Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
verklebt oder irgendwie befestigt, wohl um alles vor dem Umfallen zu schützen, wenn sich die Festung in Bewegung setzte.
    Kiana zog eine Silberkaraffe von einem Wandhaken, befüllte sie aus dem Hahn des nächststehenden Tanks mit kostbarem Wasser, trank mit schmerzhaft gierigen Schluckbewegungen, bis sie husten musste, und wusch sich mit dem Rest aus der Karaffe den Wüstensand vom Gesicht. Leider fand sie keine Flasche oder ein ähnliches Gefäß, das sich zum Mitnehmen eignete. Wenigstens setzte das unverhoffte Wasser ihr eingetrocknetes Denkvermögen wieder halbwegs in Gang.
    Nur zwei Tagesmärsche zum Schimmernden Palast - D amon und seine Leute waren nicht nur momentan beschäftigt, wie Farid gemeint hatte, sondern würden es bald in viel größerem Maße sein.
    Zwei Tagesmärsche.
    In zwei Tagen also würde Damon den Schimmernden Palast angreifen. Und Farid wusste es! Hatte es die ganze Zeit gewusst. Und sicher war er es gewesen, der im Palast die Mordanschläge auf Kiana verübt hatte. Doch was war das vorhin oben im Turm gewesen? Warum hatte er vorgegeben, ihr helfen zu wollen? Oder war das nur eine List? Aber zu welchem Zweck? Zumindest hatte er sie nicht an seinen Vater verraten.
    Noch nicht.
    Entschieden verdrängte sie diese Grübeleien und besann sich angestrengt ganz auf das Hier und Jetzt. Das Hier und Jetzt, in dem sie im Wirrwarr von Treppen und Gängen die Orientierung verloren hatte. Wie lange war sie schon hier unten? Es fühlte sich an wie Stunden.
    Gerade als sie glaubte, auf immer und ewig erfolglos durch dieses Labyrinth irren zu mü ssen, öffnete sie eine weitere Tür.
    U nd musste sich am Türrahmen festhalten.
    Im Gegensatz zu all den anderen Kelle rräumen war diese Kammer mit all dem blendenden Luxus ausgestattet, der oben den Thronsaal schmückte. Es gab mehrere Wandfackeln, Teppiche, Tischchen, Kissen, Vasen, Reichtum in jeder Form. Auf dem silberdurchwirkten Diwan saß eine Gestalt.
    Nicht entspannt ruhend, sondern steif mit kerzengeradem Rücken. Wie eine sitzende Statue. Oder war es eine Statue? Man konnte nicht mal erkennen, ob sie atmete unter dem undurchsichtigen schwarzen Schleier, der ihren ganzen Körper einhüllte.
    Der Lähmende Schleier, schoss es Kiana durch den Kopf. Irgendeiner im Palast hatte doch von dem Gerücht erzählt, dass Damon einen Schleier besaß, der einem Opfer die Absichten desjenigen aufzwang, der den Schleier auf das Opfer warf.
    Oder so.
    Das hier konnte dieser Schleier sein. Kiana fühlte, dass er es war. Das Schwarz des Stoffs schluckte alle Freude, die beim Anblick der Schönheit des Raumes hätte aufkommen können.
    „Friede sei mi t dir!“ Die Worte schabten sich krächzend durch Kianas zugeschnürte Kehle.
    Und hatten keinerlei Wirkung.
    Zwei tapsige Schritte brachten Kiana der sitzenden Person ein Stück näher. „Elina Rashid … Smith?“
    Die Gestalt zeigte nicht die geringste R egung.
    Daher nahm Kiana einen bemühten Atemzug, der gar nicht tief genug sein konnte, packte den Schleier und riss ihn der sitzenden Gestalt vom Körper.
     
    Seit sie denken konnte, hatte Kiana bei all ihren eintönigen Arbeiten im Haushalt oder beim Stapeln von Schaffellen in der Scheune immer wieder taggeträumt, wie es sein musste, ihre Mutter zu treffen. Es war stets derselbe Traum gewesen von einer Frau, die aussah wie Kiana selbst, nur hübscher und älter. Die ihr entgegenlief, sie mit Freudentränen auf den Wangen in die Arme schloss und sie mit der so schmerzlich vermissten Liebe einer Mutter überhäufte.
    Stattdessen blickte Kiana nun in das erschrockene Gesicht einer Frau mit weit aufgerissenen Augen und Tante Shabnams Mund.
    „Elina Rashid-Smith?“, bracht e Kiana irgendwann heraus.
    „Ja“, hauchte die Frau. „Wer bist du?“
    Doch Kiana hatte keine Zeit für lange Erklärungen. „Ich bin hier, um dich zu befreien. Komm mit!“
    Im selben Moment schrie der Falke, und schon ertönte eine wohlklingende Männerstimme hinter Kianas Rücken: „Kann ich den Damen behilflich sein?“
    Kiana fuhr herum und starrte in stahlgraue Augen, b ezwingend, denen von Farid so ähnlich. „N… nein danke!“, stammelte sie und wich zurück.
    „Sicher?“ Geschmeidig wie die Löwen oben auf den Wandteppichen trat der Schreckliche Sultan herein. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das auf halber Höhe in dem gepflegt gestutzten Bart hängen blieb. „Kiana, wenn ich mich nicht täusche. Du wirkst so verloren, meine kleine Rose aus der Trüben Welt. Hier

Weitere Kostenlose Bücher