.
»Nein, danke! Nur die Sandwichs, bitte. Um ehrlich zu sein, wir haben beide ziemlich Hunger, wenn Sie sich also ein wenig beeilen könnten ...«
»Selbstverständlich.« Ich schlucke. »Kein Problem!«
Automatisch mache ich einen Knicks. Aus Nathaniels Richtung ertönt ein gedämpftes Schnauben.
»Sie knicksen«, sagt er, sobald wir wieder allein sind.
»Ja, ich knickse«, entgegne ich trotzig. »Haben Sie was dagegen?«
Nathaniels Blick richtet sich abermals auf die verunglückten Brotscheiben.
»Ist das der Lunch?«, erkundigt er sich.
»Nein, das ist nicht der Lunch!«, tauche ich nervös. »Und würden Sie jetzt bitte meine Küche verlassen? Ich brauche Platz zum Arbeiten.«
Er hebt die Brauen.
»Na, dann bis später. Viel Glück mit der Sauce.« Er weist mit einem Kopfnicken auf den Topf.
Sobald er die Küchentür zugemacht hat, reiße ich mein Handy heraus und wähle über die Kurzwahltaste die Cateringfirma an. Aber es ist nur der Anrufbeantworter dran.
»Hi«, stoße ich nach dem Piepsen atemlos hervor. »Ich habe heute früh Sandwichs bestellt? Tja, die brauchte ich jetzt, sofort. So schnell, wie möglich. Danke.«
Doch noch während ich die Verbindung abbreche, wird mir klar, dass es zwecklos ist. Die Lieferung wird auf jeden Fall zu spät kommen. Und die Geigers scharren jetzt schon mit den Hufen.
Wilde Entschlossenheit überkommt mich.
Okay. Ich schaffe das. Ich kann ein paar lächerliche Brötchen machen.
Rasch nehme ich die relativ noch am besten erhaltenen Brotruinen zur Hand, dazu das Brotmesser und schneide die Rinden ab. Am Schluss bleibt zwar nur ein winziges, reichlich unregelmäßiges Viereck übrig, aber zumindest ist es so einigermaßen präsentabel. Ich hacke was von der Butter ab und schmiere es auf die erste Scheibe. Sie zerreißt prompt in zwei Stücke.
Verdammter Mist.
Das lässt sich wieder zusammenkleben. Merkt keiner.
Ich reiße eine der oberen Schranktüren auf und wühle in den darin befindlichen Gläsern herum ... Senf... Pfefferminzsauce ... Erdbeermarmelade. Marmeladenbrötchen. Der Klassiker. Hastig schmiere ich Marmelade auf eine Brotscheibe, noch ein wenig mehr Butter auf die andere und pappe die Scheiben dann zusammen. Anschließend begutachte ich mein Werk.
Grausig. Aus den Rissen sickert Marmelade. Und eckig ist es auch nicht.
Ich habe noch nie im Leben ein so grässliches Sandwich gesehen.
Das kann ich den Geigers unmöglich vorsetzen.
Langsam lege ich das Messer beiseite. Das wär‘s dann also. Zeit zu kündigen. Seltsam enttäuscht von mir selbst, starre ich das klebrige Desaster an. Nicht einmal einen Vormittag lang habe ich es durchgehalten.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Ich fahre herum und sehe ein Mädchen mit einem blauen Haarband durchs Küchenfenster linsen.
»Hi!«, ruft sie fröhlich. »Sie haben Sandwichs für zwanzig bestellt?«
Alles geht so schnell. Gerade stand ich noch verzweifelt vor meinen Sandwichruinen. Jetzt tragen zwei Mädchen in grünen Schürzen Platten über Platten mit umwerfend aussehenden Sandwichs herein.
Sauber zugeschnittene, weiße und braune Sandwichecken, zu ordentlichen Pyramiden gestapelt, mit Kräutersträußchen und Zitronenscheibchen garniert. Es stecken sogar kleine Fähnchen in den Brötchen, auf denen steht, womit sie bestrichen sind.
Tunfisch an Minze mit Gurke. Räucherlachs an Creme fraiche mit Kaviar. Thai Chicken an wilder Rauke.
»Das mit dem Zahlenkuddelmuddel tut mir schrecklich Leid«, sagt das Mädchen, bei dem ich für die Lieferung unterschreibe. »Es hat ehrlich wie eine zwanzig ausgesehen. Und wir kriegen nicht oft eine Bestellung für Sandwichs für zwei ...«
»Schon in Ordnung!« Ich versuche sie zur Tür zu drängeln. »Ehrlich. Buchen Sie‘s einfach mit ab.«
Als die Tür endlich zu ist, blicke ich mich erst mal wie betäubt in der Küche um. Noch nie habe ich derart viele Sandwichs auf einem Haufen gesehen. Überall. Auf jeder freien Oberfläche. Sogar auf dem Herd.
»Samantha?«,
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