GOLDENES FEUER DER WUESTE
war.
Sophie schrak zusammen, als an der Schlafzimmertür ein leises Klopfen ertönte. Nach dem Öffnen sah sie sich Zayed gegenüber. „Hier habe ich noch etwas“, erklärte er und drückte ihr einen cremefarbenen Kleidersack in die Hand. „Ich wusste nicht, dass du Rosa hasst.“
Sie stutzte einen Moment und fragte dann ironisch: „Und was ist das? Ein himmelblaues Friedensangebot?“ Noch während sie sprach, spürte sie, dass ihre Finger an den Stellen, wo sie seine Hand gestreift hatten, kribbelten und brannten.
„So könnte man es nennen.“ Seine goldenen Augen glitzerten vor Übermut, während er ihr eine Tragetasche reichte. „Und hier sind die dazugehörigen Accessoires, Schuhe, Schmuck, Dessous.“
Dessous? Prompt verspürte sie ein heftiges Kribbeln im Bauch, ihre Brustspitzen richteten sich auf. Um sich nichts anmerken zu lassen, zog sie spöttisch die Augenbrauen hoch. Himmel! Sie war viel zu empfänglich für die Hitze, die er mit einem einzigen Blick in ihr erzeugen konnte. „Dessous?“
„Ich dachte, du willst unter diesem Abendkleid vielleicht etwas Besonderes tragen.“
„Und wer hat das ausgesucht?“
„Ich habe bei einem Besuch bei meiner Mutter zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Gleich neben der Klinik ist nämlich ein entsprechender Laden.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ich hoffe, ich habe mich nicht verschätzt.“
Sie sagte nichts und schluckte nur schwer.
Als endlich die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, atmete sie erleichtert auf. Es zeigte sich immer deutlicher, was für eine gefährliche Wirkung Zayed auf sie hatte. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie nicht mit gebrochenem Herzen aus Sarq abreiste. Sie ballte die rechte Hand zur Faust und presste sie auf ihr Herz. Es tat jetzt schon weh.
Während sie ihre Tränen tapfer zurückdrängte, zog Sophie den langen Reißverschluss des Kleidersacks auf. Einen Moment später schaute sie auf ein federleichtes türkisfarbenes Abendkleid. Das Brennen in ihren Augen verstärkte sich noch. Es war eine intensive Farbe voller Licht, wie geschaffen für sie. Ihre Hände zitterten, als sie das Kleid aus seiner Umhüllung nahm. Der lange Rock war aus gebrochener Seide, die von einer hauchzarten Chiffonschicht überlagert war.
Sophie drehte sich zum Spiegel um und hielt sich das Wunderwerk an. Der Stoff schimmerte wie eine von winzigen Wellen gekräuselte Wasseroberfläche, auf der die Sonnenstrahlen tanzten. Sophie, die sich vorher noch nie etwas aus Farben gemacht hatte, verliebte sich auf den ersten Blick in das Kleid.
Sie hatte noch nie gesteigerten Wert auf ihr Äußeres gelegt, aber vielleicht, ganz vielleicht würde sie ja heute Abend wenigstens ein Mal in ihrem Leben schön sein. Sobald ihr bewusst wurde, was sie da dachte, bekam sie wegen ihrer Oberflächlichkeit ein schlechtes Gewissen. Trotzdem fand sie die Vorstellung irgendwie erregend.
Nachdem sie ein Bad genommen hatte, trocknete sie sich ab und ging, eingewickelt in das flauschige Badelaken, nach nebenan ins Schlafzimmer. Die Dessous waren aus zarter Seide, traumhaft elegant und aufregend erotisch. So etwas hatte Sophie noch nie besessen. Sie schlüpfte hinein, dann schaute sie in den Spiegel und biss sich auf die Unterlippe.
Definitiv nicht rosa. Ziemlich verführerisch. Fast schön.
Das Kleid stand ihr sogar noch besser. Und es passte wie angegossen. Ehrlicherweise musste sie zugeben, dass ihr gefiel, was sie sah. Kein Zweifel, das war sie. Sie, Sophie. Kein aufgedonnertes Püppchen, sondern eine erwachsene, schöne selbstbewusste Frau. Das Oberteil des Kleides war schräg geschnitten, die rechte Schulter entblößt, während sich über die linke ein breiter Streifen aus Chiffon zog. Es lag eng am Körper an, während der Rock schmal und gerade nach unten auf ihre Füße fiel.
Eine Meerjungfrau, dachte sie, wobei sie ihr Spiegelbild etwas zögernd und überrascht anlächelte. Vielleicht fühlten sich schöne Frauen ja immer so, aber für Sophie war das alles neu. Und dann fing sie an, die anderen Sachen auszupacken: hochhackige Riemchensandaletten in einem zarten Elfenbein, brillantengeschmückte silberne Armreifen und ebenfalls mit Brillanten besetzte lange Ohrringe. Mittlerweile war ihr fast schwindlig vor Aufregung.
Aber irgendwie fühlte sie sich ziemlich gut.
Zayed stand in dem Säulengang vor dem Festsaal, der nur bei offiziellen Anlässen genutzt wurde. Er begrüßte die eintreffenden Gäste, wobei er immer mit einem Auge nach Sophie Ausschau
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