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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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„Wo bleibt ihr? Alle warten schon auf euch. Wir sollten so schnell wie möglich losfliegen.“
    „ Und was glaubst du, was wir hier machen, Alter? Wir sind voll am Packen, das siehst du doch!“ Sorgsam legte Nesrin einen Kamm und einen Handspiegel in ein weißes Döschen, das mit Borden aus winzigen Spiegelplättchen verziert war.
    Amir schnaubte abfällig. „Diesen albernen Mädchenkram wirst du in der Wüste sicher nicht brauchen. Das ist nur unnötiger Ballast. Glaubt bloß nicht, dass ich euch das Zeug trage!“
    „Hat das jemand verlangt?“ Nesrin schloss das Döschen und warf es in ihre Tasche. „Was ich mitnehme und was nicht, entscheide immer noch ich.“
    Entnervt atmete Amir tief durch und wandte sich dem Fenster zu. Seine Aufmerksamkeit fiel auf die Glasschale mit Birnen auf der Kommode vor ihm. Er nahm sich eine Birne. Frisches Obst war auch für ihn bisher eine seltene Kostbarkeit gewesen.
    „Lass die liegen!“, warnte Ne srin.
    Er zog die Augenbrauen hoch. „Wie Murat mir gesagt hat, gehört hier jedes Essen und jedes Trinken allen Bewohnern. Ich kann mir also nehmen, was ich will. Und von einem Mädchen lasse ich mir schon gar nichts verbieten!“ Zeitgleich mit Kianas „Nein!“ biss er herzhaft in die Birne.
    „Ganz wie du meinst“, flötete Nesrin zuckersüß.
    Kiana wies auf die Frucht in Amirs Hand. „ Das ist doch eine Pferdebirne, oder?“
    „Eselbirne“, berichtigte ihre Freundin vergnügt. „ Aber wer sind wir schon, dem feinen Herrn Großkotz Ratschläge zu geben oder gar Vorschriften zu machen!“
    Inzwischen hatte Avas Dschinn für Kiana eine Tasche aus fest gewebtem Tuch gepackt und einen Satz Kleidung für Nesrin bereitgelegt. Alsdann verschwand er durch die Tür.
    Nun legte Amir die Birne doch zurück auf die Kommode und sagte … nein, er sagte nicht direkt etwas. Genau genommen stieß er einen merkwürdigen Ton aus, der auf unheimliche Weise an das „Iah“ eines Esels erinnerte. Er versuchte noch einmal zu sprechen, brachte aber wieder nur ein „Iah“ zustande.
    Die kleine Echse auf dem Wan dbild blinzelte, ja, Kiana war sich sicher, dass sie blinzelte und Amir anstarrte, der hustete, sich räusperte und weiter iahte.
    „ Oh Gott, Nesrin, tu was dagegen!“, rief Kiana. „Wo hast du das Gegenmittel?“
    „Ich habe keins .“ Kichernd stand Nesrin auf. „So, ich wäre dann soweit. Wir können losfliegen.“ Sie sah von Amir zu Kiana und lachte auf. „Bleib locker, Ki! Ava hat da sicher irgendein Kraut, das hilft.“ Sie setzte sich Baski auf die Schulter, nahm ihre Tasche und ihren Teppich und stolzierte gut gelaunt hinaus in den Gang. Wütend marschierte Amir hinterher. Kiana raffte ihr Gepäck zusammen und folgte.
     
    Die große Halle im Erdgeschoss war brechend voll. Umschwärmt von den Palastbewohnern saßen die Stehenden Weisen auf erhöhten Sitzkissen. Wie Helden, die Hof hielten. Mitten in dem Gedränge stand Ava und gab lautlose Befehle an ihre fünf Dschinns, die umhereilten und Tee, Gebäckteilchen und Datteln servierten.
    Außer Atem hielt Kiana vor Ava an: „Bitte, verehrte Haushofmeisterin, hilf uns! Amir hat von einer Eselbirne abgebissen. Wir brauchen einen Gegenzauber!“
    „Ich verstehe.“ Ava warf einen tadelnden Blick auf Nesrin.
    W as diese dazu brachte, fragend die Augenbrauen und die Hände zu heben. „Was?“
    „Du weißt genau, um was es geht, meine Toc hter!“
    Nesrin verkörperte die reine Unschuld. „Ich hab ihm g esagt, er soll die Finger von den Birnen lassen. Kann ich was dafür, dass er nicht auf mich hört?“
    Sayed beendete sein Gespräch mit Hussein und kam her. „Gibt es ein e Schwierigkeit?“
    „Kein e unlösbare“, erwiderte Ava.
    Amir presste seine Lippen zusammen und starrte auf diese nach Vergeltung dürstende Art, die Kiana zu fürchten gelernt hatte.
    Davon ungerührt versteckte Nesrin ihr Kichern in einem Hüsteln. „Es tut mir ja Leid, dass Amir, sagen wir mal, unpässlich ist. Mit einer derartigen Einschränkung kann er unmöglich mit uns kommen, das sehen wir natürlich ein. Da Ki und ich in Qalakar gut allein zurechtgekommen sind, vom Besuch in Sahmarans Schlangengrube ganz zu schweigen, und da die Zeit drängt, machen wir uns besser zu zweit auf den Weg.“
    Der Großwesir bemühte sich sichtlich um Geduld. „Die Entscheidung wurde getroffen. Ihr werdet zu dritt aufbrechen. Du, Nesrin, bist das Auge, das findet. Kiana, die Geweissagte, ist der Pfeil, der trifft, und Amir, der Erwählte, ist

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