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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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den Blick auf eine Aussicht frei, die ich liebe, ein karamelfarbenes Tal, getüpfelt mit dunklen Kuppen immergrüner Eichen. Ranches und Campingplätze verschmolzen mit der Landschaft, aber die meisten waren von hier oben unsichtbar. Die zweispurige Landstraße verbreiterte sich auf vier Fahrbahnen, und wir sausten über den Bogen der Cold Spring Bridge. »Guy hatte etwas mit einem Mädchen namens Patty Maddison. Maddison mit zwei d. Sie hatte eine ältere Schwester namens Claire.«
    Ich vernahm den dumpfen Hall des Wiedererkennens, konnte den Namen aber nicht einordnen. Ich muß irgendeinen Laut ausgestoßen haben, da Donovan sich zur Seite wandte und mir einen kurzen Blick zuwarf. »Kennen Sie sie?« fragte er.
    »Der Name kommt mir bekannt vor. Erzählen Sie weiter.«
    »Ihr alter Herr besaß nie einen Penny, aber irgendwie war er an seltene Dokumente gekommen — irgendwelche Briefe — , die einen ganzen Batzen Geld wert waren. Er war krank, und es galt als abgemacht, daß die Mutter nach seinem Tod die Briefe verkaufen sollte, um die Ausbildung der Mädchen zu finanzieren. Die ältere Schwester hatte gerade im Osten ihren College-Abschluß gemacht und wartete nun darauf, daß sie ihr Medizinstudium beginnen konnte. Ein Teil des Geldes war für sie vorgesehen und ein anderer für Pattys Collegeausbildung.
    Weihnachten bevor er verschwand, klopft Guy bei dieser Frau an die Tür. Er sagt, er sei ein Freund von Patty und stellt sich als Gutachter für wertvolle Dokumente vor. Er erzählt ihr, daß sie gefälscht seien, und er sei von Pattys Vater dazu bestellt worden, sie sich anzusehen.«
    »Da hat der Vater noch gelebt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Damals war er bereits seit einem Monat tot. Er starb um Thanksgiving herum. Mom ist also ganz nervös, weil die Briefe wirklich ihr einziger Besitz sind. Sie hat keine Ahnung davon, daß ein Gutachter bestellt wäre, aber es klingt alles korrekt — ganz wie etwas, das ihr Mann kurz vor seinem Ende noch arrangiert hätte und so übergibt sie Guy die Briefe, und er nimmt sie mit.«
    »Einfach so?« fragte ich. »Sie hat keinen Ausweis oder irgendwelche Papiere verlangt?«
    »Anscheinend nicht. Er hatte sich ein paar Visitenkarten drucken lassen und ihr eine davon gegeben, und sie ist darauf reingefallen. Sie müssen wissen, daß die ganze Geschichte erst Monate danach Stück für Stück rekonstruiert worden ist. Was wußte sie schon? Sie hätte ohnehin ein Gutachten gebraucht, wenn sie die Briefe verkaufen wollte.«
    »Nicht zu fassen, daß die Leute so leichtgläubig sind.«
    »Dadurch bleiben Betrüger im Geschäft«, sagte er.
    »Weiter.«
    »Also, Guy behält die Briefe zwei Wochen lang. Er behauptet, er unterzöge sie einer Reihe wissenschaftlicher Tests, aber was macht er wirklich? Er fertigt Kopien an, raffinierte Fälschungen. Oder auch nicht so raffinierte, wie sich herausstellen sollte. Auf jeden Fall bastelt er einen Satz Fälschungen zusammen, der gut genug ist, um einer oberflächlichen Betrachtung standzuhalten. Nach zwei Wochen bringt er ihr die Kopien zurück und teilt ihr die schlechte Neuigkeit mit: >Herrje, Mrs. Maddison, es sind tatsächlich Fälschungen<, sagt er, >und sie sind keinen roten Heller wert.< Er erklärt ihr, sie könne jeden Fachmann fragen, und er würde ihr dasselbe sagen. Sie fällt vor Entsetzen beinahe tot um. Sie bringt sie zu einem anderen Experten, und der bestätigt ihr, was Guy gesagt hat. Ganz klar — die Briefe sind völlig wertlos. Wir haben es also mit einer Frau zu tun, deren Ehemann gestorben ist und die plötzlich vor dem Nichts steht. Und sofort klopft sie bei Dad an und verlangt eine Entschädigung.«
    »Wie hat sie herausgefunden, daß Guy es war?«
    »Er hat sich öfter mit Patty Maddison getroffen...«
    Ich sagte: »Ahhh. Die Patty. Jetzt begreife ich es. Guy hat mir an dem Tag, als wir über das Anwesen spaziert sind, von ihr erzählt. Er sagte, er hätte mit ihr Schluß gemacht. Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, aber es ist mir gerade wieder eingefallen, als ich den Namen gehört habe. Und woher wußten sie, daß er es war? Hat Patty ihn verraten?«
    Donovan verneinte. »Ganz im Gegenteil. Patty hat versucht ihn zu schützen, aber Guy hatte sich soeben aus dem Staub gemacht, und Mrs. Maddison zählte zwei und zwei zusammen.«
    »Mrs. Maddison hatte ihn nie zuvor gesehen?«
    »Nur das eine Mal, als er als Gutachter kam. Natürlich hat er nicht seinen richtigen Namen benutzt.«
    Donovan wurde langsamer

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