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Goldfieber

Goldfieber

Titel: Goldfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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dich hin, als ob du gleich wieder umkippen würdest. Und jetzt grinst du so blöd, als hättest du dich verliebt! Aber hier gibt es keine Mädchen, Orte, schau dich nur um! Nicht mal Indianerinnen – die haben die Krieger alle aus der Stadt geschafft. Aber vielleicht hast du dir deine schöne Geliebte ja einfach erträumt? Würde zu dir passen, Junge«, fügt Diego hinzu und klopft mir gönnerhaft auf den Oberarm. »Auch wenn du neuerdings ein Held bist und Tapia das Leben gerettet hast – ein Träumer bist und bleibst du trotzdem!«
    So schwatzt Diego vor sich hin, und ich höre ihm mit brummendem Kopf zu und versuche gleichzeitig, mich zu erinnern.Vielleicht habe ich mir ja wirklich nur eingebildet, dass sich dort in der Nische ein Mädchen versteckte? Womöglich habe ich ja, als ich schon halb ohnmächtig war, den Stein irgendwie zu fassen gekriegt und dem Indianer auf den Kopf gehauen, ohne es noch bewusst mitzubekommen?
    Aber das glaube ich keinen Augenblick lang. Ich habe das Mädchen gesehen, sage ich mir, und ich habe sogar gespürt, dass sie mir helfen wird. Und ganz genauso muss es dann ja auch gekommen sein. Aber warum hat sie mir überhaupt geholfen? Sie ist doch bestimmt ein Indianermädchen von hier – weshalb also hat sie einen ihrer eigenen Leute getötet, um mir das Leben zu retten?
    An diesem Rätsel grübele ich herum, während sich Diego auf die Suche nach Cortés macht. Unser Herr hat befohlen, ihm sogleich Meldung zu erstatten, wenn ich wieder zu mir gekommen bin. Dieser Befehl schmeichelt mir sehr, aber mehr noch beunruhigt er mich: Schließlich habe ich in der Indianerstadt nichts Besonderes beobachtet, wovon ich Cortés berichten könnte.
- 2 -
    »Erhebe dich, Orteguilla, falls deine Kräfte dafür reichen.« Wundarzt Jeminez reicht mir seine Hand und zieht mich von meinem Lager hoch. »Der Commandante betritt soeben unser bescheidenes Hospital«, fährt der Schlitzohrige fort, »und ich wette meinen prächtigsten Gallenstein, dass er wegen dir gekommen ist.«
    Ich werfe meine Decke zurück und rappele mich auf. Die verwundeten Männer im ganzen Saal sind urplötzlich verstummt und schauen Cortés in ehrerbietigem Schweigen entgegen. Unser Herr grüßt nach links und rechts, ruft dem einen ein paar Scherzworte, dem anderen eine aufmunternde Floskel zu, aber er bleibt bei niemandem stehen. Suchend schweift sein Blick durch die Halle, und als er mich in meinem Winkel entdeckt hat, kräuselt jenes stille Lächeln seine Lippen.
    Mit federnden Schritten eilt er herbei und streckt mir beide Hände entgegen. Ungeachtet der feuchtheißen Witterung trägt er wieder seinen Samtumhang und den breitkrempigen Hut. »Orteguilla!«, ruft er aus. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Aber nun sehe ich, dass du wieder wohlauf bist.«
    Zögernd reiche ich ihm meine Hände. Er zieht mich zu sich heran, das ist niemals vorher geschehen. Ich bin gerührt, aber mehr noch beunruhigt. Cortés tut nichts ohne sorgfältigste Berechnung, jedenfalls steht er in diesem Ruf. Wenn er mich nun vor aller Augen derartig auszeichnet, kann das eigentlich nur heißen, dass er etwas ebenso Außerordentliches von mir erwartet. Eine weitere »Heldentat« vielleicht oder einen Bericht, der vor tiefgründigen Erkenntnissen zu den Eigenarten der Indianer strotzt.
    Aber ich werde ihn enttäuschen müssen, so oder so. Den riesenhaften Indianer habe nicht ich besiegt, sondern ein geheimnisvolles Mädchen. Und von der Stadt habe ich bestimmt viel weniger gesehen als er. Ehe ich irgendwelche Herzen ergründen konnte, lag ich schon bewusstlos am Boden.
    »Du bist doch wieder bei Kräften?«, fragt Cortés. »Dann lass uns ein paar Schritte gehen«, fügt er hinzu, bevor ich irgendetwas antworten kann. »Ich will dir etwas zeigen.«
    Zwischen den Säulen hindurch treten wir ins Freie. Meine Beine fühlen sich noch ein wenig schwach an, aber abgesehen von dem klopfenden Schmerz in meinem Hinterkopf fühle ich mich eigentlich ganz gut. Vorhin habe ich eine ganze Schüssel Fleischbrühe in mich hineingeschlürft, und ich spürte richtiggehend, wie ich mit jedem Schluck wieder etwas stärker wurde.
    Die Treppe hinab zu dem gewaltig großen Tempelplatz sieht aus wie für Riesen erbaut. Die gigantischen Pyramiden und Paläste kommen mir mit einem Mal vollkommen unwirklich vor. Vielleicht liegt es daran, dass der Platz heute fast menschenleer ist.
    »Du hast im Schlaf geredet«, sagt Cortés, nachdem wir die Riesenstufen hinter uns gelassen

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