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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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unten kann man sich leicht verirren. Soll ich dir den Weg weisen?“
    „Nein, da…danke, ich … komme schon zurecht.“ Mit so viel Abstand, wie der Raum es gestattete, schob sich Kiana an ihm vorbei. „Ich ... eigentlich wollte ich … ich wollte sowieso gerade gehen.“
    Er verstellte ihr den Weg. Die graue Seide seiner Kleidung raschelte vornehm, als er in einer großen Geste die Arme ausbreitete. „Du wirst mich doch nicht schon verlassen wollen? Bleib einfach hier und sei mein Gast!“ Zynisch fraß sich die Schärfe seiner Worte in Kianas Angst hinein. Wie von selbst stieg der Falke in die Luft.
    Damon s rechte Hand schnellte in die Richtung der nächsten Wandfackel, und sofort zog sich deren Flamme in die Länge zu einem Strang aus Feuer, bis sie fast Damons Handfläche berührte.
    A ls der Falke auf den Löwen-Sultan herabstieß, feuerte ein Zucken von Damons Hand den Flammenstrang auf den Falken ab.
    Kianas Dschinn wich aus. Der Feuerstrahl verfehlte ihn um Haaresbreite und sengte eine schwarze Spur über die Stuckverzierungen des Deckengewölbes. Damon feuerte weiter, bis der Falke auf Kianas Hals zuflog, mit einer Kralle den Stopfen der Glasphiole herauszog, ihn in die Luft warf und ihn mit der anderen Kralle am dünnen Ende wieder auffing. Währenddessen lösten sich die Umrisse des Falken auf, als er Kopf voran in die Phiole hineinflutschte und sie in derselben Bewegung hinter sich mit dem Stopfen verschloss. Und alles binnen eines Wimpernschlags.
    Am liebsten wäre Kiana ihm gefolgt. Das Auflachen des Sultans schmetterte auch noch die letzten Reste ihres Mutes nieder.
    Der Feuerstrahl ruhte als gleißender Bogen zwischen der Wandfackel und Damons Hand. Diese Hand streckte sich in einer heimtückisch zärtlichen Geste nach Kiana aus. Ein paar der Haare, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, verschmorten bereits in dem Feuerbogen, bevor Kiana zurückweichen konnte.
    Aus den Abgründen ihrer Furcht kroch eine verzweifelte Idee hervor. Mit einem Ruck riss sie sich Sorayas Rubinmedaillon vom Hals und ließ es aufschnappen. Sie versuchte gar nicht erst, mit ihren zittrigen Fingern Sahmarans Haar daraus hervorzufummeln, sondern warf gleich den gesamten offenen Anhänger in den Feuerbogen. Bevor sich Damons große Hand um das Medaillon schloss, glimmte irgendetwas darin auf. Inständig hoffend, dass es das Haar der Schlangenkönigin war, schickte Kiana ihren Blick durch den Raum auf der Suche nach der Hilfe, die Sahmaran ihr versprochen hatte. Doch nichts geschah.
    Gar nichts.
    Außer, dass der Feuerbogen die Hand des Löwen-Sultans verließ und sich wieder vollständig in die Wandfackel zurückzog, um wie zuvor als unscheinbare Flamme den Raum zu erhellen.
    „Hübsch“, verwundert drehte Damon den Rubina nhänger zwischen seinen Fingern, „aber, wie ich fürchte, recht wirkungslos.“
    Ja, den Eindruck hatte Kiana auch.
    „Wer dir diesen Tand als Zauberutensil angedreht hat, mein Engel, wollte dich offensichtlich übers Ohr hauen.“ Verächtlich ließ er den Anhänger fallen. „Man darf nicht alles glauben, was die Marktschreier im Bunten Basar einem weismachen wollen.“ Damons beiläufig-spöttischer Plauderton war mit einer Kälte unterlegt, die bis in Kianas Knochen hineinklirrte.
    Auf einmal hörte sie Schritte. Und schöpfte Hoffnung. Wen auch immer Sahmaran ihr schicken würde, er mochte sich beeilen - bitte!!!
    Nichts in der Miene des Sultans deutete an, dass ihn die Schritte beunruhigten. „Und nun, meine kleine Trübe-Welt-Rose, würdest du bitte den schwarzen Schleier aufheben?“ Sein Tonfall schlug um von freundlich auf herrisch: „Gib ihn mir!“ Mit einer Geste, die keinen Widerspruch duldete, streckte er die Hand aus.
    Erst jetzt wurde sich Kiana wieder des Schleiers bewusst, der ihr vor Schreck aus den Fi ngern geglitten sein musste und jetzt unter ihren Schuhsohlen lag. Ohne Damon aus den Augen zu lassen, trat sie von dem Schleier herunter und hob ihn langsam auf. Gleichzeitig tauchten draußen vor der Tür Männer auf.
    Und nein, die waren bestimmt nicht von Sahmaran geschickt worden.
    Leicht außer Atem trat der in Violett und Gold gekleidete Herr ein, der vorhin bei der Ansprache neben dem Löwen-Sultan gestanden hatte. Das musste Damons Wesir sein, von dem Nesrin erzählt hatte. Nun, da er in unmittelbarer Nähe vor ihr stand, konnte Kiana seinen verkniffenen Mund erkennen. Und seine boshaften Augen. Und die zwei kleinen und offenbar echten Skorpione, die links und rechts

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