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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wäsche gewaschen und den Wintergarten durchgesaugt. Gegen Mittag habe ich sämtliche Räume im Erdgeschoss gesaugt und Staub gewischt und alle Spiegel mit Essig geputzt. Zur Teezeit habe ich eine zweite Ladung Wäsche erledigt, mein Gemüse im Schredder fein gehackt, den Wildreis fürs Abendessen abgewogen und behutsam vier Teigförmchen für die Obsttörtchen zum Dessert vorbereitet, genau wie Iris es mir gezeigt hat.
    Gegen Abend habe ich ein Blech mit vier verbrannten Teigförmchen weggeworfen und vier neue gemacht, die ich mit Erdbeeren gefüllt und mit warmer, flüssiger Aprikosenmarmelade übergössen habe. Ich habe das fein gehackte Gemüse in Olivenöl und Knoblauch angedünstet und die grünen Bohnen blanchiert. Die Seebrassenfilets sind auch schon fix und fertig im Rohr. Leider habe ich auch eine Kleinigkeit mehr vom Kochwein (ein Wermut, diesmal) intus als gut für mich ist, aber was soll‘s.
    Mein Gesicht ist krebsrot, ich bin ganz hibbelig und hetze in einer Art rasender Trance durch die Küche ... fühle mich jedoch prima. Ja, sogar fast euphorisch. Hier stehe ich und koche wirklich und wahrhaftig eine warme Mahlzeit ... ganz allein! Und es klappt! Naja, größtenteils. Über das Champignon-Fiasko breiten wir am besten den Mantel des Schweigens - und den Mülleimerdeckel.
    Ich habe den Esstisch mit dem schönsten Geschirr gedeckt, das ich finden konnte, habe Kerzen in den silbernen Kerzenleuchter gesteckt. Ich habe eine Flasche Prosecco kalt und die Teller warm gestellt und ich habe sogar Trishs Lieblings-CD mit Lovesongs von Enrique Iglesias in den CD-Player gesteckt. Ich komme mir vor, als würde ich meine erste Dinnerparty geben.
    Mit einem angenehmen Kribbeln im Bauch streiche ich meine Schürze glatt, stoße die Küchentür auf und rufe: »Mrs. Geiger? Mr. Geiger?«
    Was ich brauchte, wäre ein Gong.
    »Mrs. Geiger?«, versuche ich es abermals.
    Keine Antwort. Nada. Niente. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie inzwischen vor der Küche herumlungern würden. Also gehe ich in die Küche zurück, schnappe mir ein Glas und eine Gabel, gehe hinaus und schlage das eine laut gegen das andere.
    Nichts. Wo stecken die Leutchen?
    Ich schaue in alle Zimmer im Erdgeschoss, aber keiner ist da. Schüchtern setze ich den Fuß auf die Treppe.
    Vielleicht widmen sie sich ja gerade einer besonders kniffligen Stelle aus Joy of Sex. Vielleicht sollte ich lieber nicht stören.
    »Ah ... Mrs. Geiger?«, rufe ich zögernd. »Das Dinner ist serviert.«
    Vom Ende des Gangs dringen Stimmen an mein Ohr. Ich nähere mich vorsichtig. »Mrs. Geiger?«
    Plötzlich fliegt die Tür mit einem Knall auf.
    »Wofür ist Geld denn da?«, kreischt Trish in den höchsten Tönen. »Sag mir das mal!«
    »Ich brauche dir nicht zu sagen, wofür Geld da ist!«, brüllt Eddie ihr nach. »Das war noch nie nötig!«
    »Du kapierst aber auch gar nichts -«
    »Oh, ich kapiere alles! Ich kapiere schon!« Eddie klingt, als würde ihm jeden Moment die Halsschlagader platzen. »Erzähle mir ja nicht, dass ich nichts kapieren würde!«
    Oooookay. Also nicht Joy of Sex. Ich wende mich vorsichtig ab und will mich auf Zehenspitzen davonmachen - aber zu spät.
    »Und was ist mit Portugal?«, kreischt Trish. »Hast du das schon vergessen?« In einem Wirbel von Pink kommt sie aus dem Zimmer geschossen. Als sie mich sieht, bleibt sie abrupt stehen.
    »Ah ... das Dinner wäre bereit«, murmle ich, den Blick auf den Teppich geheftet. »Madam.«
    »Wenn du dieses beschissene Portugal noch einmal erwähnst, dann -« Eddie kommt aus dem Zimmer gestürmt.
    »Eddie!«, fährt Trish ihren Göttergatten an und weist mit einem unmerklichen Nicken auf mich. »Pas devant.«
    »Was?« Eddie funkelt sie böse an.
    »Pas devant les ... les ...« Sie macht mit ihren Händen Drehbewegungen, als könne sie die fehlende Vokabel aus der Luft herausleiern.
    »Domestiques?«, schlage ich hilfsbereit vor.
    Trish wirft mir einen giftigen Blick zu und rafft sich dann mit sichtlicher Würde zusammen. »Ich werde mich auf mein Zimmer zurückziehen.«
    »Das ist auch mein beschissenes Zimmer!«, ruft Eddie wütend, doch die Tür ist bereits mit einem Knall zugefallen.
    »Ah ... ich hätte das Dinner fertig ...«, melde ich mich schüchtern zu Wort, aber Eddie stapft bereits wütend zur Treppe und hört mich gar nicht.
    Verzweiflung keimt in mir auf. Wenn die Seebrasse nicht bald gegessen wird, wird sie trocken und schrumpelig.
    »Mrs. Geiger?« Ich klopfe an die Tür. »Ich möchte

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