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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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wolltest du sagen?«, frage ich und schenke ihm Wein nach.
    »Ich wollte dich fragen, ob du mit mir ausgehen willst«, sagt Nathaniel. Ich überflute um ein Haar die ganze Tischdecke.
    Was? Was will er?
    Das mit den Händen hat funktioniert?
    »Aber keine Sorge.« Er nimmt einen kräftigen Schluck. »Ich verstehe schon.«
    Umschwenken. Umschwenken. Wie mache ich das jetzt bloß? Eine Kurskorrektur. Aber subtil, damit er nichts merkt ...
    Ach, zur Hölle damit. Ich bin eine Frau. Ich darf meine Meinung ändern, so oft ich will.
    »Nathaniel«, würge ich heraus, »ich würde schrecklich gerne mit dir ausgehen«.
    »Prima.« Er wirkt überhaupt nicht erschüttert. »Wie wär‘s mit Freitag?«
    »Perfekt.«
    Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd. Und plötzlich merke ich auch, wie hungrig ich bin. Ich nehme Messer und Gabel zur Hand und mache mich über meine vertrocknete Seebrasse her.

14
    Es ist Freitagvormittag, und ich habe es tatsächlich geschafft, die Woche ohne größere Katastrophen zu überstehen. Zumindest keine, die die Geigers mitbekommen haben.
    Da wäre die Gemüserisotto-Katastrophe vom Dienstag -aber Gott sei Dank ist es mir gelungen, mir in letzter Minute was vom Italiener schicken zu lassen. Dann das pfirsichfarbene Neglige, das ich rückblickend doch mit einer etwas milderen Temperatur hätte bügeln sollen. Und die Dartington-Vase, die mir beim Saugen mit dem speziellen Aufsatz zu Bruch gegangen ist. Zum Glück hat sie bis jetzt noch niemand vermisst. Und die neue soll morgen geliefert werden.
    Bis jetzt hat mich diese Woche nur zweihundert Pfund gekostet, was eine enorme Verbesserung im Vergleich zur letzten Woche darstellt. Nicht lange und ich werde vielleicht sogar in die Gewinnzone schlittern.
    Ich bin gerade dabei, mit spitzen Fingern und abgewandtem Blick Eddies nasse Unterwäsche aufzuhängen, als ich von Trish gerufen werde.
    »Samantha! Wo sind Sie?« Sie klingt nicht gerade gut gelaunt, und ich beginne innerlich zu zittern. Was hat sie rausgekriegt? »Ich kann Sie einfach nicht mehr so herumlaufen lassen.« Trish taucht in der Wäschekammer auf und schüttelt energisch den Kopf.
    »Wie bitte?«
    »Ihre Haare.« Sie verzieht das Gesicht.
    »Ach so.« Ich berühre die ausgebleichte Strähne und verziehe ebenfalls das Gesicht. »Ich wollte das am Wochenende eigentlich machen lassen -«
    »Sie werden es jetzt machen lassen«, unterbricht sie mich. »Meine Friseurin ist nämlich gerade da.«
    »Jetzt?« Ich starre sie fassungslos an. »Aber ... ich muss noch saugen ... und ...«
    »Ich kann nicht dulden, dass Sie weiter so rumlaufen. Sie können die Stunden später wieder aufholen. Und ich werde Ihnen die Kosten von Ihrem Gehalt abziehen. Jetzt kommen Sie schon. Annabelle wartet bereits!«
    Mir bleibt wohl keine andere Wahl. Ich lasse den Rest von Eddies Unterwäsche auf den Wäscheständer plumpsen und folge ihr nach oben in den ersten Stock.
    »Also, ich wollte noch mit Ihnen über meine Kaschmir-Strickjacke reden«, sagt Trish streng, während wir die Treppe hochgehen. »Die beigefarbene, wissen Sie?«
    O Mist. Sie hat rausgekriegt, dass ich sie ersetzt habe. Natürlich hat sie das. So dumm ist sie nun auch wieder nicht.
    »Ich weiß nicht, was Sie damit gemacht haben.« Trish bläst eine Rauchwolke von sich und stößt die Schlafzimmertür auf. »Aber sie sieht einfach fa-bel-haft aus. Sogar der kleine Tintenfleck am Bündchen ist verschwunden! Sieht wie neu aus!«
    Ich grinse erleichtert. »Tja ... gehört alles zum Service!«
    Ich folge Trish ins Schlafzimmer, wo uns bereits eine Frau mit hochtoupierter blonder Betonfrisur, weißer Jeans und Goldgürtel erwartet. Sie hat einen Stuhl in die Mitte des Zimmers gerückt.
    »Hallo!« Sie blickt auf, Zigarette in der Hand. Erst jetzt sehe ich, dass sie ungefähr sechzig sein muss. »Samantha! Ich habe alles über Sie gehört!«
    Sie hat eine heisere Raucherstimme und um ihren Mund sind tiefe Fältchen vom ständigen Ziehen an Zigaretten. Ihr Make-up sieht aus, als wäre es aufgeschweißt. So müsste Trish in fünfzehn Jahren aussehen. Sie tritt auf mich zu, begutachtet meine Haare und verzieht das Gesicht.
    »Was ist das denn? Sie dachten wohl, Sie probieren‘s mit dem Strähnchen-Look?« Sie stößt ein heiseres Lachen aus.
    »Das war ... ein Unfall. Mit dem Bleichmittel.«
    »Ein Unfall!« Mit einem missbilligenden Zungenschnalzen fährt sie mir durch die Haare. »Tja, so kann es nicht bleiben. Die Farbe ist scheußlich. Wir versuchen es mit

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