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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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sprach er, nachdem er vor unserem Herrn den Boden geküsst hatte, »bittet Euch, ihn mit Eurem Besuch in Tenochtitlan zu beehren. Er ist durch eine Krankheit geschwächt und kann Euch deshalb leider nicht persönlich in seine Stadt geleiten. Aber wie Ihr sicher wisst, bilden unsere Königreiche Tenochtitlan, Tlacopan und Texcoco zusammen den ehrwürdigen Dreibund.«
    Er deutete nacheinander auf den See hinaus nach Norden,dann nach Westen und schließlich zum Ostufer, während er die Namen der verbündeten Städte nannte. »Drei Könige bitten Euch, ihr Gast zu sein, bärtiger Statthalter eines mächtigen Herrschers«, fügte Cacama hinzu, »und ich wurde ausgewählt, um Euch nach Tenochtitlan zu geleiten.«
    Etwas Düsteres umgibt den jungen König. Ich spürte deutlich, dass er uns gegen seine Überzeugung so gastfreundlich willkommen hieß. Offenbar empfindet er eine starke Abneigung gegen Cortés und uns alle, die er nur mit großer Anstrengung zu verbergen vermag.
    Nachdem ihm Cortés mit einer kurzen Rede gedankt hatte, stieg Cacama wieder in seine Sänfte. Inmitten einer Schar von Dienern und Wächtern ließ er sich uns vorantragen – zu dem Städtchen Itzapalapa, dessen Häuser zur Hälfte auf Pfählen im Wasser stehen, und von dort auf einem schmalen Damm durch den südlichsten Seeausläufer etwa anderthalb Meilen weit nach Westen. Auf einer Halbinsel namens Culhuacan beginnt dort der gewaltige Hauptdamm, der in nördlicher Richtung durch den See führt – nach Tenochtitlan und darüber hinaus bis zum acht Meilen entfernten Nordufer des Sees.
    Der Damm ist so breit, dass acht Reiter bequem nebeneinander reiten können. Seine Oberfläche ist mit jenem hellen, ebenmäßigen Material überzogen, das wie Stuck aussieht, jedoch so hart ist, dass es weder unter dem Hufschlag unserer Pferde noch unter den eisenbeschlagenen Rädern unserer zentnerschweren Geschütze zerbricht. Während wir über den Damm marschierten, zogen neben uns am linken Ufer kleinere Städte von unwirklicher Schönheit vorüber. Blendend weiße Bauten reihen sich aneinander, gesäumt von blühenden Bäumen und von Pyramiden im Innern der Städte überragt. Zwischen den Städten dehnen sich Mais- und Bohnenfelder, alles wirkt wohlgeordnet.
    Wieder einmal grübelte ich über einem Gedanken, der mich seit unserer Ankunft in der Neuen Welt beschäftigt: Der Satanliebt das Chaos! Das hat Fray Bartolomé erst neulich wieder in seiner Predigt verkündet. Das Bestreben des Teufels ist es, die göttliche Ordnung zu zerstören – also kann alles das hier, diese so reich und friedlich wirkende Indianerwelt, auch nicht vom Satan erschaffen worden sein!
    Mittlerweile schwebt die Mittagssonne am Himmel und Tenochtitlan liegt zum Greifen nah vor uns. Unsere Kolonne ist so lang, dass sie sich gut zwei Meilen weit auf dem Dammweg dahinzieht. Auf Cortés’ Befehl haben sich unsere Männer wie zu einem Siegesmarsch formiert: Vorneweg reiten vier Konquistadoren in eiserner Rüstung. Ihnen folgt Juan Corral, unser Hauptfähnrich, der die königliche Flagge schwenkt. Dahinter marschiert eine Abteilung Fußsoldaten mit gezogenen Schwertern, gefolgt von weiteren Reitern, den Armbrustschützen, die ihre Helme mit Federbusch tragen, und den Gewehrschützen, die ihre Waffen präsentieren. Unser Herr reitet in der Nachhut, umgeben von seinen Vertrauten und weiteren Flaggen schwenkenden Fähnrichen. Diego und ich marschieren hinter ihm und die Tlaxcalteken in unserem Rücken stoßen unaufhörlich gellende Kriegsschreie und -triller aus.
    Diego ruft mir etwas zu, doch ich verstehe kein Wort. Seine Augen blitzen, seine Wangen sind gerötet. Er sieht aus, als ob er vor Stolz gleich platzen würde. Mir dagegen schlägt das Herz bis in die Schläfen hinauf. Wir sind am Ziel! Ein Schrei steckt in meiner Kehle, doch ich halte meine Kiefer fest zusammengepresst. Ist es ein Jubel- oder ein Angstschrei? Ich weiß es selbst nicht und ich will es lieber auch nicht ausprobieren. Wir marschieren mitten hinein in das geöffnete Herz des Aztekenreichs – und ich bin mir keineswegs sicher, ob es uns wieder freilassen oder ganz einfach zerquetschen wird.
    Zum wiederholten Mal werfe ich einen Blick über meine Schulter nach hinten. Dabei weiß ich ganz genau, dass ich Carlita von hier aus nicht sehen kann – selbst wenn ich mir den Hals verrenkenwürde! Sie marschiert ganz am Ende unseres Zugs, zusammen mit den tlaxcaltekischen Dienerinnen. Auf Cortés’ Befehl ist sie auch wie eine

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