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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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entriegelte die Beifahrertür. Er ließ sich auf den Sitz gleiten und zog dann die Tür leise ins Schloß, ohne sie zuzuschlagen. »Hey. Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte er. »Ich dachte, ich würde bald wahnsinnig ohne ein freundliches Gesicht. Ich hätte Sie schon früher angerufen, aber sie haben mich mit Adleraugen beobachtet.«
    »Kein Problem. Ich verstehe nicht, wieso Sie nicht auf der Stelle davonlaufen, solange Sie noch können.«
    »Tu ich ja. Morgen. Oder vielleicht übermorgen. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir uns heute abend noch mal zusammensetzen, um ein paar Dinge zu bereden.«
    »Ich dachte, Sie hätten sich schon besprochen?«
    »Tja, haben wir auch. Machen wir ja. Jedesmal, wenn ich mich umdrehe, fängt das nächste Gespräch an.«
    »Das liegt daran, daß Sie noch nicht klein beigegeben haben«, warf ich ein.
    »Vermutlich«, sagte er und lächelte trotz allem. Seine Nervosität war ansteckend, und ich hätte schwören können, daß ich Alkohol in seinem Atem roch. Ich merkte, daß ich die Arme verschränkt hielt und ein Bein ums andere geschlungen hatte, als wollte ich mich selbst schützen.
    »Ich fühle mich, als hätten wir eine Affäre«, sagte ich.
    »Ich mich auch. Früher habe ich mich hier mit Mädchen getroffen, wenn ich Hausarrest hatte. Ich bin über die Mauer geklettert, und wir haben auf dem Rücksitz eines Autos gebumst. Das Gefährliche daran hat mich aufgeheizt und sie auch. Dadurch kamen mir die meisten von ihnen interessanter vor, als sie waren.«
    »Ich weiß, daß mich das nichts angeht, aber haben Sie getrunken?«
    Er wandte sich ab, sah zum Seitenfenster hinaus und zuckte die Achseln. »Ich habe gestern abend ein paar Drinks gekippt, bevor diese ganze Scheiße losgegangen ist. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Verstehen Sie mich nicht falsch — da waren sie noch nett, aber man merkte ihnen an, daß sie nervös waren, und ich war es auch. Ich schäme mich, es zuzugeben, aber der Alkohol hat geholfen. Er hat uns besänftigt und das Gespräch in ruhigeren Bahnen verlaufen lassen. Heute abend war es in etwa das gleiche, nur daß alle in ganz anderer Stimmung waren. Wenn die Cocktailstunde anbricht, langen die Jungs kräftig zu.«
    »Bennet und seine Martinis.«
    »Allerdings. Ich schätze, das ist der einzige Weg, wie ich es durchstehen kann. Peter wäre nicht gerade begeistert von mir, aber ich kann es nicht ändern. Ich merke schon, wie ich wieder in meine alten Verhaltensweisen verfalle.«
    »Wie fanden Sie Christie?«
    »Sie war nett zu mir. Ich mochte sie. Über Bennet habe ich mich gewundert — wieviel er zugenommen hat — , aber Jack schien ganz der alte, immer noch verrückt nach Golf. Und Donovan hat sich auch nicht verändert.«
    »Was haben sie denn bisher zu Ihnen gesagt?«
    »Tja, wir haben ein bißchen über das Geld geredet, was sonst? Ich meine, die Frage stellt sich einfach. Es ist, wie Donovan sagt: Wir können das Thema nicht einfach ignorieren. Es hängt wie eine dicke, schwarze Wolke über uns. Ich glaube, zu Anfang haben wir uns alle unwohl gefühlt.«
    »Sind Sie zu irgendeiner Lösung gekommen?«
    »Eigentlich nicht. Nichts Richtiges. Zuerst dachte ich, sie fragten sich ganz allgemein, wie ich mich zu der Sache stelle. Jetzt kann ich sagen, was ich will, und schon fallen alle über mich her. Ehrlich gesagt hatte ich ganz vergessen, wie sie sind.«
    »Wie kommen sie Ihnen denn vor?«
    »Zornig. Unter der Oberfläche sind sie stinksauer. Ich merke auch immer wieder, wie in mir die Wut aufsteigt. Ich kann sie lediglich unter Verschluß halten.«
    »Weshalb machen Sie sich die Mühe? Warum explodieren Sie nicht einfach? Die drei anderen haben da keine Hemmungen.«
    »Ich weiß, aber wenn ich die Wut herauslasse, macht das alles nur noch schlimmer. Da versuche ich, ihnen zu zeigen, daß ich mich geändert habe, und dann fühle ich mich wieder genauso wie früher. Daß ich am liebsten Lampen zertrümmern, einen Stuhl durchs Fenster werfen, mich zukiffen oder betrinken oder sonst irgend etwas Übles machen möchte.«
    »Das muß ja eine harte Prüfung sein.«
    »Allerdings. Ich meine, ganz im Ernst. Ich muß immer wieder daran denken, ob es vielleicht eine Prüfung für meinen Glauben sein soll.«
    »O nein, ist es nicht«, widersprach ich. »Es mag vielleicht eine Prüfung für Ihre Geduld sein, aber nicht für Ihren Glauben an Gott.«
    Er schüttelte den Kopf und preßte die Hände zwischen den Knien zusammen. »Reden wir von etwas

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