Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
Schatten. Doch der Größe nach, der Form seines Turbans nach und der unheimlichen Ausstrahlung nach konnte es nur einer sein. „Farid?“, keuchte Kiana.
    „Wo hast du so lange herumgetrödelt?“, knurrte er. „Selbst du hättest längst hier sein müssen! Ich habe dir doch eingeschärft, so schnell wie möglich aus der Festung zu verschwinden!“
    Damit ließ er sie los. Er musste die Eherne Festung verlassen haben, bevor sein Vater Kiana dort gestellt hatte. Und offenbar hatte Farid von Elinas Ankunft im Palast auch nichts mitbekommen, sondern hatte währenddessen Kiana in Nesrins Zimmer aufgelauert. In Nesrins Zimmer? „Was hast du nachts bei meiner Freundin zu suchen, Prinz?“
    Er schnaubte wie ein aufgebrachtes Pferd. „Als du dich ewig nicht im Speisesaal oder in der Küche hast blicken lassen, habe ich hier nachgesehen, ob du vielleicht zu müde zum Essen warst und gleich hoch in dein Zimmer gegangen bist. Und als du da auch nicht warst, musste ich annehmen, dass sie dich in der Festung geschnappt haben. Fast wäre ich zurückgeflogen, um das zu klären, ich Idiot! Hast du eigentlich eine Ahnung davon, wie knapp du davor warst, dort entdeckt und getötet zu werden?“
    „Ja, ich denke, das habe ich.“
    Hatte sie ihn richtig verstanden? Er wäre wegen ihr noch einmal stundenlang zurück zur Ehernen Festung geflogen? Mitten in der Nacht? Kianas von der Wüste weichgekochte Gedanken wollten jedoch keine schlüssige Erklärung dafür liefern, sondern spuckten nur eins aus: Misstrauen.
    „ Ich glaube, du hast nicht die geringste Ahnung“, ritt er seinen vorwurfsvollen Tonfall weiter. „Und was deine Freundin angeht: Ich habe ihre Ehre nicht gefährdet, falls deine rückständige Trübe-Welt-Moral das befürchtet! Avas Dschinn ist bei ihr und passt auf sie auf.“
    Kiana spürte seinen Zorn, verstand di esen Zorn aber nicht. Das machte sie unsicher. Wie gern hätte sie jetzt etwas Schlagfertiges, Nesrin-mäßiges gesagt, das Farids Anmaßung in die Schranken gewiesen hätte, doch ihr fiel nichts ein.
    Er wandte sich ab und stapfte davon, stoppte allerdings sofort wieder, als unmittelbar vor ihm der zarte Umriss der Silberfrau aus der linken Wandseite des Ganges trat und, ohne auf die beiden Jugendlichen zu achten, über den Boden glitt und in der rechten Wand verschwand.
    Das brachte Kiana wieder zur Besinnung. So wie die Silberfrau ihren geheimen Anliegen nachging, hatte sich schließlich auch Kiana um Wichtigeres zu kümmern als um einen schlecht gelaunten Prinzen. Eine womöglich bewusstlose Nesrin zu den Gemächern der Herrscherin zu schleppen, würde noch schwierig genug werden. So schlaff, wie sich Kianas Arme anfühlten, konnte sie sich kaum vorstellen, auch nur eine Staubfluse aufzuheben. Hoffentlich war ein fliegender Teppich irgendwo greifbar, auf den sie Nesrin rollen konnte. Vielleicht würde Avas Dschinn ihr ja gehorchen und Nesrin tragen.
    Und wenn nicht?
    „Wo du schon mal hier bist, Prinz, kannst du dich auch nützlich machen und mir helfen.“
    Hatte sie das ge rufen? War dieser Befehlston wirklich aus ihrem Mund gekommen? Noch vor wenigen Tagen hätte sie es nie gewagt, einem männlichen Wesen gegenüber einen derartigen Ton anzuschlagen. Oder überhaupt irgendeinen Ton.
    Von Amir mal a bgesehen.
    Farids Stiefel stampften einen ungeduldigen Rhythmus in die Nachtruhe des Gangs hinein, als er wieder auf sie zukam. „Was soll ich?“
    „ Mir helfen, Nesrin zu tragen.“ Kiana betrat das Zimmer ihrer Freundin, dessen Tür noch immer offen stand. „Nesrin?“
    Keine Antwort.
    So wie im Gemach der Herrscherin brannte auch hier ein Wandlicht, und so wie dort wachte jemand über die Schlafende. Hier war es Avas Dschinn, der mit einem Tuch Schweißtropfen von Nesrins Stirn tupfte.
    Nesrin lag mit geschlossenen Augen da. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Doch auch als Kiana mehrmals Nesrins Namen rief, zeigte diese keine Reaktion. Von Baski war weit und breit nichts zu sehen.
    Als sich Farid an Kiana vorbeidrängte, bewegte sich etwas an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Es war die gemalte Echse auf dem Wandbild. Sie huschte hinter einen der gemalten Äste und linste mit einem - gemalten! - Auge dahinter hervor.
    „Und wohin willst du sie tragen? “, fragte er. „Um die Uhrzeit?“
    „Zum besten Heiler, den es gibt.“
    „Hat die Wüste dir einen Sonnenstich verpasst?“
    Ohne auf seine unwirsche Verachtung einzugehen, trat Kiana ans Bett ihrer Freundin, deren fröhliche,

Weitere Kostenlose Bücher