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Goldener Sonntag

Goldener Sonntag

Titel: Goldener Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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mieser Zauberer!«
    Sie rannte los, blieb aber nach ein paar Schritten wieder stehen, da Giac keine Anstalten machte, ihr zu folgen. Er schien verwirrt zu sein.
    »Komm schon!«
    »Aber ich bin doch schon ein mieser Zauberer!«, wandte er ein.
    »Nein, ich meine … es war ein Witz«, begann Susi zu erklären. »Ach, ist auch egal! Was ich sagen will, ist, dass du hochrennen sollst. Weil’s Spaß macht, und auch, weil es Dame Primus ärgern wird.«
    »Dame Primus ärgern?«, fragte Giac beunruhigt. »Ist das eine gute Idee?«
    »Na ja, nein«, räumte Susi ein. »Es ist ’ne blöde Idee, das ist Teil des …«
    Sie unterbrach sich und nahm Giac bei der Hand.
    »Vergiss es! Wir werden einfach schnell gehen. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du alles auf einmal in dich aufnimmst. Du erinnerst mich an Arthur.«
    »Echt?«, fragte Giac, und über sein Gesicht huschte eins seiner seltenen Lächeln.
    »Jau!«, bekräftigte Susi. »Ich gehe davon aus, dass wir losziehen und ihn aus einer brenzligen Lage befreien müssen, sobald wir wissen, was Dame Primus will.«
    Die Brustwehr war überfüllt. Marschall Mittag, Marschall Morgengrauen und Freitags Morgengrauen waren da, begleitet von vielen höheren Offizieren, deren Fernrohren, Adjutanten und Telefonisten.
    Aber auch inmitten dieser Menge war Dame Primus unschwer auszumachen: Selbst die größten Bürger überragte sie mit Kopf und Schultern und maß gut und gern zwei Meter siebzig, wenn nicht mehr. Sie trug ihr goldenes Schuppenpanzerhemd mit den eisenspitzenbewehrten Schulterplatten, die, sobald sie sich umdrehte, eine Gefahr für die Sicherheit eines jeden Bürgers in ihrer unmittelbaren Umgebung darstellten. Zusätzlich zu ihren grauen Schwingen, die eine Hinterlassenschaft von Teil Fünf des Vermächtnisses waren, hatte sie jetzt auch einen Helmbusch aus glänzenden Rabenfedern, der direkt ihrem Kopf zu entspringen schien, Zeugnis der kürzlichen Aufnahme von Teil Sechs.
    In ihrem Gürtel steckte das Uhrzeigerschwert des Ersten Schlüssels, und an den Händen trug sie die Panzerhandschuhe des Zweiten Schlüssels. Interessanterweise war aus dem Dritten und Vierten Schlüssel ein ausgesprochen großer und hässlicher Anhänger in Kreuzform geworden, der von einem Dreizack und einem Marschallstab gebildet wurde und an einer Kette aus goldenen S-förmigen Gliedern um ihren Hals hing.
    Susi wurde langsamer, als sie sich Dame Primus näherte, und bedeutete Giac, hinter ihr zu bleiben. Wenn sie auch nicht gerade Angst hatte – denn sie brüstete sich damit, niemals wirklich Angst zu haben –, war in ihr doch ein zunehmender Argwohn Dame Primus gegenüber erwacht, insbesondere wenn andere mit ins Spiel kamen. Susi glaubte, durch Arthurs Anweisungen vor Dame Primus geschützt zu sein, doch wusste sie, dass das für Giac nicht galt.
    Die Verkörperung der Teile Eins bis Sechs des Vermächtnisses der Architektin drehte sich um, als Susi näher kam, wobei eine scharfe Kante ihrer Rüstung durch den Ärmel eines unachtsamen Regimentsmajors schnitt, der ein Feldtelefon zu ihrer Verfügung hielt. Der Major zuckte zusammen und trat zurück, als Susi salutierte.
    »Susi Türkisblau!«, sagte Dame Primus. Susi schauderte, als das Vermächtnis sprach, denn seine Stimme war jetzt noch mächtiger und voller Zauberei. »Ich bin froh, dass du das Obere Haus überlebt hast.«
    »Geht mir genauso«, erwiderte Susi. »Ah, gnädige Frau.«
    »Wie ich sehe, hast du ein paar Manieren gelernt«, stellte Dame Primus fest. »Vielleicht war mein Unterricht auf der Grenzsee ja doch der Mühe wert.«
    Susi gab keine Antwort. Sie hatte völlig verdrängt gehabt, dass es da eine Sache gab, vor der sie doch Angst hatte: sich wieder wie eine Dame benehmen zu müssen.
    »Teil Sechs ist jetzt bei mir, daher ist mir viel von den Ereignissen im Oberen Haus und über die Aufstellung von Samstags Truppen bekannt, aber ich würde gern noch mehr wissen. Ich habe Fragen an dich und an diesen Lakaien Samstags, den du mitgebracht hast.«
    »Oh, einmal ein Lakai sein!«, murmelte Giac verträumt vor sich hin. »Ich war immer nur Unterlakai.«
    »Du redest, wenn du angesprochen wirst und nicht eher, Oberst Giac!«, herrschte Dame Primus ihn an. Giac verneigte sich tief. Als er sich wieder aufrichtete, war jeder seiner Epauletten eine Krone in einem gewebten Kranz gesprossen, vielleicht weil Dame Primus unbeabsichtigt Susis nicht ordnungsgemäße Rangverleihung bestätigt hatte.
    »Wir haben ein bedeutendes

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