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Goldfalke (German Edition)

Goldfalke (German Edition)

Titel: Goldfalke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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auch?“ Sie sprang auf. „Los, komm!“ Schon war sie draußen im Gang.
    Kiana stürzte ihren Tee herunter, um ihn nicht umkommen zu lassen, verbrannte sich fast die Zunge und stellte ihr Glas neben Nesrins auf das Tischchen.
    Inzwischen kam Nesrin wieder ins Zimmer g erauscht. „Wir sollten vielleicht doch unsere Teppiche mitnehmen.“ Sie zog einen unter ihrem Bett hervor. Er war in Rosatönen geknüpft und hatte ein reizendes Blütenmuster. Mit einem Satz sprang sie darauf und flog hinaus auf den Gang, wobei die Seide ihres Kleides unternehmungslustig raschelte.
    Mit weit weniger Begeisterung klemmte sich Kiana den aufgerollten Pfeilteppich unter den Arm und rannte hinter Nesrin her den Gang entlang. „Warte bitte! Ich kann nicht so fliegen wie du. Erst recht nicht hier drinnen. Da habe ich Angst, gegen die Wände zu stoßen oder gegen die Statuen oder die …“ Der Aufprall presste die Luft aus ihren Lungen.
    Dort, wo der Gang eine Biegung machte, war plötzlich ein Mann aufgetaucht. Unfähig, rechtzeitig auszuweichen, war Kiana in voller Länge mit ihm zusammengestoßen, spürte feines Leinen, festes Leder, sehnige Muskeln.
    Auch er hielt den Atem an . Dann erst erkannte sie ihn, erschrak noch mehr, stammelte atemlose Entschuldigungen.
    Es war der aus dem Bunten B asar.
    De r von vorhin im Palastvorhof.
    D er Grau-Schwarz-Gekleidete mit den beunruhigenden Augen.
    Im Gegensatz zu Kiana schwankte er keinen Millimeter. Während ihr bewusst wurde, dass sie in schamloser Weise an seinem Körper klebte - noch dazu unverzeihlich unverschleiert - kehrte ihr Gleichgewicht wieder.
    Wenn auch nur körperlich.
    Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte mit rauer Stimme in ihr Ohr: „Warum verkriechst du dich nicht wieder in dem Trübe-Welt-Loch, aus dem Fatima dich hervorgezerrt hat?“ Damit ließ er sie stehen und ging seelenruhig weiter.
    Nesrin kam angeschwebt und stieg von ihrem Teppich. „Sorry, mir war nicht bewusst, dass du dich drinnen noch nicht zu fliegen traust.“ Ihr Arm machte eine einzige elegante Bewegung, und schon klemmte der Blümchenteppich eingerollt unter ihrer Achsel. „Lass dich von Farid nicht einschüchtern, Ki!“ Entschlossen marschierte sie los. „Manchmal ist er ein echter Arsch. Was auch immer er Blödes zu dir gesagt hat, vergiss es einfach!“
    Kiana musste fast rennen, um Schritt zu halten. „I rgendwie neige ich dazu, ihn … äh, ihm ständig über den Weg zu laufen, und er glaubt wohl, ich stelle ihm nach. Als wäre ich ein mannstolles Flittchen.“ Die Scham darüber brachte sie stärker außer Atem als die schnelle Gangart, die ihre Begleiterin vorlegte.
    Kichernd drehte sich Nesrin zu ihr um: „Mannstolles Flittchen - wie altmodisch du dich ausdrückst! Außerdem: Ist doch scheißegal, was so ein Typ wie Farid über dich denkt!“
    „Du magst ihn offenbar nicht.“ Plötzlich gierte Kiana darauf, etwas Schlechtes über diesen Kerl zu hören, um seine offensichtliche Verachtung für sie weniger richtig erscheinen zu lassen.
    Nesrin verzog den Mund. „Er ist überheblich, ziemlich schräg und meistens mies drauf. Erstaunlich, dass er der Sohn einer so netten Frau wie Soraya ist.“
    „Die Herrscherin ist seine Mu tter?“
    „ Kaum zu glauben, was?“ Nesrin zuckte die Schultern. „Egal! Wir haben über Wichtigeres als Farid nachzudenken.“
    Ach ja, über den Dschinn. Was auch immer man hier damit meinte.
    Sie stiegen die große Treppe hinab, passierten einen Seitenausgang und betraten einen wundervollen, von Bienen durchsummten Rosengarten. „Wie willst du eigentlich einen Dschinn für mich auftreiben, Nesrin?“
    Grazil duckte sich Nesrin unter einer weißen Rosenblüte hindurch, die von einem goldenen Torbogen herabhing. „Im Tal der Dschinns natürlich.“
    Kiana atmete den betörenden Duft der Rosen ein. „Und du bist sicher, dass du da einen für mich bekommst?“
    Nesrin kicherte. „Du bist vielleicht komisch! Jeder Mensch hat einen Dschinn.“
    „Ach ja? Ich nicht.“
    „Wollen wir wetten? Ich kapiere schon, wo dein Problem liegt, denn ich habe ja selber erlebt, dass keiner in der Trüben Welt jemals persönlichen Kontakt zu seinem Dschinn hat, weil der sich dort nicht materialisieren kann. Die Dschinns hängen alle hier rum, in der Klaren Welt. Auch wenn du deinen bisher nicht gesehen hast, er ist trotzdem da.“
    Kiana war mehr als skeptisch. „Wenn jeder Mensch einen eigenen Dschinn hat, wo ist dann deiner?“
    Sie kamen an einer Frauenstatue aus

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