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Goldener Bambus

Goldener Bambus

Titel: Goldener Bambus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anchee Min
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und hättest dein Baby verlieren können.«
    Ich wollte es nicht glauben.
    »Papa, nein, du hast nicht …« Ich hielt inne. Auf einmal war mir klar, was passiert sein musste.
    Papa senkte den Kopf.
    »Das ist unmöglich! Nein! Papa, das kann nicht …«
    Wie ein schuldbewusstes Kind fing Papa an zu weinen.
    Ich fühlte, wie das Blut mir in den Adern gefror.
    »Ich habe ein furchtbares Verbrechen begangen«, sagte Papa mit schwacher Stimme. »Ich verdiene den Tod in der Hölle.«
    Ich ergriff seine Arme und schüttelte ihn. »Nein! Das hast du nicht getan!«
    »Sie haben mir spitze Bambussplitter unter die Fingernägel geschoben.« Er wickelte die Bänder von den Händen und zeigte mir seine blutigen Finger. »Sie sagten, sie töten dich, wenn ich nicht rede.«
    »Du hast ihnen gesagt, wo Absalom und Pearl sich verstecken?«
    Nickend sank Papa auf die Knie.

23 . Kapitel
    »
H
ier sind keine Ausländer!«, riefen Soo-ching und Konfuzius und versuchten, die Soldaten von der Hütte wegzustoßen.
    Immer mehr Menschen kamen und sahen verängstigt zu.
    Ein Soldat schlug Soo-ching mit dem Gewehrstutzen. Sie stolperte mit blutiger Nase benommen zurück.
    Konfuzius sprang den Soldaten an und biss ihn.
    Die anderen Soldaten zerrten den Jungen zu Boden und traten ihm in den Bauch.
    Auch Papa und ich standen in der Menschenmenge, gepeinigt von Scham und Angst.
    »Kommt, wir brennen die Hütte nieder«, schlug ein Soldat vor.
    »Ja«, stimmten die anderen zu. »Wir grillen die Ausländer!«
    »Nein!«, schrie Soo-ching.
    Die Menge bewegte sich geschlossen auf die Soldaten zu. »Es sind keine Ausländer in der Hütte!« Sie fingen an, die Soldaten wegzustoßen.
    Da zerriss ein Gewehrschuss die Luft. Ein Mann in Militäruniform, mit hohem Kragen und Schulterstreifen, schritt zwischen den Menschen hindurch. Es war Kaiser Kohlkopf. Seine Jacke hatte glänzende Goldknöpfe, und auf seiner Brust prangten Medaillen. Sein Hut glich einem Lotusblatt.
    »Hat jemand Lust auf eine Kugel?« Kaiser Kohlkopfs fette Wangen wabbelten.
    Soo-ching kroch zu ihm und umschlang seine Beine. »Geehrter General«, rief sie. »Bitte verschont mein Heim!«
    »Nur wenn Sie die Ausländer ausliefern.« Kaiser Kohlkopf fuchtelte mit der Pistole.
    »Ich weiß nichts von Ausländern«, sagte Soo-ching weinend.
    »Mutter von Läusen. Wie können Sie es wagen, mich anzulügen?« Kaiser Kohlkopf schlug ihr ins Gesicht. Seinen Soldaten zugewandt, sagte er: »Worauf wartet ihr Idioten noch?«
    »Bitte!« Soo-ching zog Kaiser Kohlkopf an den Armen.
    »Du stinkende Sau!« Er trat sie. »Lass mich los!«
    Die Soldaten räumten die Heuballen vor der Tür weg.
    Kaiser Kohlkopf ging hin und trat sie auf.
    Soo-ching warf sich Kaiser Kohlkopf zu Füßen. »Ich will sterben, bevor Ihr mein Heim niederbrennt.«
    Kaiser Kohlkopf trat ein paar Schritte von Soo-ching zurück und schoss auf sie.
    »Mutter!«, schrie Konfuzius.
    Die Soldaten drückten Soo-ching zu Boden. Sie wand sich, um freizukommen.
    »Du wirst einen langsamen Tod sterben, verrückte Frau!« Mit seiner Pistole fuchtelnd, befahl Kaiser Kohlkopf: »Häutet den Hasen und zündet die Hütte an!«
    Die Soldaten fingen an, Soo-ching mit einem Strick zu fesseln.
    Brennende Strohbündel wurden aufs Dach geworfen.
    Eine Stimme ertönte. »Im Namen Gottes, aufhören!«
    Absalom erschien in der Tür der Hütte.
    Hinter ihm standen Pearl, Grace und die Kinder.
    »Fesselt die Ausländer«, befahl Kaiser Kohlkopf. »Stellt sie in einer Reihe auf.«
    »Absalom!« Papa warf sich Absalom zu Füßen.
    »Mr Yee, mein Freund!«, erwiderte Absalom.
    Papa ohrfeigte sich mit beiden Händen. »Ich habe Sie verraten! Ich habe die Folter nicht ausgehalten. Gott soll mich bestrafen.«
    Flehend wandte sich Papa an Kaiser Kohlkopf: »Diese Ausländer haben China nichts Böses getan. Sie sind schon ihr ganzes Leben lang unter uns. Seht, das ist Pearl. Erinnern Sie sich an sie, als sie noch ein kleines Mädchen war? Sie ist in Chinkiang aufgewachsen, unter Ihrer Herrschaft …«
    »Halten Sie sich da raus, oder Sie sterben mit ihnen!«, schrie Kaiser Kohlkopf.
    »Verehrter Herr!« Papa weinte.
    Die Soldaten zerrten Papa weg.
    Absalom, Pearl, Grace und die Kinder wurden in eine Reihe vor die brennende Hütte gestellt.
    Ich vergaß, wo ich war, und konnte nur noch an den Korb mit Dicks Messer bei mir in der Küche denken. Meine Füße liefen los, trugen mich nach Hause.
    Als ich zurückkam, war die Menschenmenge noch größer geworden.

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