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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich ... Brot sehe.«
    »Mum hat gesagt, du wärst ein bisschen frustriert gewesen.« Er hebt die Augenbrauen. »Vom Kneten, wie?«
    »Es war das mit dem Aufgehen.« Ich lächle reuig. »Das Warten. Ich war noch nie gut im Warten.«
    »Mhm.« Nathaniels ruhige blaue Augen bohren sich in die meinen.
    »Egal auf was.« Irgendwie scheine ich ihm jetzt ein ganzes Stück näher gerückt zu sein, ich weiß nicht, wie. »Ich muss immer alles gleich haben.«
    »Mhm.«
    Wir stehen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich blicke zu ihm auf, und auf einmal kommt die ganze Frustration, der ganze Schrecken der letzten Wochen in mir hoch. Es ist ein Druck, den ich auf einmal nicht mehr aushalten kann, sonst platze ich. Jäh packe ich sein Gesicht und ziehe es zu mir hinab.
    So habe ich seit Teenagertagen nicht mehr geküsst. Eng umschlungen, die ganze Welt um mich herum vergessend. Vollkommen verloren. Trish könnte mit einer Videokamera neben mir stehen und uns Anweisungen geben, und ich würde kein Wort hören.
    Scheinbar Stunden später reiße ich meine Augen auf und wir rücken ein wenig voneinander ab. Meine Lippen fühlen sich geschwollen an, meine Beine taumeln. Nathaniel sieht ziemlich verdutzt aus. Seine Augen sind dunkelblau, fast schwarz, und er atmet schwer.
    Das Brot ist total zerdrückt, wie ich jetzt erst bemerke. Ich versuche, es so gut wie möglich wieder in Form zu drücken. Dann lege ich es wie ein misslungenes Ausstellungsstück auf den Tisch und versuche dabei, wieder einigermaßen ruhig zu werden.
    »Ich kann nicht lang bleiben«, sagt Nathaniel. »Ich muss wieder ins Pub.« Seine Hand streicht sanft über meinen Rücken, und ich lehne mich unwillkürlich ein wenig zurück.
    »Ich brauche nicht lang«, sage ich mit vor Erregung heiserer Stimme.
    Seit wann bin ich eigentlich so unverfroren? »Ich kann wirklich nicht lange bleiben.« Er wirft einen Blick auf seine Uhr. »Sechs Minuten oder so.«
    »Sechs Minuten reichen mir«, murmle ich mit einem koketten Blick, und Nathaniel lächelt, als würde er das für einen Scherz halten.
    »Im Ernst.« Ich versuche bescheiden und doch sexy zu klingen. »Ich komme ziemlich schnell. Fünf, sechs Minuten reichen.«
    Stille. Ein ungläubiger Ausdruck breitet sich auf Nathaniels Gesicht aus. Irgendwie sieht er nicht ganz so beeindruckt aus, wie ich gehofft hatte.
    »Nun ... hier gehen wir die Dinge ein bisschen langsamer an«, sagt er schließlich.
    »Okay.« Ich versuche krampfhaft, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Was will er damit sagen? Dass er Probleme hat, einen ... äh ... oder was? »Also ... na ja ... ich bin sicher, dass ...« Mist.
    Ich hätte diesen Satz gar nicht erst anfangen sollen.
    Er schaut schon wieder auf die Uhr. »Ich muss weg. Muss heute noch nach Gloucester fahren.«
    Als ich höre, wie sachlich, ja kühl er das sagt, bin ich irgendwie enttäuscht. Er schaut mich kaum noch an. Ich hätte nie das Thema Zeit oder Timing zur Sprache bringen sollen, wird mir mit wachsender Bestürzung klar. Jeder weiß doch, dass man beim Sex mit einem Mann die Erwähnung jeglicher Art von numerischer Maßeinheit tunlichst vermeidet. Das ist die Grundregel Nummer eins. Grundregel Nummer zwei: Greife während des Sex nie zur Fernbedienung, außer du bist dir ganz sicher, dass der Ton auf stumm geschaltet ist.
    »Also ... wir sehen uns dann«, sage ich beiläufig, aber, wie ich hoffe, ermutigend. »Was hast du morgen vor?«
    »Weiß noch nicht.« Er zuckt unschlüssig mit den Achseln. »Wirst du da sein?«
    »Denke schon. Kann sein.«
    »Tja ... dann vielleicht bis morgen.«
    Und mit diesen Worten schreitet er über die Wiese davon, und ich bleibe allein zurück, allein und total verwirrt. Mit einem zerdrückten Brot.

17
    Wie gesagt, es sollte ein anderes System geben, damit erst gar keine Missverständnisse aufkommen. Handsignale zum Beispiel. Oder kleine, diskrete Schildchen am Kragen in unterschiedlichen Farben - je nach Bedeutung.
    Zu haben /Nicht mehr zu haben
    Beziehung intakt /Nicht mehr intakt
    Sex möglich / Sex gestrichen / Sex nur verschoben
    Wie soll man sonst wissen, was läuft? Wie?!
    Ich habe fast die ganze Nacht lang hart nachgedacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: keinem. Entweder a) Nathaniel haben meine Worte schockiert, und er will jetzt nichts mehr von mir wissen. Oder b) alles in Ordnung, es läuft noch was zwischen uns, und er sagt nur nicht viel - typisch Mann halt - und ich sollte aufhören, mir deswegen einen

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