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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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hatte.
    Kroll lehnte dankend ab und eröffnete das Gespräch. »Sie können sich ja bestimmt denken, warum wir gekommen sind. Sie haben sicher schon von den jüngsten Ereignissen im Zusammenhang mit dem Thomanerchor gehört.«
    »Ja, natürlich. Ich lese ja auch die Zeitung. Da sind schon eigenartige Dinge passiert.« Mit einer einladenden Handbewegung bat er die Kommissare, sich zu setzen.
    »Wir sind leider nicht die Einzigen, die hier ermitteln«, fuhr Kroll fort. »Wir haben Helfer aus dem Chor und die haben Dinge in Erfahrung gebracht, denen wir einfach nachgehen müssen.«
    Dr. Fleischer lächelte. »Sie meinen bestimmt die beiden Jungs, die mich beim Joggen mit ihren Fahrrädern verfolgt haben.«
    »Genau die meinen wir«, ging Wiggins dazwischen, wobei er bewusst einen Blickkontakt mit Kroll vermied. »Die Jungs wollen gesehen haben, dass Sie gestern Morgen einem älteren Mann mit einem weißen Vollbart Geld gegeben haben.«
    Dr. Fleischer goss sich stilles Mineralwasser in ein Glas. »Ja, das ist richtig.« Er schien keine Veranlassung zu sehen, sein Verhalten erklären zu müssen.
    Wiggins wurde ungeduldig. »Das Merkwürdige an der Sache ist nur, dass genau dieser Mann, unmittelbar nachdem er das Geld von Ihnen bekommen hat, in die Thomaskirche gefahren ist und als er die Kirche wieder verlassen hat, war alles voller Lilien.«
    Dr. Fleischer stellte sein Wasserglas auf einen Untersetzer aus Zinn. Er war immer noch freundlich. Wiggins Anspielungen brachten ihn nicht aus der Ruhe. Er sah dem Polizisten in die Augen. »Und wann soll der bärtige Mann die Lilien gekauft haben? Sie sagten doch gerade, er sei unmittelbar nach unserem Treffen in die Thomaskirche gefahren.«
    »Das bedeutet gar nichts«, zischte Wiggins. »Die Blumen kann er ja schließlich auch schon vorher gekauft haben.«
    »Das ist natürlich richtig«, kommentierte Dr. Fleischer und wandte sich demonstrativ wieder Kroll zu.
    Kroll versuchte, die Schärfe aus dem Gespräch zu nehmen. »Es wäre wirklich sehr hilfreich für uns, wenn Sie die Sache aufklären könnten.«
    »Das will ich gern tun«, sagte Dr. Fleischer, immer noch Kroll zugewandt. »Fangen wir mal bei dem Mann mit dem weißen Vollbart an. Das ist mein Fahrer. Nicht mehr und nicht weniger. Er ist übrigens ein alter Rocker und irgendwann hat er sich mal entschieden, das Outfit der Band ZZ TOP anzunehmen. Nicht immer ganz passend für seine Position, aber mich stört es nicht.« Er lächelte. »Als ich noch so rumrennen durfte, wie ich wollte, sah ich auch anders aus als jetzt.«
    Er schenkte sich Wasser nach. »Wissen Sie, ich habe mich eigentlich nie richtig um Ludwig gekümmert. Das werfe ich mir vor. Meine Karriere hat mich um die halbe Welt geführt und das Familienleben ist dabei mehr als auf der Strecke geblieben. Die Menschen, die mir am nächsten standen, waren mir nicht so wichtig wie andere Personen, die eigentlich nur für das Geschäft Bedeutung hatten. Das gilt natürlich ganz besonders für Ludwig.« Er wurde nachdenklich. »Mein Karrierestreben hat mich für viele Sachen blind gemacht. Aber das ist mir leider erst viel zu spät bewusst geworden.«
    Er machte eine kurze Pause. »Ich habe dem Thomanerchor sehr viel zu verdanken. Der Chor war für ihn da, als ich nicht da war. Er hat meinem Jungen eine gute Erziehung, eine gute Bildung und noch vieles mehr gegeben, eigentlich alles, was er von mir hätte bekommen müssen.«
    Dr. Fleischer lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich hatte schon lange das Bedürfnis, mich erkenntlich zu zeigen. Ich wollte aber in dieser Beziehung meine Anonymität nicht aufgeben. Ich habe sehr schnell begriffen, dass Leipzig ein Dorf ist, und ich war mir nicht sicher, ob eine größere Spende mit der erforderlichen Diskretion behandelt werden würde.«
    Kroll ahnte, worauf die Sache hinauslief. »Und dann haben Sie Ihren Fahrer gebeten, eine größere Summe in den Opferstock der Thomaskirche zu werfen.«
    Ludwigs Vater nickte. »Es waren genau 10.000 Euro. Das können Sie gern nachprüfen. Ich denke nicht, dass die Thomaskirche jeden Tag eine Spende in dieser Größenordnung erhält.«
    »Dann war es also ein Zufall, dass Ihr Fahrer kurz vor der Aktion mit den Lilien in der Kirche war?«, hakte Kroll nach.
    »Absolut! Der hat mir sogar noch von den Blumen erzählt. Das ist ihm natürlich auch komisch vorgekommen.«
    Er lächelte die Polizisten an, wobei er jetzt auch wieder Wiggins mit einbezog. »Sie

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