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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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merkte, wie ich schmunzeln mußte. »Soll ich Sie abholen? Ich kann in fünfzehn Minuten da sein.«
    »Ja — nein — ich weiß nicht, was ich will. Ich würde gern von hier verschwinden, aber in Anbetracht der Situation traue ich mich nicht.«
    »Warum denn nicht? Jetzt ist es schon passiert. Wer auch immer alles ausgeplaudert hat, hat es geschafft, es so übel wie möglich aussehen zu lassen. Wenn Sie die Neuigkeit verbreitet hätten, hätten Sie sie doch in einem ganz anderen Licht dargestellt.«
    »Wie hätte ich das machen sollen? Man kann die Wahrheit nicht in einem anderen Licht darstellen.«
    »Natürlich kann man das. Das nennt man Politik.«
    »Ja, aber schließlich habe ich all diese Dinge angestellt. Jetzt bekomme ich es eben heimgezahlt. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich ein böser Bube war. Nun wissen Sie wenigstens das Schlimmste.«
    »Ach, hören Sie auf! Das interessiert mich nicht. Das einzige, was mich interessiert, ist, Sie dort loszueisen.«
    »Möchten Sie mich besuchen? Ich könnte mich für ein paar Minuten hinausschleichen. Jack und Bennet sind unten, und Christie ist im Büro und geht einige von Dads alten Papieren durch.«
    »Klar. Ich kann gleich noch einmal rüberkommen. Was soll ich dann machen? Soll ich vom Tor aus anrufen?«
    »Nein, tun Sie das nicht. Wir treffen uns draußen auf der Wolf Run Road«, sagte er. »Wenn das Seitentor versperrt ist, kann ich über die Mauer steigen. Ich bin Experte im Ausrücken. Als ich ein Junge war, habe ich das andauernd gemacht. So habe ich es geschafft, damals in solche Schwierigkeiten zu geraten.«
    »Bringen Sie doch Ihren Rucksack mit und lassen Sie sich von mir entführen«, schlug ich vor. »Ich fahre Sie nach Marcella, und dann können Sie einen Anwalt engagieren, der in Zukunft Ihre Interessen vertritt.«
    »Führen Sie mich nicht in Versuchung. Momentan ist das einzige, was mir fehlt, ein gepflegtes Gespräch. Parken Sie in diesem kleinen Wäldchen gegenüber dem Tor. Ich bin in fünfzehn Minuten dort.«
    Ich nahm mir ein paar Minuten, um die Küche aufzuräumen, und schlüpfte anschließend in Jeans, ein dunkles Hemd und meine Reeboks. Die Abendluft wirkte zwar ungewöhnlich warm, aber ich wollte für den Notfall auf nächtliche Manöver gefaßt sein. Bei den Maleks angekommen, fuhr ich rasch am Vordertor vorbei. Mittlerweile waren zwei weitere Nachrichtenteams hinzugekommen, und die Versammlung sah aus wie eine Mahnwache vor einem Gefängnis. Man hatte tragbare Scheinwerfer aufgestellt, und ein Mann mit einem Mikrophon sprach direkt in eine Kamera und gestikulierte zum Haus hin. Ich sah die dunkelhaarige Reporterin, aber sie mich nicht. Offenbar schnorrte sie gerade eine arme, nichtsahnende »Quelle« um Feuer für ihre Zigarette an.
    Ich folgte der Mauer, umrundete das Anwesen und bog an der Wolf Run Road links ab. Ich konnte das Tor ausmachen, ein dunkler Fleck in der sonst ebenmäßigen Wandfläche. Ich fuhr an die Böschung auf der anderen Straßenseite heran. Unter meinen Rädern knirschte Kies. Ich stellte den Motor ab, blieb sitzen und lauschte dem Knistern des heißen Metalls und dem Murmeln des Windes. In diesem Teil der Straße gab es keine Lampen. Der hohe Nachthimmel war klar, doch vom Mond war nur ein winziger Splitter geblieben, eine zarte Silberkurve an einem blassen Sternenhimmel. Der Staub in der Luft war so fein wie Nebel. Die verputzte Mauer, die das Maleksche Anwesen umgab, hatte ihren rosafarbenen Glanz verloren und wand sich nun wie ein geisterhaftes Band von schmutzigem Weiß durch die Dämmerung. Juni und Juli waren seit jeher trockene Monate, und ich assoziierte die Santa-Ana-Winde mit den letzten Wochen des Sommers — Ende August, Anfang September, wenn die Feuergefahr am größten war. Seit Jahren war der Januar immer die Regenzeit gewesen, zwei Wochen Regen, von denen wir hofften, daß sie unser jährliches Quantum erfüllen würden. Und doch zerrte nun über uns der trockene Wind an den Baumwipfeln. Das Schwanken und Wanken der Zweige erzeugte eine gedämpfte Nachtmusik, begleitet vom raschelnden Schlagzeug vertrockneter Palmwedel und dem gelegentlichen Knacken von Ästen. Bis zum Morgen wären die Straßen übersät mit abgefallenen Blättern und den kleinen, verdorrten Gerippen zerbrochener Zweige.
    Lautlos öffnete sich das Tor, und Guy trat mit gesenktem Kopf heraus. Er trug eine dunkle Jeans und hatte die Hände tief in die Taschen geschoben, als wäre ihm kalt. Ich beugte mich hinüber und

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