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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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können die uns nichts tun! Lass uns trotzdem einen Zahn zulegen.“ Sie beschleunigte.
    Kiana schloss zu ihr auf. Kaum dass die Skorpionkri eger außer Sichtweite waren, plagte sie eine andere Sorge. „Sag, Nesrin, was erwartet uns genau in der Versunkenen Stadt? Diese bösen Dschinns, die dort hausen, wie gefährlich sind die? Ich meine, können Dschinns überhaupt Menschen töten?“
    Entschieden nickte Nesrin. „Oh ja!“
    Etwas in der Art hatte Kiana schon befürchtet. „Können Dschinns getötet werden?“
    „Klar. Wenn ein Mensch stirbt, stirbt auch sein Dschinn.“
    „Kann man Dschinns töten, ohne ihre Meister zu ermorden?“
    „Nicht wirklich. Sie sind schließlich Geistwesen. Okay, mit einer Ausnahme: Es soll angeblich ein paar krasse Zauberer geben, die Dschinns einfach so killen können, aber ich kenne keinen. Und ich bin mir nicht sicher, ob das überhaupt stimmt.“
    „Dann können wir uns nur gegen Dschinns wehren, wenn wir die Möglichkeit haben, ihre Meister anzugreifen?“
    „Das will ich damit nicht sagen. So viel Menschliches haben unsere Dschinns schon von uns mitbekommen, dass sie so was wie Zerstörungsschmerz empfinden. Wenn du einem Dschinn voll eine verpasst, oder wenn er zum Beispiel von einem Skorpion gestochen wird, ist er eine Zeit lang ausgeknockt. Damit aber auch sein Meister. Baski ist mal im Gebirge abgestürzt. Sie hat zwei Tage gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Und ich auch. Ich fühlte mich die ganze Zeit über beschissen. Echt groggy, als wäre ich selber in den Abgrund gestürzt und hätte mir da sämtliche Knochen gebrochen.“
    „Hast du irgendeine Idee, was wir gegen die bösen Dschinns in der Versunkenen Stadt tun können?“
    Nesrin strich über das Fell ihres Kätzchens, das wie immer vor ihr auf dem Teppich saß und mit den Bewegungen seines Kopfes die Richtung vorgab. „Ich verlasse mich auf meine Gewieftheit und auf Baski.“
    „Und was soll ich tun? Ich habe weder das eine noch das andere.“
    „Was redest du da? Bei unserer kleinen Party gestern mit den Skorpionen hast du dich ganz gut geschlagen. Und was deinen Dschinn angeht: Wenn du ihn weiter in dem mickrigen Glasanhänger einsperrst, wie soll er sich da entfalten? Also hol ihn raus und trainiere ihn!“
    Doch Kiana empfand eine gewisse Scheu, das Glasfläschchen zu öffnen, das um ihren Hals hing. Eine dumme Scheu. Sie schloss ihre Hand um die Phiole. Wie sollte sie ihren Dschinn da heraus bekommen? War er überhaupt noch da drin? Aber weil sie selbst merkte, dass ihren Bedenken nichts Gutes entsprang, presste sie ihre Lippen zusammen, hielt ihren Teppich in der Luft an und öffnete die Phiole.
    Irgendetwas drängte, quoll, ploppte heraus, landete vor Kiana auf dem Teppich, verdichtete sich und rappelte sich in eine aufrechte Lage. Das Dschinn-Küken hatte sich sichtlich verändert. Es war jetzt so groß wie ein Huhn. Dort, wo zuvor Daunen den mageren Vogelkörper bedeckt hatten, spießten sich nun nackte Federkiele wie Holzsplitter durch die Haut und zeigten hier und da schon den Ansatz von braunen Federn.
    Auch Nesrin hatte ihren Teppich angehalten. „Du siehst, Ki, dein Dschinn entwickelt sich. Er sieht jetzt nicht mehr aus wie ein Geierjunges.“
    Nein, er sah eher aus wie eine Mischun g aus Geier und gerupftem Hähnchen. Er schüttelte sich und blieb wie Baski auf dem Teppich sitzen.
    Nesrin zog ihren Schleier über den Kopf. „Langsam knallt die Sonne doch ganz schön ru nter.“ Dann kniff sie die Augen angestrengt zusammen. „Schau, das da vorn, das könnten doch Gebäude sein, oder?“ Sie kramte ein Fernglas aus ihrer Tasche hervor und schaute durch. „Ja, sieht ganz so aus.“
    Widerwillig setzte Kiana den Stopfen auf das Glasfläschchen und lenkte ihren Blick von ihrem Dschinn hin zum Horizont. Ja, da war irgendwas. Felsbrocken vielleicht. Oder … Ruinen? Schweigend flogen die Mädchen in die Richtung dieser Erhebungen.
    Je näher sie kamen, desto deutlicher zeichneten sich die Überreste einer beachtlichen Stadt ab. Mauerstücke und Steinquader ragten wie Treibgut aus dem Sandmeer heraus. Von dem riesigen Tor, das einst auf den Schultern von zwei geflügelten Männergestalten mit keilförmigen Bärten geruht hatte, standen nur noch diese statuenhaften Torpfosten aufrecht. Etliche Bruchstücke, die aus dem Torgewölbe stammen mussten, steckten dazwischen im Boden.
    Die Häuser dieser einst sicher prachtvollen Stadt wirkten wie leblose Hüllen. Ein Teil war zu formlosen

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