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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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Nun, da von Elina nichts zu sehen war, besaßen diese beiden Worte, die Kiana gestern Nacht so beschwingt über die Lippen gekommen waren, fast wieder ihren alten unwirklichen Beiklang.
    „Sie hat die ganze Nacht über an Soraya gearbeitet“, erwiderte Ava, „bis sie vor Erschöpfung umfiel. Sie schläft jetzt, und auf Grund meiner früheren Erfahrungen mit ihr schätze ich, dass es ein oder zwei Tage dauern kann, bis sie wieder aufwacht.“
    Zwei Tage? Damit würde Kianas Mutter Damons Angriff verschlafen. Was vielleicht sowieso besser für sie war.
    „Ist Amir heil zurückgekehrt?“, erkundigte sich Kiana b esorgt.
    „ Ja, das ist er. Murat erzählte mir vorhin, dass Amir noch schläft. Er muss lange nach dir und deiner Mutter angekommen sein.“ Geschickt schlängelte sich Ava zwischen dem Meer aus Sitzkissen hindurch, die dicht an dicht auf dem Boden auslagen und allesamt besetzt waren.
    Im Vorbeigehen entdeckte Kiana Nesrin, die zwischen Maimune und der Kriegerin Tahiramis hockte und soeben einen Teller mit Gebäck von Avas Dschinn entgegennahm.
    Als Kiana vor der Herrscherin stand und einen höflichen Gruß an sie, Fatima und die Umsi tzenden hervorstammelte, antwortete Soraya: „Friede sei mit dir, Kiana, und dazu mein allergrößter Dank dafür, dass du Elina heimgeholt hast! Mögen deine Schritte auf ewig mit Rosen gesäumt und mit Glück und Freude gepolstert sein! Nimm Platz hier neben mir, iss und trink!“ Auch wenn ihre Wangen noch recht blass waren, wirkte sie gesund. Ausgeruht geradezu.
    Kiana ließ sich unbehaglich neben der Herrscherin nieder - sie, das Mädchen aus dem Lehmhüttenviertel. Doch Sorayas Lächeln tat so, als wäre das normal.
    Ava nahm neben Kiana Platz, doch nicht auf dem Diwan, sondern auf einem dicken Sitzkissen daneben.
    Der Duft von Kardamom und Zimt stieg in Kianas Nase, als einer von Avas Dschinns ein silbernes Tablett vor sie auf ein Serviertischchen stellte. Ein Glas Tee stand darauf und ein Kännchen Milch sowie ein Teller mit einem dicken Pfannkuchen, der mit Berberitzen, Walnüssen und Honig bedeckt war. Und daneben befand sich eine Schale Joghurt, mit Gurkenstückchen und einem Blatt frischer Minze garniert. Urplötzlich merkte Kiana, wie hungrig sie war.
    Sie goss etwas Milch in den Tee und nahm einen Schluck. Gerade als sie mit einer Gabel gierig ein Stück von dem herrlichen Pfannkuchen aufspießte, durchschnitt eine Männerstimme das allgemeine Gemurmel: „Hochverehrte Geweissagte, ich denke, ich spreche für alle hier, wenn ich dir unendlichen Dank und höchste Anerkennung dafür zolle, dass du uns Elina zurückgebracht hast - möge ihre Heilkraft ewig fließen! Sie hat heute Nacht unsere Herrscherin - möge sie lange und glücklich leben! - der Kralle des Todes entrissen.“ Kiana erkannte den Sprecher als Haschem, den Brunnenmeister, der etwa drei Schrittlängen von ihr entfernt zwischen dem stämmigen Dschamal und einer Frau hockte, an deren Namen sich Kiana nicht erinnern konnte.
    Haschem wartete das anschwellende Zustimmungsraunen ringsum ab, bis er weitersprach: „Ava jedoch unterrichtete uns von deiner Behauptung, Damon würde in zwei Tagen den Palast angreifen. Du wolltest sicher kein derartiges Gerücht verbreiten, so völlig ohne Beweise. Daher kann es sich nur um ein Missverständnis handeln, nicht wahr?“
    „Beweise?“ Kiana legte ihre Gabel zurück auf den Teller. „Ich hörte, wie es der Schreckliche Sultan selbst sagte. Ist das nicht Beweis genug?“
    „ Da hast du in der Aufregung sicher etwas falsch verstanden, Mädchen“, kam Dschamal seinem Sitznachbarn zu Hilfe. „Während deine Behauptung, der Löwen-Sultan würde den Palast angreifen, die Verzagten unter uns in helle Aufruhr versetzt hat, halten es die Vernunftgeleiteten unter uns für sehr unwahrscheinlich, dass Damon noch einmal einen Angriff gegen den Palast führt, zumal er im letzten Krieg eine verheerende Niederlage einstecken musste.“
    Noch vor wenigen Tagen hätte es Kiana nicht gewagt, einem erwachsenen Mann zu widersprechen, und bei den seltenen Gelegenheiten, in denen ihr so etwas wie ein Widerwort herausgerutscht war, hatte Onkel Abdullah dafür gesorgt, dass sie es bitter bereute. Doch hier und jetzt erwiderte sie: „Ihr irrt euch. Der Schreckliche Sultan hat nur gewartet, bis seine Armee stark genug ist. Und das ist sie! Ich habe sie gesehen. Riesenskorpione so weit das Auge reicht. Abertausende. Er wird angreifen, das steht fest.“ Sogar Damons Sohn war sich

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