Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)
machen.«
Die Polizisten gingen hinaus und winkten die Beamten heran, die auf dem Flur warteten. »Der Herr dort ist vorläufig festgenommen.«
Dr. Karl Friedrich Baumjohann war ein reicher Mann und er gab sich keine Mühe, dies zu verbergen. Sein großes Grundstück lag im Leipziger Vorort Markranstädt, ein Ufergrundstück am Kulkwitzer See, direkt am Ortseingang. Sein weißes Haus erinnerte im Baustil an eine römische Villa: Große, hohe Fenster, ein Flachdach, Stuckverzierungen an der Traufe und im Eingangsbereich ein überdimensionales Vordach, das auf sechs Säulen ruhte. Um den gepflegten, saftig-grünen Rasen hätte den Hausherrn wohl jeder englische Fußballverein beneidet. Der Rasen wurde durch einen Weg aus weißen Natursteinplatten, die zum Hauseingang führten, durchschnitten.
»Halbgott in Weiß«, bemerkte Wiggins zynisch.
Sie drückten auf die Klingel, und kurze Zeit später hörten sie dunkles Hundegebell, das von zwei riesigen Deutschen Doggen herrührte, die in rasender Hast auf sie zurannten. Vor dem Gartentor blieben sie stehen und verbellten die Polizisten, bis ein lauter Pfiff ertönte. Die Hunde legten sich vor das Gartentor und ließen die Polizisten nicht aus den Augen.
Die weiße Haustür öffnete sich und es war unschwer zu erraten, dass der Hausherr sich persönlich bemühte. Für seine Verhältnisse trug er wohl die lockere Wochenendkleidung, Jeans, Jackett, ein hellblaues Oberhemd, im Kragen ein Halstuch. Ein kugelförmiger Bauch schob sich nach vorn, spannte das Hemd, ohne das Jackett zu zerteilen, vermutlich eine Maßanfertigung. Dr. Baumjohann war ein älterer Herr, sicherlich jenseits der 60, hatte weiße Haare und war von großer, kräftiger Statur.
Er begrüßte die Polizisten mit einem kurzen Nicken und blieb hinter dem verschlossenen Gartentor stehen. »Bitte?«
Kroll zeigte ihm seinen Ausweis. »Mein Name ist Hauptkommissar Kroll und das ist mein Kollege, Hauptkommissar Wiggins.«
Dr. Baumjohann rang sich ein aufgesetztes Lächeln ab. »Was kann ich für Sie tun?«
»Können wir das vielleicht drinnen besprechen?«, fragte Kroll.
Der Arzt holte automatisch eine Fernbedienung aus der Tasche seines Jacketts und wenig später ertönte ein Summen. Die Polizisten drückten das Tor auf und betraten den parkähnlichen Garten. Die Hunde blieben beim Kommando ›Platz!‹ auf dem Boden liegen.
»Wir gehen am besten in mein Arbeitszimmer«, schlug der Arzt vor, als sie das Haus betreten hatten. Sie gingen an der geöffneten Wohnzimmertür vorbei, und Kroll konnte einen kurzen Blick in die Stube werfen. Auf der Couch lag die Dame des Hauses und sah fern, auf dem Tisch vor ihr standen ein Sektglas und eine leere Champagnerflasche. Kroll warf Wiggins unbemerkt einen kurzen Blick zu.
Die Ausstattung des Arbeitszimmers ließ keinen Zweifel aufkommen, welcher Leidenschaft Dr. Baumjohann frönte. In der Ecke stand eine Golf-Turniertasche, aus der Schläger hervorlugten. Auf dem Sideboard standen Pokale und an den Wänden hingen eingerahmte Fotos, auf denen der Arzt in Golfbekleidung seinem Hobby nachging. Auf den meisten Fotos war er im vertrauten Miteinander mit Prominenten abgebildet, überwiegend betagte Sportler und Schauspieler. Es war nicht schwer zu erraten, dass er sich nur auf den erlesensten und wahrscheinlich auch teuersten Golfplätzen tummelte. Er bat die Polizisten, sich an einen kleinen Besprechungstisch zu setzen, der vor dem wuchtigen Schreibtisch stand.
»Also, was kann ich für Sie tun?«, fragte er mit leicht genervtem Unterton.
»Sie kennen Dr. Fleischer, den Chef des hiesigen Porschewerkes?«, eröffnete Kroll eher beiläufig das Gespräch.
»Ist das etwa verboten? Oder hat Herr Dr. Fleischer ein Verbrechen begangen?«
Kroll tat, als hätte er die letzte Bemerkung überhört. »Kennen Sie ihn dienstlich oder privat?«
Der Arzt war durch die Frage irritiert, nutzte jedoch die Gelegenheit, von seinem Hobby erzählen zu können. »Wir haben schon unzählige Male gegeneinander Golf gespielt. Herr Dr. Fleischer ist ein hervorragender Golfspieler. Er hat das in Amerika gelernt, als er dort gelebt hat. Die Amis sind ja gleich ganz anders an diese Sportart herangegangen. Haben das völlig unverkrampft gesehen. Nicht so wie wir hier in Deutschland, wo der Golfsport jahrelang als Sport der Reichen und Schönen abgetan wurde und sich gegen eine Vielzahl von Neidern und Dummschwätzern zur Wehr setzen musste.«
Kroll, der leidenschaftliche Kampfsportler, konnte
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