Goettin meines Herzens
gleichen Anteilen aufgeteilt werden, vorausgesetzt es wurde nach Urteil meines alten Freundes und Anwalts Matthew John Poulson der ernsthafte Versuch unternommen, meinen Wünschen zu entsprechen.“
Die Wirkung dieses ungewöhnlichen Testaments mittlerweile genießend, schaute Mr. Poulson hüstelnd auf sein gebannt lauschendes Publikum. Zuvorkommend reichte ihm sein Gastgeber ein Glas Wein, aus dem er bedachtsam einen großen Schluck nahm, ehe er fortfuhr.
„Um eine Benachteiligung zu vermeiden, hinterlasse ich meiner Enkelin Miranda Rosalind Alstone, die sich Braxton nennt, ihren Anteil am Nachlass ihrer Eltern und das Haus meiner verstorbenen Mutter in Bath unter der Bedingung, dass sie nie wieder einen Musik- oder Zeichenlehrer heiratet und für die Dauer von wenigstens einem Monat nach Verlesung meines Letzten Willens in Wychwood Court verweilt. Dies ist mein Letzter Wille und mein Testament. Falls ein Mitglied meiner Familie versucht, diesen anzufechten, sind meine Anwälte angewiesen, eine genaue Aufrechnung der letzten fünfzehn Jahre für Kost und Logis, Schneiderrechnungen und all die anderen unzähligen Ausgaben zu erstellen, die meine Tochter, Lady Clarissa Ennersley, verursacht hat, und auf sofortige Rückzahlung zu bestehen. Besagter Tochter und ihrem Kind Cecilia Georgiana Grant hinterlasse ich meinen Segen in der Hoffnung, dass sie lernen, den segensreichen Taten und Privilegien, die ihnen beschert sind, zukünftig mit größerer Wertschätzung und Dankbarkeit zu begegnen.“
Sich in seinem Stuhl zurücklehnend, beäugte Mr. Poulson den Earl abwägend. Miranda schien es, als hätte sich Seine Lordschaft über das außergewöhnliche Testament köstlich amüsiert, bis die Bedingung mit der Heirat genannt wurde. Großvater musste geglaubt haben, so lange zu leben, bis ihre Schwestern im heiratsfähigen Alter wären. Es hatte gewiss nicht in seiner Absicht gelegen, seinem Erben die unzumutbare Wahl zwischen ihr und Celia aufzuzwingen. Indes würde Christopher Alstone eine Ehe wohl mit demselben gewinnsüchtigen Geist angehen wie Celia, also sollten die beiden wohl gut zueinanderpassen.
7. KAPITEL
Miranda versuchte, das nagende Gefühl bitteren Bedauerns zu ignorieren. Führ dich nicht wie ein Dummchen auf, schalt sie sich stumm, während sie sich bemühte, ob der ihr in Aussicht gestellten finanziellen Unabhängigkeit und Sicherheit gelassen dreinzublicken und ihre überwältigende Freude darüber nicht offenkundig zu zeigen. Sie fühlte sich von ihrem Großvater nun nicht mehr ganz so arg im Stich gelassen, da er letztendlich doch für sie vorgesorgt hatte. Allerdings nahm Lord Carnwood sicher bereits an, sie würde versuchen, ihn in die Ehe zu locken.
Nun, wenn dem so war, sollte er eine Enttäuschung erleben. Sie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als einen Mann zu heiraten, der sie für eine gewinnsüchtige Kokotte hielt, die eigennützig jede Chance auf ein leichtes Leben ergriff. Wenn sie ein leichtes Leben führen wollte, würde sie ganz gewiss keinen arroganten, misstrauischen, attraktiven Mann heiraten. Daher war es nur gut, dass sie sowieso nicht die Absicht hatte, sich jemals wieder zu vermählen.
Das schöne Haus in Bath würde ihr eine vorzügliche Pacht einbringen. Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass sie es sich dadurch wohl leisten konnte, an jedem beliebigen Ort ihrer Wahl zu leben, wenn der Monat auf Wychwood vorüber war. Nein, einige Dinge konnte und sollte man nicht vergessen. Sie würde zu ihrem neuen Zuhause zurückkehren und Lady Rhys in ihren wohltätigen Werken unterstützen.
„Das sind die Bestimmungen, Mylord. Die Verfügungen über Legate an Dienstboten, Freunde und entfernte Verwandte kennen Sie bereits, da der erste Teil des Testaments schon nach dem Tod des Earls verkündet worden ist.“
„Das ist ja völlig absurd! Ganz offensichtlich war Papa bei der Verfassung des Dokumentes nicht bei geistiger Gesundheit, also ist dieses Testament unverzüglich zu annullieren“, verkündete Lady Clarissa empört. „Als sein einziges lebendes Kind muss ich zu seiner Haupterbin ernannt werden.“
„Sie müssen sich der Folgen bewusst sein, wenn Sie versuchen wollen, den Letzten Willen Ihres Vaters anzufechten, Mylady“, sagte der Anwalt kühl.
„Selbstverständlich würde dir das nicht einmal im Traum einfallen, Mama“, mahnte Celia mit unüberhörbar schneidendem Ton in der sanften Stimme. „Schließlich können wir den guten Namen der Familie nicht
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