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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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zum Gemach der Herrscherin gehörte. Die Fensterfront hinter dem zarten Rankenmuster der Balustrade war geschlossen, die Vorhänge zugezogen. Elina hielt genau auf die geschlossenen Fenster zu. Die geschlossenen Fenster!!!!
    Kianas Warnschrei brach ab, als sich wie von Geisterhand die Fenster öffneten. Gleichzeitig zogen sich die Vorhänge flatternd auf, als wollten sie die Ankommenden eilig hereinwinken. Davon ungerührt flog Elina in das Gemach und streckte dabei die Beine aus, so dass sie auf ihnen zu stehen kam, als das fliegende Tuch auf dem Fußboden aufsetzte.
    Wohingegen Kiana, die auf ihrem Hintern gelandet war, sich auf klammen Gliedmaßen umständlich in die Höhe rappelte.
    Der Raum wurde vom schummrigen Licht einer einzigen Flamme erleuchtet, die in einer Wandlampe flackerte. Soraya lag reglos in ihrem Bett. Neben ihr wachte die Haushofmeisterin in einem Sessel.
    Ava stand auf, starrte die Neuanköm mlinge an, streckte ihnen die Arme entgegen, senkte sie wieder, streckte sie erneut aus. „Ist das möglich? Elina?“
    Unvermittelt tauchten die beiden Wachhabenden vom Haupttor im Fenster auf. Beide waren kaum älter als Amir und trugen eine wichtige Miene zur Schau. „Wir sahen so etwas wie einen Riesenteppich in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit über die Palastmauer kommen und hier hereinfliegen“, sagte der eine von ihnen und beäugte Kiana. „ Du warst das?“ Das Du zog er dabei ungläubig in die Länge und musterte dann Elina.
    Zerstreut wedelte Ava sie fort. „Es besteht keine G efahr, meine Söhne! Vielen Dank, dass ihr so gut aufpasst! Kehrt wieder auf euren Posten zurück!“
    Die beiden zogen ab, und Elina fiel der Haushofmeisterin um den Hals. „Meine liebe Schwester!“ Dann ließ sie Ava los, trat zum Bett und legte ihre Hand auf die Stirn der Herrscherin. „Seit wann ist sie ohne Bewusstsein?“
    „ Soraya ist …“ Sichtlich unter Schock strich die Haushofmeisterin ihren bunten Kaftan glatt. „Sie liegt seit gestern im Koma, und diesmal kann nichts sie aufwecken.“ Ava hielt in ihren fahrigen Bewegungen inne. „Bist du es wirklich? Ich kann es gar nicht fassen!“
    „I ch kann alles auch noch nicht fassen.“ Elina griff in den Ausschnitt ihres Kleides und zog eine Halskette hervor, deren Anhänger leuchtete, als hätte er ein eigenes Licht irgendwo in sich versteckt. Kiana kam der Anhänger bekannt vor. Das Wesen, das er darstellte, diesen merkwürdigen glänzenden Drachen mit seinem langen Hals, dem schlanken Rumpf und dem Schlangenkopf, hatte sie schon einmal gesehen. Auf dem Bodenmosaik in der Eingangshalle vor ihrer Abreise. Jetzt blitzte der Drache auf und erhellte den ganzen Raum mit seinem gleißenden Licht, das alle Schatten überstrahlte.
    Elina beugte sich über die Herrscherin , setzte den Drachenanhänger auf deren zerbrechliche Kehle und sagte, ohne den Blick von Soraya zu lösen: „Ava, in zwei Tagen will Damon den Palast angreifen. Bitte gib diese Nachricht sofort an Mahmud weiter …“, sie stutzte, „… oder wer auch immer der jetzige Befehlshaber der Palastkrieger ist. Und Kiana, hol deine Freundin her, die von dem Skorpion gestochen wurde! Ich muss sie irgendwie dazwischenschieben. Denn das hier mit Soraya wird länger dauern, fürchte ich.“ Es schien, als würde sich Elinas überforderter Geist nun voll auf die Stütze hängen, die ihr über all die Jahre hinweg vertraut geblieben war: ihre Heilkraft.
    Unbeholfene Worte der Zustimmung murmelnd stolperte Kiana auf tauben Beinen aus dem Raum.
     
    Die beiden Palastkrieger, die vor dem Gemach der Herrscherin Wache standen, zuckten zusammen, als Kiana zwischen ihnen hindurchhastete, doch sie erkannten sie wohl und ließen sie ungehindert durch. Kiana eilte den Gang entlang und die Haupttreppe hoch. Die spärlichen Wandlichter wiesen ihr mit ihrem schläfrigen Glimmen den Weg. Selbst die Tierornamente in den Wandgemälden dösten. Irgendwie. Kiana hätte schwören können, dass die eine Wildziege mit den geschraubten Hörnern in dem Wandbild jetzt neben diesem grau gemalten Felsen lag, während sie sonst immer auf ebendiesem gestanden hatte. Zumindest das letzte Mal, als sie …
    Plötzlich schnellte irgendwas, irgendwer, irgendjemand aus Nesrins Zimmer und packte Kianas Arm.
    Der Schreck, der sich auf ihr erschöpftes Hirn warf, raubte ihr das Gleichgewicht. Bestimmt wäre sie gestürzt, wenn sie nicht von einem unerbittlichen Arm gegen die Wand gedrückt worden wäre.
    Das Gesicht des Angreifers lag im

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