GOLDAUGEN (German Edition)
telefonierte, konnte er Stimmen imitieren und nach Belieben verändern und Stimmungen erzeugen.
Nach dem Gespräch fühlten sich alle ein wenig glücklicher und berufen.
In was für eine Zerstörungsmaschine würde er mutieren, wenn er nicht mehr wegen seines Körperumfanges auffallen würde und in den Nahbereich der Menschen eindringen könnte?
Das barg noch viel mehr Möglichkeiten, seinen kranken Geist zu befriedigen.
Nun hatte er schon einige Voraussetzungen geschaffen und dennoch war er mit dem bisher Erreichten nicht zufrieden. Das ärgerte und trieb ihn noch mehr an. Normalerweise wusste Oscar Benson über eine Zielperson innerhalb von vierundzwanzig Stunden so ziemlich alles. Über die Mitglieder dieses Automobilclubs stockten seine Informationen. Sie schirmten sich ungewöhnlich und sehr gut ab. Bis jetzt hatte er nur elf Mitglieder eindeutig zuordnen können. Sein Versuch, in den Datenserver des Clubs in Frankreich zu gelangen, ist auch mit seinen Mini-Spionen nicht gelungen. Das beeindruckte ihn mehr als die Tatsache, dass sie Milliardenschwer waren!
Sie müssten wirklich die besten IT-Profis beschäftigen, die es derzeit gab. Ohne Mühe kam er in den Server des französischen Finanzamtes, der Hauptverwaltung in Paris. Das war recht ergiebig. Diese komplexen Verbindungen des WAC zu entknoten, würde viele Jahre dauern oder er müsste Personal anheuern, um sämtliche Geschäftsbeziehungen und Besitzverhältnisse zu erkunden. Also kam ihm wieder ein gern zitierter Spruch seines verstorbenen ersten Ausbilders in den Sinn:
„Je weiter sich das Wissen ausbreitet, desto mehr Probleme kommen zum Vorschein.“ Goethe
Damit brachte er zum Ausdruck, verzettle dich nicht in offensichtlichen Komplexen! Geh immer den Weg des geringsten Widerstandes, such dir einen Fixpunkt heraus, dann folgt eine Kette des Wissens - fast von allein. Oscars Fixpunkt war Senior-Senator Homer T. Brown, über diese öffentliche Person wusste er schon eine Menge. Auch, dass er nun in Berlin verweilte, um einem toten Freund die letzte Ehre zu erweisen.
Bemerkenswer t war dieser tote Thomas Sicker.
Laut seiner vorliegenden Liste aller sozialversicherungspflichtigen Angestellten des Clubs war er ein Sicherheitsmanager des WAC. Ein ehemaliger Agent des Deutschen Bundesnachrichtendienstes. Das belustigte Oscar ungemein. War er auch gleichzeitig ein Mitglied? Dann würden alle anderen auch der Beerdigung beiwohnen. Also beauftragte er einen alten Agenten, der in Berlin nach dem Kalten Krieg hängen geblieben war, mit einem kleinen Auftrag.
Er sollte alle Personen auf der Beerdigung fotografieren. Ein Pensionär, der sich richtig freute, als er einen Anruf seines ehemaligen alten Sektionsleiters erhielt. Die Bilder sollte er per E-Mail an eine bestimmte Adresse senden. Dann könnte Oscar seine Zielpersonen herausfiltern und sicherlich schneller zuordnen. Wenn der Rentner auffliegen würde, wäre es wie immer – völlig belanglos. Oscar Benson hatte mal einen Spitznamen, „Ghost“, den wollte er auch möglichst behalten. Es gab ja noch mindestens tausend andere Quellen, diese anzuzapfen, bedarf nur Zeit und Muße. Also ordnete er die vielen, für ihn zu wenigen Informationen und seine Gedanken nach Prioritäten. Vorrang hatte erst einmal sein teuflischer Plan für den sonnenverwöhnten Senator Homer T. Brown.
Ein Mann mi t einer so weißen Weste, dass Oscar ihm in seinem Kopf einen Heiligenschein verpasste. Jeder Mensch hat Neigungen und Vorlieben. Eine Passion zu finden, bedeutet gleichzeitig, den Schwachpunkt freizulegen. Dies war eine weitere Spezialität von Oscar. Hier wollte er ansetzen und seine Vorgehensweise gänzlich ändern. Wenn sie gut wären, was er nun voraussetzte, würden sie auch auf ihn kommen. Das sollten sie ruhig, für seine eigene Tarnung lief alles auf Hochtouren. In den nächsten vier Wochen wollte er mindestens zwanzig Kilo abspecken und dann persönlich Hand anlegen. Das hatte er noch nie. Er wollte eine noch bessere Show abliefern als in der Vergangenheit. Oscar war immer nur ein Vorbereiter, andere Agenten führten seine erdachten Handlungen aus. Hier ging es nicht um böse Gerüchte streuen, zu denunzieren oder den Ruf nachhaltig zu schädigen.
Nein, das war Oscar zu wenig, er wollte für seinen Lohn außerg ewöhnliche Kunstwerke abliefern. Schließlich sah er sich als kreativer Künstler.
Steven Sarkos entlohnte ihn nur deshalb fürstlich, weil er seine Fähigkeiten erkannte. Noch nie hat ihm jemand
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