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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Stelle, um in die Zimmertür eines Hotels ein Loch zu bohren, ist die untere Ecke der Füllung, direkt am Rand des dickeren Holzes. An dieser Stelle ist sie dünn, und ein kleines Loch, mit einem schmalen, scharfen Messer gebohrt, fällt kaum auf.
    Ich kam mir wie ein ganz mieser Schnüffler vor, doch der Mensch soll mit seinem Broterwerb nicht hadern, und das gilt doppelt/ wenn er für Bertha Cool tätig ist. Nachdem ich mit diesen peinlichen Gefühlen ein verflixt feines Loch in die Türfüllung gebohrt hatte, blickte ich ins Zimmer nebenan.
    Alla saß auf einem Kanapee und weinte. In einem Klubsessel saß ein Mann der rauchte. Ihre Tränen schienen ihn nicht besonders zu rühren. Von ihm konnte ich nur die untere Partie bis zu den Hüften sehen und zuweilen die Hand, wenn er die Zigarette aus dem Munde nahm und dann den Unterarm auf der Sessellehne ruhen ließ.
    Nach einer Weile hörte Alta zu weinen auf. Ich konnte erkennen, daß sie ihre Lippen bewegte, aber nicht hören, was sie sagte. Sie kam mir nicht gerade zornig vor, eher deprimiert.
    Eine Zeitlang sprachen sie miteinander, dann bewegte der Mann die Hand mit der Zigarette. Gleich darauf kam seine andere Hand mit einem Kuvert zwischen den Fingern in Sicht. Er hielt es Alta hin, die sich im Sitzen vorbeugte, es annahm und auf ihren Schoß legte, ohne nachzusehen, was es enthielt. Jetzt schien sie sehr in Eile zu sein. Sie öffnete ihre Handtasche, nahm ein der Länge nach gefaltetes farbiges Blatt Papier heraus und gab ihm das. Er steckte es in die rechte Rocktasche.
    Alta erhob sich hastig, und ich konnte das »Gute Nacht« auf ihren Lippen lesen. Dann war sie aus meinem Blickfeld geschritten.
    Es schien mir, als hätte der Mann sie zur Eile angetrieben. Er stand jetzt auf, und ich sah zum erstenmal flüchtig sein Gesicht. Er ging durchs Zimmer, und ich hörte, wie die Tür geöffnet und geschlossen wurde. Das Zimmer lag genau dem Fahrstuhl gegenüber. Ich hörte den Aufzug ratternd heraufkommen und auch seine Tür auf- und zugehen. Der Mann kam ins Zimmer zurück und schloß sich ein.
    Nun erhob ich mich, klopfte mit der Hand meine Hose ab, und dabei fiel mir das Schloß für den Riegel an der Verbindungstür auf. Diese Riegel sind so konstruiert, daß, sobald sie zugeschoben sind, der kleine, daumenartige Griff, mit dem man sie betätigt, senkrecht steht. Hier stand er jedoch waagerecht.
    Langsam, um jedes Geräusch zu vermeiden, bewegte ich den Türknopf. Als ich ihn weit genug gedreht hatte, legte ich meinen Daumen gegen den Türpfosten und drückte ein wenig dagegen. Ein Spalt von anderthalb Millimeter Breite entstand.
    Die Tür war also die ganze Zeit unverriegelt gewesen. Bemerkenswert. Einen Moment hatte ich schon vor, sie weit aufzumachen und hineinzugehen, unterließ es aber. Ich zog sie wieder zu und drehte den Knopf so behutsam zurück, daß das Schloß nicht klickte. Dann drückte ich langsam den kleinen bronzenen »Daumen« aufwärts, so daß sich der Riegel auf der Türseite meines Zimmers schloß.
    Es war ein schäbiges Hotel mit ausgefransten Teppichen und schmuddligen Spitzengardinen. Ein Riß in der weißen Decke auf dem Bett war grob zusammengestopft. Die Verbindungstür zwischen den beiden Räumen war ziemlich klapprig. Ich betrachtete sie sinnend, und während ich das noch tat, drehte sich langsam der Knopf. Es versuchte also jemand, sie zu öffnen, aber nur einmal, dann gab er es auf.
    Ich ging in den Korridor, verschloß meine Tür hinter mir, ließ den Schlüssel in die Tasche gleiten, ging zu Zimmer 419 und klopfte an.
    Ich hörte, wie ein Stuhl gerückt wurde, dann vernahm ich Schritte und eine Männerstimme, die fragte: »Wer ist da?«
    »Lam«, antwortete ich.
    »Verstehe Sie nicht.«
    »Mitteilung vom Chef.«
    Er öffnete die Tür und musterte mich von oben bis unten. Ein großer Kerl war es, der sich im Moment so lässig und gemütlich gab, wie das Männer können, wenn sie groß und stark genug sind, um zu wissen, daß man sie nicht umherschubsen kann. Er hatte dicke Augenbrauen, die über der Nase zusammengewachsen waren. Seine Augen waren von einem tiefen Braun, fast schwarz, und er war so groß, daß ich den Kopf in den Nacken legen mußte, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
    »Wer sind Sie eigentlich, zum Donnerwetter?«
    »Das werde ich Ihnen sagen, wenn wir im Zimmer sind.«
    Er hielt die Tür auf, ich schritt ins Zimmer, und er schob hinter mir den Riegel zu und sagte: »Nehmen Sie Platz.« Er schritt zu dem Sessel,

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