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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Glasphiole und zog den Stöpsel heraus.
    Der Falke schoss hervor. Noch während er an Höhe gewann, sah Kiana durch seine scharfen Augen den jungen Mann, der tief über seinen Teppich gebeugt über die Wüste jagte. Das lose Ende seines Turbans flatterte wie eine Fahne hinter ihm her.
    „Du kannst mit deinem Dschinn sehen!“, hauchte Elina. „Wie wundervoll!“
    Kiana zog ihr Bewusstsein in ihren eigenen Körper zurück und holte den Falken in sein Fläschchen. „Das da vorn ist Amir. Er ist mir wie ein Bruder und wohnt im Haus neben dem von Onkel Abdullah.“
    „Doch nicht das Baby von Khalida und Sami?“
    „Der Sohn von Sami Hasan“, erklärte Kiana und erkannte betroffen, dass sie nur den Namen von Amirs Vater wusste. Seine Mutter war bei allen Gesprächen der Erwachsenen immer nur Sami Hasans Frau gewesen, die im Kindbett gestorben war.
    Elina hielt das Tuch in der Luft an und wartete, bis Amir bei ihnen war. „Friede sei mit dir, mein Sohn!“
    Mit einem skeptischen Blick auf das schwebende Tuch, auf dem Elina und ihre Tochter saßen, murmelte Amir eine Erwiderung des Grußes. Unsicher kneteten seine Hände den Henkel der Tasche, die vor ihm auf dem Teppich lag.
    „ Was ist mit Nesrin?“, plumpste Kiana in die Höflichkeiten hinein.
    „ Seit Ava sie behandelt hat, ist sie außer Gefahr, ist aber noch sehr schwach.“ Selbst im spärlichen Licht der nahenden Nacht konnte Kiana die Erschöpfung unter der Sandschicht auf seinem Gesicht erkennen. Er musste gleich, nachdem er Nesrin abgeliefert hatte, wieder aufgebrochen sein, um Kiana zu holen. Dafür flog ihm ihr Herz zu.
    Er schaute verstohlen zu Elina, dann zurück zu Kiana. „Das ist …“
    „… meine Mutter“, ergänzte Kiana. Nun ging ihr dieses wundervolle Wort fast schon leicht von den Lippen. Leicht und stolz.
    „ Du hast sie also befreit! Wie hast du das geschafft?“ Etwas lag in Amirs Tonfall, das sich beinahe wie Ehrfurcht anhörte.
    Kiana winkte ab. „Für Erklärungen ist keine Zeit. Damon ist mit seiner Armee in zwei Tagen beim Palast! Wir müssen so schnell wie möglich dort Bescheid sagen.“
    „Das übernehme ich.“ Amir holte zwei Plastikflaschen mit Wasser aus seiner Tasche. Dankbar nahmen Kiana und ihre Mutter sie entgegen, während er eine weitere für sich aus der Tasche fischte. „Übrigens: Als ich mit Nesrin zum Palast unterwegs war, ist jemand aus eurer Richtung auf einem Teppich an mir vorbeigekommen. Er flog weit über uns, so konnte ich ihn nicht erkennen, aber er war sehr schnell. Hat er etwas mit euch oder Damon zu tun?“
    „Nein .“ Oder doch? „Ich weiß nicht.“
    Amir nahm einen großen Schluck Wasser und meinte dann: „Ich fliege am besten voraus. Ich bemühe mich, langsam genug zu fliegen, damit ihr den Anschluss nicht verliert.“ Sein Tonfall wurde streng. „Aber versucht trotzdem, mit mir mitzuhalten mit eurem … Tuch!“ Dann wendete er und sauste wie ein Pfeil davon.
    Nachdem Kiana und ihre Mutter ausgiebig getrunken hatten, klemmte Elina die leeren Fl aschen zwischen ihre Knie und setzte das Tuch wieder in Bewegung. Bald hatten sie den überraschten Amir überholt und nach kürzester Zeit hoffnungslos abgehängt.
     
    Als die Lichter des Schimmernden Palastes in Sichtweite kamen, herrschte tiefste Nacht. Die Temperatur war bis in fröstelnde Tiefen abgesackt, denen Kianas dünne Kleidung nicht länger standhielt. Ihr Schal war ihr irgendwann im Laufe des heutigen Wahnsinns abhanden gekommen, so dass sich die Kälte des Fahrtwinds klamm um ihren schutzlosen Hals legen konnte. Mit unvermindertem Schwung überflog Elina die Palastmauer und steuerte geradewegs auf den Haupttrakt zu.
    Nur noch wenige Fenster des Palastes waren erleuchtet, und eine müde Ruhe umgab die Zwiebeltürme. Selbst der Schimmer, der sonst auf dem Mauerwerk und den Dächern lag, war ermattet, als wäre auch er eingeschlafen.
    So hatte sich Kiana die Rückkehr ihrer Mutter nicht vorg estellt.
    Sie wusste zwar auch nicht, wie sie sich das genau ausgemalt hätte, aber bei einem so bedeutenden Ereignis hätte der ganze Palast zusammenlaufen und der seit eineinhalb Jahrzehnten meistgesuchten Frau der Klaren Welt begeistert zujubeln müssen. Doch die einzigen Menschen, die Elinas Rückkehr zur Kenntnis nahmen, waren die beiden Wachhabenden, die vom Haupttor aus auf ihren Teppichen in die Luft stiegen, um die vermeintlichen Eindringlinge abzufangen.
    Aber Elina war zu schnell für sie und flog ungehi ndert auf den Balkon zu, der

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