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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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automatisch einen Schritt zurück. Ich fahre herum - und sehe, zu meinem größten Entsetzen, Trish, die sich weit aus einem der oberen Fenster lehnt, in der Hand eine Zigarette. Neugierig schaut sie auf uns herab.
    »Ich bin schließlich nicht prüde, wissen Sie«, teilt sie uns mit. »Sie dürfen ruhig knutschen!«
    Ich werfe wütende Blicke zu ihr hinauf. Hat sie noch nie das Wörtchen »Privatsphäre« gehört?
    »Macht ruhig weiter!« Sie winkt uns lässig mit ihrer glimmenden Zigarette zu. »Lasst euch von mir nicht stören!«
    Nicht stören? Tut mir Leid, aber ich bin nicht bereit, Trish eine Peepshow zu liefern. Unsicher schaue ich Nathaniel an, der ebenso ratlos ist wie ich.
    »Sollten wir nicht -« Ich halte inne, weil ich nicht weiß, was ich überhaupt vorschlagen wollte.
    »Ist es nicht eine schöne Sommernacht?«, ruft Trish munter zu uns herunter.
    »Ja, wirklich schön«, ruft Nathaniel höflich zurück.
    Unsere Blicke begegnen sich, und auf einmal muss ich meine ganze Kraft aufbieten, um nicht laut loszuprusten. Was für eine Katastrophe. Die romantische Stimmung ist total verpufft.
    »Ah ... danke noch mal für diesen wirklich schönen Abend«, sage ich schließlich, so ernst wie es mir unter den Umständen möglich ist.
    »Ja, ich fand ihn auch schön.« Seine Augen sehen in der Dunkelheit fast indigoblau aus. Seine Mundwinkel zucken. »Also, sollen wir Mrs. Geiger die ersehnte Vorstellung geben oder sollen wir sie in unerträglicher Frustration schmoren lassen?«
    Wir schauen beide zu Trish hinauf, die sich immer noch gespannt aus dem Fenster lehnt, als erwarte sie, dass Nathaniel und ich jeden Moment irgendwas Unanständiges machen würden.
    »Och ... ich denke, sie hat wohl die unerträgliche Frustration verdient«, sage ich mit einem leisen Lächeln.
    »Dann also bis morgen, ja?«
    »Morgen um zehn. Bei deiner Mum.«
    »Bis morgen.«
    Er wendet sich ab, streckt noch einmal die Hand aus und unsere Fingerspitzen berühren sich flüchtig. Dann ist er fort. Ich blicke ihm mit klopfendem Herzen nach, wie er die Auffahrt entlanggeht und in der Dunkelheit verschwindet.
    Trish eins auszuwischen ist gut und schön. Aber wo bleibe ich jetzt mit meiner unerträglichen Frustration?

16
    Am nächsten Morgen schrecke ich aus dem Schlaf hoch, weil jemand energisch an meine Tür hämmert. Es ist Trish. »Samantha! Ich muss sofort mit Ihnen sprechen!«
    Es ist Samstagmorgen und noch nicht mal acht. Was hat sie‘s denn gar so eilig?
    »Okay!«, rufe ich verschlafen. »Einen Moment!«
    Ich stolpere aus dem Bett, den Kopf noch ganz voll von allen möglichen köstlichen Erinnerungen an den gestrigen Abend. Händchen halten mit Nathaniel ... Wie er im Pub hinter mir stand und mich praktisch in die Arme genommen hat ...
    »Ja, Mrs. Geiger?« Ich mache die Tür auf und sehe Trish im Morgenmantel vor mir stehen. Ihr Gesicht ist gerötet, die Augen blutunterlaufen. Sie hat ein Handy am Ohr und hält nun die Hand über die Sprechmuschel.
    »Samantha.« Ihre Augen sind schmaler denn je und in ihrer Stimme liegt ein eigenartiger, triumphierender Ton. »Sie haben mich angeschwindelt, wie?«
    Mir fährt der Schreck in sämtliche Glieder und das Herz in die Hose. Wie hat sie ... wie konnte sie ...
    »Na?« Sie mustert mich bohrend. »Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    Meine Gedanken rasen. Eigentlich war alles geschwindelt, einschließlich der Behauptung, ich wäre eine Haushälterin. Es könnte alles sein, eine unbedeutende Kleinigkeit. Oder der ganze Schwindel könnte aufgeflogen sein.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, krächze ich. »Madam.«
    »Nun.« Trish macht mit schwingendem Morgenmantel einen Schritt auf mich zu. »Wie Sie sich sicher vorstellen können, bin ich äußerst erzürnt darüber, dass Sie mir verschwiegen haben - wie Sie einmal für den spanischen Botschafter Paella gemacht haben.«
    Mir steht der Mund offen. Den spanischen was?
    »Dabei habe ich Sie doch erst neulich gefragt, ob Sie mal irgendwelche bedeutenden Persönlichkeiten bekocht haben.« Trish hebt vorwurfsvoll die Brauen. »Und das Bankett für Dreihundert im Marchant House haben Sie nicht mal mit einem Wort erwähnt.«
    Das was? Hat sie nicht mehr alle?
    Ookay. Vielleicht ist es ja genau das. Vielleicht hat sie wirklich nicht alle Tassen im Schrank, und ich hab‘s bis jetzt nur noch nicht gemerkt. Es würde jedenfalls eine Menge erklären.
    »Mrs. Geiger«, sage ich nervös. »Möchten Sie sich vielleicht setzen?«
    »Nein, vielen

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