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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm los und schaue auf den Kies zu meinen Füßen. »Dann ... willst du heute also arbeiten.«
    »Ich könnte Hilfe gebrauchen«, sagt er beiläufig. »Wenn du ein bisschen Zeit hast.«
    Jähe Freude durchzuckt mich, was ich durch ein Husten zu verbergen suche.
    »Aha.« Ich zucke mit einem leichten Stirnrunzeln die Achseln. »Tja ... vielleicht.«
    »Toll.« Er nickt den Geigers zu und schlendert in Richtung Garten davon.
    Trish hat unseren Austausch mit wachsender Unzufriedenheit verfolgt.
    »Besonders liebevoll gehen Sie ja nicht gerade miteinander um, nicht? Also, meiner Erfahrung nach -«
    »So lass sie doch um Himmels willen in Frieden!«, ruft Eddie gereizt und lässt den Motor an. »Bringen wir‘s hinter uns.«
    »Eddie Geiger!«, kreischt Trish und fährt auf dem Sitz zu ihm herum. »Das ist die Party meiner Schwester, über die du dich so abfällig äußerst! Hast du auch nur eine Ahnung -«
    Eddie lässt den Motor aufheulen, und der Porsche verschwindet kiesspritzend über die Auffahrt. Ich bleibe allein in der heißen Sonne zurück.
    So.
    Also ... dann wären nur noch Nathaniel und ich da. Allein zu Hause. Den ganzen lieben langen Tag.
    Tief in meinem Innern fängt es an zu pochen, als würde ein Dirigent den Takt angeben; als würde die Ouvertüre beginnen.
    Gespielt beiläufig drehe ich mich um und gehe aufs Haus zu. Ich bleibe sogar vor einem Blumenbeet stehen und begutachte ein paar Blätter.
    Tja, ich denke, ich könnte ja mal später bei ihm vorbeischauen und ihm ein wenig unter die Arme greifen. Aus reiner Höflichkeit natürlich.
    Ich zwinge mich, mir Zeit zu lassen. Gehe unter die Dusche, ziehe mich an und frühstücke: eine halbe Tasse Tee und einen Apfel. Dann gehe ich rauf und schminke mich. Nicht viel. Nur ein bisschen. Nur das Nötigste.
    Ich habe mich für ein unauffälliges Outfit entschieden: T-Shirt, leichter Baumwollrock und Flipflops. Zitternd vor Nervosität und Vorfreude werfe ich einen Blick in den Spiegel. Irgendwie ist mein Hirn wie leergefegt. Kurzschluss auf der ganzen Linie. Ist wahrscheinlich eh besser so.
    Nach der angenehmen Kühle des Hauses erscheint mir der Garten umso heißer. Kein Wind regt sich, die Luft flimmert vor Hitze. Ich bleibe im Schatten, halte mich an einen Seitenpfad. Ich weiß nicht genau, wo er arbeitet, wo ich hin muss.
    Doch dann sehe ich ihn, inmitten von Lavendel und einer Kletterpflanze mit kleinen lila Blüten. Die Augen vor der sengenden Sonne zusammengekniffen, knüpft er gerade eine der Pflanzen mit einer Schnur hoch.
    »Hallo«, sage ich.
    »Hallo.« Er blickt auf und wischt sich die Stirn ab. Ich erwarte halb, dass er alles stehen und liegen lässt, um mich in die Arme zu nehmen. Pustekuchen. Er macht einfach weiter, Knoten für Knoten, die Schnur jeweils mit einem kleinen Messer abschneidend.
    »Ich komme zum Helfen«, sage ich nach einer Pause. »Was ist das, was wir da machen?«
    »Die Wicken hochbinden.« Er deutet auf Pflanzen, die an kleinen Wigwams aus Stäben hochwachsen. »Man muss sie hochbinden, sonst fallen sie zusammen.« Er wirft mir eine Schnurrolle zu. »Los, probier‘s mal. Immer schön mit Gefühl.«
    Er macht keine Witze. Ich soll ihm echt bei der Gartenarbeit helfen. Vorsichtig wickle ich ein wenig Schnur von der Rolle und mache es ihm nach. Die weichen Blätter und Blüten kitzeln beim Hochbinden und duften wundervoll zart und süß.
    »Geht das so?«
    »Lass sehen.« Nathaniel kommt und sieht sich meine Arbeit an. »Ja, gut. Vielleicht noch einen Tick fester.« Seine Hand streift die meine, als er sich abwendet. »Lass sehen, wie du die nächsten machst.«
    Meine Haut kribbelt, dort wo er sie berührt hat. War das Absicht? Unsicher mache ich mich an die nächste Pflanze, binde sie ein wenig straffer.
    »Ja, so ist‘s prima.« Nathaniel steht plötzlich hinter mir, und ich spüre seine Finger, die meinen Nacken streicheln, meine Ohrmuschel. »Und jetzt die ganze Reihe.«
    Das war aber bestimmt Absicht, kein Zweifel. Ich drehe mich um, will die Geste erwidern, doch er ist bereits auf der anderen Seite und vertieft sich wieder in seine Arbeit, ganz, als ob nichts geschehen wäre.
    Da wird mir klar, dass er einen Plan hat. Er will mich verführen.
    Oookay. Jetzt bin ich echt angetörnt.
    Ich arbeite mich von Pflanze zu Pflanze und dabei wird das Pulsen in meinem Innern immer stärker. Es herrscht Stille, nur das Rascheln der Blätter und das leise Knipsen, wenn ich eine Schnur abschneide, sind zu hören. Ich binde drei

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