GOLDENES FEUER DER WUESTE
mitgenommen hatte, und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier heraus, das sie auf den Tisch legte und glattstrich. „Hören Sie gut zu.“
Er ließ sie nicht aus den Augen. Ihre Wangen hatten sich gerötet, ihre Augen blitzten, die Unterlippe zitterte ganz leicht. Nachdem sie ihm die Liste vorgelesen hatte, hob er die Hand. „Ich finde, Sie sind genau, was ich will. Klug, stark, selbstbewusst, erfolgreich, mitfühlend. Sie haben alle Eigenschaften, die ich mir bei einer Frau wünsche.“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „O nein, das ist ein großer Irrtum. Ich bin bestimmt nicht die Frau, die Sie suchen. Und wenn ich mich bereit erkläre, Sie zu heiraten, dann höchstens aus Eigennutz.“
Sie hielt die Luft an, völlig schockiert von ihren eigenen Worten, aber er schien nicht den geringsten Anstoß daran zu nehmen.
Gut, dann konnte sie ja fortfahren. „Das ist allerdings kein Freibrief, Zayed Fehz. Sie brauchen dringend eine Ehefrau – irgendeine –, und ich bin bereit, Ihnen aus dieser Notlage zu helfen. Aber nur unter bestimmten Bedingungen.“
„Das dachte ich mir.“
„So?“
„Ja. Nennen Sie sie mir.“
„Ich will das Forschungszentrum … und das Geld“, sagte sie. Bei diesen Worten reckte sie kämpferisch das Kinn und schaute ihm in die Augen.
„Das wird teuer.“
Die Röte auf ihren Wangen vertiefte sich. Ihre Augen funkelten wie Saphire. „Außerdem will ich weiterarbeiten, und ich werde meinen Mädchennamen ebenso wenig aufgeben wie meinen Wohnsitz in San Francisco.“
In diesem Moment wurde ihm klar, dass er sie unbedingt bald wieder küssen musste. Sehr bald sogar, und wenn nur, um einmal mehr ihren weichen Mund und diese Widerspenstigkeit zu spüren. Auch wenn diese Heirat keine Liebesheirat war, würde es zwischen ihnen doch Leidenschaft geben. Das war schon jetzt klar.
„Und was bekomme ich dafür?“, fragte er leise.
„Du bekommst eine Ehefrau.“ Ihre blauen Augen sprühten Funken. Ihre Brüste hoben und senkten sich mit jedem wütenden Atemzug. „Das wolltest du doch, oder?“
7. KAPITEL
Sophie blickte auf vier Abendkleider – ein blassrosa Tüllkleid, eine hellviolette Robe aus changierendem Taft, ein frivoles fuchsienrotes Ballkleid sowie einen verführerischen hautengen Traum aus lachsroter Seide – und versuchte sich für das kleinste Übel zu entscheiden.
Auch wenn die Wahl eigentlich gar keine Wahl war, musste Sophie sie treffen. In weniger als einer Stunde wurde sie in einem dieser Abendkleider zu einem Bankett erwartet, das am Vorabend der Hochzeit im großen Festsaal des Palastes stattfinden sollte. Zayed hatte sie nur kurz informiert, dass er ihr bei dieser Gelegenheit in einer öffentlichen Geste den Verlobungsring anstecken würde.
Die Hochzeit sollte am späten Vormittag des kommenden Tages stattfinden, während die wesentlich bescheidenere Krönungszeremonie für den frühen Abend geplant war.
Zayeds Mutter, die sich immer noch in der Klinik aufhielt, würde heute Abend ebenso fehlen wie Scheich Khalid Fehzs Frau Olivia, die im neunten Monat schwanger war und nicht mehr fliegen durfte. Aber Zayeds Mutter hoffte, wenigstens morgen bei der Trauung anwesend sein zu können.
So viele Menschen. So viele neugierige Blicke. Sophie hatte vor Aufregung einen Stein im Magen. Sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, außer wenn es um ihre Arbeit ging, weil sie da etwas zu sagen hatte. Was heute allerdings definitiv nicht der Fall war. Heute sollte sie nur schön aussehen.
Genau wie als Kind, wenn sie von den Anwälten der Streitparteien vor Gericht gezerrt worden war, um gegen die eigenen Eltern auszusagen.
Da hatte man sie auch immer „hübsch“ gemacht. Alle hatten genau gewusst, wie sie aussehen sollte. Man hatte ihr blonde Löckchen gedreht und sie in rosa Rüschenkleider gesteckt, mit weißen Spitzensöckchen und glänzenden Lackschuhen. Derart herausgeputzt, hatte man sie bei Gericht vorgeführt, wo sie angestarrt, befragt und fotografiert worden war. Am schlimmsten war das Mitleid gewesen.
Sophie schloss die Augen und versuchte, die verhassten Bilder aus ihrer Erinnerung zu vertreiben. Das war alles lange her. Sie war längst kein Kind mehr. Heute war sie niemandem mehr hilflos ausgeliefert. Sie war eine Frau, die sich bereit erklärt hatte, Zayed zu heiraten, um Sharif und seiner Familie zu helfen.
Sie würde es schaffen. Wenn sie für heute Abend wenigstens ein akzeptables Kleid hätte. Eins, das nicht ganz so mädchenhaft verspielt
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