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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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er mir den Rücken gekehrt hat, nehme ich einen kräftigen Schluck Wein. Anwälte bedient er nicht. Warum bedient er keine Anwälte?
    Okay ... nur die Ruhe, ermahne ich mich streng. Es ist nur ein Witz. Natürlich ist es nur ein Witz. Jeder hasst Rechtsanwälte, so wie jeder Immobilienmakler und Finanzbeamte hasst. Das ist nun mal so.
    Aber deshalb hängen noch lange nicht alle ein Schild in ihr Pub, oder?
    In diesem Moment taucht der rothaarige Barmann in meiner Ecke der Bar auf und schaufelt etwas Eis aus einem riesigen Behälter.
    »Hallo«, sagt er und streckt mir seine Hand hin. »Ich bin Eamonn.«
    »Samantha.« Ich schüttle lächelnd seine Hand. »Ich bin mit Nathaniel hier.«
    »Hat er gesagt.« Seine Augen blitzen schelmisch. »Herzlich willkommen in Lower Ebury.«
    Während ich ihm beim Ausschenken zusehe, kommt mir plötzlich der Gedanke, dass er wahrscheinlich etwas über dieses Schild wissen müsste.
    »Also«, sage ich so lässig wie möglich, als er das nächste Mal in meine Nähe kommt, »dieses Schild da über Anwälte. Das ist ein Witz, stimmt‘s?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortet Eamonn fröhlich. »Nathaniel kann Anwälte nicht ausstehen.«
    »Ach!« Irgendwie schaffe ich es, mein Lächeln nicht abrutschen zu lassen. »Ah ... und wieso?«
    »Hat mit dem Tod von seinem Dad zu tun.« Eamonn hievt einen Getränkekasten hoch, und ich drehe mich so auf meinem Hocker, dass ich ihn besser sehen kann.
    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Da gab es einen Rechtsstreit zwischen seinem Vater und dem Stadtrat.« Eamonn hält kurz mit der Arbeit inne. »Nathaniel sagt, es hätte nie zu diesem Rechtsstreit kommen dürfen, aber Ben hat sich von irgendwelchen Anwälten dazu überreden lassen. Es ging ihm ohnehin nicht gut, und die Sache hat ihm dann mehr und mehr zugesetzt, bis er schließlich einen Herzinfarkt bekam.«
    »Mein Gott, wie furchtbar!«, stoße ich entsetzt hervor. »Und Nathaniel gibt den Anwälten die Schuld?«
    »Er findet, die Sache hätte gar nicht erst angefangen werden dürfen.« Eamonn hievt weitere Kästen hoch. »Das Schlimmste war, als Ben starb, mussten sie ein Pub verkaufen. Um die Anwaltskosten bezahlen zu können.«
    Ich bin total entsetzt. Ich werfe einen Blick auf Nathaniel, der am anderen Ende der Bar steht und mit einem Gast spricht, die Stirn tief gefurcht.
    »Der letzte Anwalt, der hier reinkam ...« Eamonn beugt sich verschwörerisch über die Bar, »dem hat Nathaniel eine reingehauen.«
    »Er hat ihn geschlagen?«, quieke ich entsetzt.
    »Das war am Tag der Beerdigung seines Dads.« Eamonn spricht leiser. »Einer der Anwälte seines Dads kam rein, und Nathaniel hat ihm einen Kinnhaken versetzt. Wir ziehen ihn immer noch damit auf.«
    Er wendet sich ab, um jemanden zu bedienen, und ich nehme erst mal einen Riesenschluck aus meinem Glas, um mich ein wenig zu beruhigen.
    Also, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Er mag keine Anwälte. Das heißt noch lange nicht, dass er mich nicht mag. Ich kann trotzdem ehrlich zu ihm sein. Ich kann ihm trotzdem von mir und meiner Vergangenheit erzählen. Das würde er mir doch nie vorwerfen, nein ganz bestimmt nicht.
    Und wenn doch?
    Wenn er mir eine reinhaut?
    »Entschuldige.« Nathaniel steht plötzlich wieder vor mir und lächelt mich sanft an. »Alles klar bei dir?«
    »O ja!«, stoße ich etwas zu enthusiastisch hervor. »Amüsiere mich prächtig!«
    »He, Nathaniel«, sagt Eamonn, der gerade ein Glas poliert. Er zwinkert mir zu. »Wie nennt man fünftausend Anwälte am Meeresgrund?«
    »Einen kapitalen Verlust!« Es ist mir einfach so herausgerutscht. »Ah, ich meine ... Sie sollen alle ... verrotten. In der Hölle. Äh.«
    Überraschtes Schweigen. Eamonn und Nathaniel sehen sich mit hochgezogen Brauen an.
    Oookay. Themawechsel. Dalli.
    »Also! Ah ...« Ich reibe mir die Hände und blicke mich zu einem Grüppchen um, das an der Bar steht. »Wem kann ich was zapfen?«
    Am Ende des Abends habe ich so an die vierzig Pints gezapft. Ich habe einen Riesenteller Fish ´n Chips vertilgt und einen halben klebrigen Toffeepudding - und Nathaniel beim Dart geschlagen, zur großen Freude und unter lautem Gejohle des zuschauenden Publikums.
    »Du hast gesagt, du hättest noch nie Dart gespielt!«, stößt Nathaniel verblüfft hervor, nachdem ich ihn mit einem letzten Doppelachter an die Wand genagelt habe.
    »Hab ich auch nicht«, antworte ich unschuldig. Ich muss ja nicht unbedingt erwähnen, dass ich auf der Schule fünf Jahre lang im

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