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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Carter-Spink-Adresse zu schicken, aber die gab‘s nicht mehr.«
    »Tatsächlich?« Ich merke, wie sich etwas in mir zusammenzieht.
    »Und dann dachte ich -« Sie bricht ab und ich höre im Hintergrund Lärm und Gehupe. »Ach, Mist. Ich muss los. Pass auf, ich rufe dich wieder an, sobald ich kann -«
    »Warte!«, stoße ich hastig hervor. »Bevor du gehst, Freya, was um alles in der Welt hast du eigentlich zu Trish gesagt? Das mit dem spanischen Botschafter? Und Marchant House?«
    »Ach, das.« Sie kichert. »Naja, sie hat nicht aufgehört, mich mit Fragen zu bombardieren, und da dachte ich, ich lasse mir besser was einfallen. Ich habe gesagt, du könntest alles Mögliche aus Tischservietten falten ... Szenen aus Schwanensee und so weiter ... und du könntest Eisskulpturen machen ... und dass David Linley mal dein Rezept für Käsestangen haben wollte ...«
    »Freya ...« Ich schließe die Augen.
    »Hab so einiges zusammengeschwindelt, um ehrlich zu sein. Sie war total von den Socken! Konnte überhaupt nicht genug davon kriegen! Aber jetzt muss ich los, Babe. Pass auf dich auf.«
    »Du auch auf dich.«
    Sie hat aufgelegt, und ich bleibe einen Moment lang reglos stehen. Im Bad ist es auf einmal merkwürdig still, jetzt wo Freyas rauchige Stimme nicht mehr zu hören ist und auch nicht mehr der Lärm von Indien.
    Ich schaue auf meine Uhr. Viertel vor zehn. Gerade noch Zeit für einen kurzen Blick ins Internet.
    Drei Minuten später sitze ich an Eddies Schreibtisch und warte ungeduldig darauf, dass die Verbindung zum Internet hergestellt wird. Ich habe Trish gefragt, ob ich Lady Edgerly kurz eine E-Mail schicken dürfte, und sie hat mir sofort Eddies Studierzimmer aufgeschlossen. Dann hat sie sich neugierig hinter meinem Rücken aufgepflanzt und ist erst gegangen, als ich sie höflich darum bat.
    Eddies Homepage öffnet sich, und ich tippe sofort die Adresse von Carter Spink ein: www.carterspink.com .
    Als das vertraute rote Logo erscheint und sich wie eine Torte entfaltet, spüre ich unwillkürlich, wie die alte Anspannung wieder in mir aufsteigt. Ich hole tief Luft und klicke mich sofort zu der Seite der Juniorpartner durch. Die Liste erscheint -und Freya hat Recht. Nach Snell kommt gleich Taylor. Keine Sweeting.
    Ich atme ruhig aus, zwinge mich, mich nicht aufzuregen. Natürlich haben sie mich rausgenommen. Man hat mich gefeuert, was habe ich erwartet? Das war mein altes Leben und es kümmert mich nicht mehr. Ich sollte jetzt gleich wieder rausgehen, mich auf den Weg zu Iris machen und das Ganze vergessen. Sollte ich.
    Aber ich kann nicht. Meine Hand liegt bereits auf der Maus und ich tippe »Samantha Sweeting« in die Suchbox. »Kein Ergebnis«, heißt es einen Moment später mit einem Ping. Fassungslos starre ich die Meldung an.
    Kein Ergebnis? Auf der ganzen Website nicht? Aber ... was ist mit der News-Site? Oder dem Archiv?
    Rasch klicke ich mich zu den alten Fällen durch und suche nach »Euro-Sal, Merger, DanCo«. Das war ein Riesendeal letztes Jahr, und ich hatte mich um die finanzielle Seite gekümmert. Der Bericht erscheint. Überschrift: »Carter Spink übernimmt die Rechtsberatung in 20 Milliarden Pfund Merger.« Ich überfliege den wohlbekannten Text. »Das Carter-Spink-Team wurde geleitet von Arnold Saville und den Juniorpartnern Guy Ashby und Jane Smilington«.
    Ungläubig starre ich auf die Zeile. Dann fange ich noch mal von vorne an, lese alles genauer durch, auf der Suche nach den fehlenden Worten - »und Samantha Sweeting«. Aber diese Worte tauchen nicht auf. Ich tauche nicht auf. Rasch klicke ich auf einen anderen Fall, die Conlon-Aquisition. Ich weiß genau, dass ich da drin stehe. Ich habe den Bericht gelesen, verdammt noch mal. Ich gehörte zum Team, ich hab den Plexiglas-Grabstein als Beweis.
    Aber auch dort wird mein Name nicht erwähnt. Hektisch klicke ich die Fälle durch, ein Jahr zurück, zwei Jahre. Fünf Jahre. Man hat mich ausgelöscht. Irgendjemand ist akribisch die ganze Website durchgegangen und hat überall meinen Namen rausgenommen. Ich bin aus jedem Fall gelöscht worden, den ich je bearbeitet habe. Als hätte ich nie existiert.
    Ich hole tief Luft, versuche ruhig zu bleiben. Aber in mir kocht die Wut hoch. Wie können sie es wagen, die Archive zu ändern? Wie können sie es wagen, mich einfach rauszunehmen? Ich habe ihnen Jahre, Jahre meines Lebens geschenkt. Die können mich doch nicht einfach ausradieren, so tun, als hätte ich nie bei ihnen gearbeitet ...
    Auf einmal

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