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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Tlaxcaltekin gekleidet – in einen schmucklosen Wickelrock und eine ebenso einfache Bluse aus Pflanzenfasern, wie die Mädchen und Frauen in Tlaxcala sie tragen.
    Seitdem Cortés diesen Befehl erteilt hat, sind meine allerletzten Zweifel verfolgen. Unser Herr weiß offenkundig, dass Carlita aus einer bedeutenden Adelsfamilie in Tenochtitlan stammen muss. Und er hat Vorsorge getroffen, damit sie von niemandem vorzeitig erkannt wird – bevor sie uns preisgegeben hat, wo Montezumas Schätze versteckt sind! Alles hat er wieder einmal vorausplant. Sogar ihr Taufkettchen mit dem libellenzarten goldenen Kruzifix musste Carlita abnehmen und Marina übergeben. Nur an eines hat er anscheinend nicht gedacht: dass wir drauf und dran sind, Carlita zu einem Verrat an ihrem eigenen Volk zu zwingen, der ihr das Herz vollends zerreißen wird.
    Als ich wieder nach vorne schaue, bekomme ich gerade noch mit, wie Alvarado auf die Balkenbrücke deutet, die einige Schritte vor uns in den Dammweg eingelassen ist. Er und Cortés wenden einander im Reiten die Köpfe zu und schauen sich bedeutungsvoll an. Ich spüre, dass diese Holzbrücken ihnen überhaupt nicht gefallen – und ich kann mir auch leicht zusammenreimen, aus welchem Grund. Es sind sinnreiche Konstruktionen, hauptsächlich wohl dazu bestimmt, Booten die Durchfahrt zu ermöglichen. Wenn man jedoch einen solchen Brückeneinsatz aus seiner Verankerung entfernt, dann ist der Dammweg unüberwindlich blockiert! Jede dieser Balkenbrücken ist rund sieben Schritte lang – die Lücke wäre viel zu groß, um sie zu Fuß oder selbst mit dem Pferd zu überspringen. Und seit Itzapalapa haben wir mindestens ein Dutzend solcher hölzernen Einsätze überquert.
    Schließlich lassen wir den Dammweg hinter uns und erreichen die große Insel. Hier gerät unsere Kolonne ins Stocken. Einige Hundert Schritte voraus erkenne ich die Umrisse einer gewaltigenFestung mit einem Torturm über der Straße und einem zweiten Turm, dessen Brustwehr drohend auf den See hinausblickt.
    König Cacama schickt einen Boten von der Spitze des Zuges zu uns und bittet unseren Herrn, zu ihm nach vorne zu kommen. Begleitet von Portocarrero, Sandoval und Alvarado reitet Cortés zwischen unseren Männern hindurch. Diego und ich, Marina und der unglückliche Cuitlalpitoc eilen hinter den Reitern her, so schnell unsere Füße uns tragen. In Cholollan haben Montezumas beide Gesandte das Schlachten von dem Fenster der Kammer aus mit angesehen, in der Guerrero sie eingesperrt hatte. Der eine Gesandte wurde dort durch einen Pfeil getötet – und sein Gefährte Cuitlalpitoc beteuerte seitdem unaufhörlich, dass weder sein Herrscher noch er selbst in irgendwelche Mordpläne der Chololla eingeweiht gewesen seien. Doch Cortés antwortete ihm immer nur: »Das will ich von Montezuma persönlich hören.«
    Als wir endlich auf dem weiten Platz vorn beim Torturm angekommen sind, ist von Montezuma allerdings nichts zu sehen. Das Tor steht weit offen und dahinter drängen sich Hunderte Männer, einer kostbarer gekleidet als der andere.
    Auf der Torschwelle steht Cacama und blickt uns düster lächelnd entgegen. »Die edelsten Männer Tenochtitlans«, sagt er zu Cortés, »bitten untertänigst um die Erlaubnis, Euch an diesem ehrwürdigen Ort willkommen zu heißen, Herr.«
    Auf seinem schneeweißen Hengst sitzend, nimmt Cortés die Huldigungen von mindestens fünf hundert aztekischen Edelmännern entgegen. Einige von ihnen tragen anstelle von Federschmuck ganze ausgehöhlte Jaguarschädel auf dem Kopf, andere sind in Umhänge aus Adlerfedern gekleidet. Um den Hals tragen sie kunstvoll gearbeitete Goldketten, auch ihre Hand- und Fußgelenke sind mit goldenen und silbernen Ketten geschmückt. Es dauert mehr als zwei Stunden, bis der Letzte von ihnen vor unserem Herrn den Boden geküsst und eine Begrüßungsfloskel gemurmelt hat.
    Wahrscheinlich weiß jeder von ihnen, schießt es mir durch den Kopf, was wir in Cholollan angerichtet haben. Zu Hunderten haben wir dort die Würdenträger niedergemacht, als diese im Tempelhof versammelt waren – und bestimmt waren nicht wenige der hochgestellten Indianer, die sich nun demütig vor Cortés verneigen, mit den Mächtigen von Cholollan befreundet oder verwandt. Ich beobachte sie aufmerksam, doch ob sie unserem Herrn grollen, ihn fürchten oder vielleicht auch bewundern, ist ihnen nicht anzumerken. Ihre Gesichter sind reglos, wie aus kupferfarbenem Holz geschnitzt.
    »Auf diesem Platz werden

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