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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann zu dem Glas Wein in meiner Hand.
    »Hi«, sagt er schließlich. »Sind Sie die neue Cordon-Bleu-Köchin?«
    »Ah ... ja! Ja, das bin ich!« Ich streiche meine Uniform glatt. »Ich bin die neue Haushälterin. Samantha. Hallo.«
    »Nathaniel.« Er streckt mir die Hand hin. Nach kurzem Zögern ergreife ich sie. Seine Haut ist so rissig und schwielig, dass ich das Gefühl habe, ein Stück Borkenrinde zu schütteln. »Ich pflege den Garten der Geigers. Sie möchten sicher mit mir über das Gemüse reden.«
    Unsicher blicke ich ihn an. Wieso sollte ich mit ihm über Gemüse reden wollen?
    Er lehnt sich an den Türrahmen und verschränkt die Arme. Mir springt ins Auge, wie muskulös seine Unterarme sind. Solche Unterarme habe ich noch nie im Leben gesehen. Bisher jedenfalls nicht.
    »Ich kann Ihnen so gut wie alles liefern, was Sie brauchen«, fährt er fort. »Je nach Saison, versteht sich. Sie müssen mir nur sagen, was Sie wollen.«
    »Ach, Gemüse meinen Sie.« Endlich geht mir ein Licht auf. »Für die Küche. Äh ... ja. Ja, davon kann ich was gebrauchen. Definitiv.«
    »Ich habe gehört, Sie sind bei einem Sternekoch in die Lehre gegangen?« Seine Stirn wirft ein paar leichte Falten. »Ich weiß nicht, was für ausgefallenes Zeug Sie verwenden, aber ich werde mein Bestes tun.« Er zaubert ein erdverschmiertes kleines Notizbuch und einen Stift hervor. »Welche Brassica-Arten verwenden Sie für gewöhnlich?«
    Brassica?
    Was zum Teufel ist Brassica?
    Irgendein Gemüse nehme ich an. Habe ich das Wort nicht mal bei Asterix gelesen? Leider habe ich mir nur alea iacta est gemerkt, und ob und wie die Würfel für mich gefallen sind, wird sich hoffentlich bald rausstellen. Brassica? Brassica? Nein, keine Ahnung.
    »Da müsste ich erst mal meine Kartei konsultieren«, entgegne ich geziert. »Ich komme dann zu gegebener Zeit auf Sie zurück.«
    »Aber, ich meine, ganz allgemein.« Er blickt auf. »Was verwenden Sie am häufigsten? Damit ich weiß, was ich anpflanzen soll.«
    O Gott. Ich wage es nicht, ein einziges Gemüse zu nennen, aus Angst, mich bis auf die Knochen zu blamieren.
    »Ah ... eigentlich alle Sorten.« Ich schenke ihm ein entwaffnendes Lächeln. »Sie wissen ja, wie das mit den Brassica ist. Mal hat man Lust auf die eine ... mal auf die andere!«
    Ich weiß nicht, wie überzeugend das klang. Nathaniel jedenfalls wirkt ein wenig verblüfft.
    »Ich bin gerade dabei, den Lauch zu bestellen«, sagt er langsam. »Welche Art ziehen Sie vor? Albinstar oder Bleu de Solaise?«
    Mit prickelnden Wangen starre ich ihn an. Habe die Worte noch nie gehört.
    »Ahm ... erstere«, stammle ich schließlich. »Die hat eine so ... so schmackhafte Qualität.«
    Nathaniel lässt das Notizbuch sinken und starrt mich einen Augenblick lang an. Sein Blick huscht wieder zu meinem Weinglas. Ich bin nicht sicher, ob mir sein Gesichtsausdruck gefällt.
    »Den Wein wollte ich gerade für eine Soße verwenden«, sage ich hastig. Lässig greife ich mir einen Topf vom Haken, stelle ihn auf den Herd und schütte den Wein hinein. Mit elegantem Schwung schnappe ich mir das Salz vom Regal und schüttle eine kräftige Prise in den Wein. Dann rühre ich das ganze mit einem hölzernen Kochlöffel um.
    Ich riskiere einen Blick auf Nathaniel. Er starrt mich mit einem an Fassungslosigkeit grenzenden Ausdruck an.
    »Wo, sagten Sie noch mal, sind Sie in die Lehre gegangen?«, fragt er schließlich.
    Ein leichter Schreck durchzuckt mich. Der Mann ist nicht blöd.
    »Am ... am Cordon-Bleu-Institut.« Meine Wangen haben mittlerweile Glühtemperatur erreicht. Um irgendwas zu tun, schüttle ich noch ein wenig Salz in den Wein und rühre energisch um.
    »Sie haben vergessen, die Herdplatte einzuschalten«, merkt Nathaniel an.
    »Das wird eine kalte Sauce«, verkünde ich, ohne aufzublicken. Ich rühre noch ein wenig weiter, dann lege ich den Kochlöffel beiseite. »So. Das muss jetzt erst mal ... äh ... marinieren.«
    Endlich wage ich es aufzublicken. Nathaniel lehnt noch immer im Türrahmen und beobachtet mich unbewegt. In seinen blauen Augen steht ein Ausdruck, bei dem sich mir die Kehle zuschnürt.
    Er weiß Bescheid.
    Er weiß, dass ich eine Schwindlerin bin.
    Bitte nichts den Geigers verraten, flehe ich ihn stumm an. Bitte. Ich bin sowieso bald wieder weg.
    »Samantha?« Trish steckt den Kopf zur Tür herein, und ich fahre nervös zusammen. »Ach, Sie haben Nathaniel schon kennen gelernt! Hat er Ihnen von seinem Gemüsegarten erzählt?«
    »Ah ...

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