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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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einer der Jungs jetzt gerade im Krankenhaus um sein Leben ringt? … Und keiner kann sagen, wie das ausgeht.«
    Benedikt Papst sah betroffen zu Boden. Seine Stimme war leise. »Ich wusste doch gar nicht, dass das so gefährlich ist. Ich dachte, vielleicht kriegen ein paar Kinder Bauchschmerzen. Aber mehr auch nicht. Ich habe schon so oft verdorbenes Fleisch gegessen und außer ein bisschen Übelkeit war da nichts.«
    Er sah die Polizisten Hilfe suchend an. »Als mir klar wurde, was das für eine Scheißaktion war, habe ich doch sofort aufgehört. Ich war einfach nur bescheuert.«
    »Was heißt das – Sie haben aufgehört?«, fragte Kroll.
    ›Hochwürden‹ sah die Kommissare abwechselnd an. Seine Stimme war jetzt wieder fester. Er redete so, als würde er vom letzten Einkauf im Supermarkt erzählen. »Ich habe das Grab von Bach aufgemacht, der Mist mit dem Wasserspender im Kasten und der Wein gehen auch auf mein Konto. Dann habe ich aufgehört. Wie gesagt, ich hatte ein schlechtes Gewissen.«
    »Und wer hat die Knochenhand im Vorgarten der Familie Fleischer deponiert?«, fragte Wiggins.
    »Das war natürlich ich. Ich hatte doch gesagt, ich wollte Ludwig warnen. Deshalb habe ich das gemacht. Noch mal. Ich habe nach der Weingeschichte aufgehört. Das müssen Sie mir glauben!«
    »Warnen, wovor denn?«, hakte Wiggins nach.
    Benedikt Papst sah die Polizisten abwechselnd verständnislos an. »Aber das liegt doch auf der Hand … Ich habe nach der Aktion mit dem Wein nichts mehr getan, also hat ein anderer weitergemacht … und so ein kranker Typ ist doch bestimmt gefährlich.«
    Kroll stand auf und ging zum Fenster. »Sie wollen uns also weismachen, dass Sie aufgehört haben, nachdem Sie den Wein im Garten des Alumnates mit Unkraut-Ex vergiftet hatten.«
    Er breitete die Arme aus und wurde lauter. »Und dann kam der große Unbekannte und hat die Sage einfach weitergespielt. So aus Spaß. Muss ja weitergehen! Und, was glauben Sie, wer sollte das sein?«
    Benedikt Papst zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.«
    »Und warum sind Sie nicht zu uns gekommen, als Sie gemerkt haben, dass jemand Ihre Sage weiterspielt?«
    »Wer hätte mir denn geglaubt? Einem Leierkastenmann? Und dann diese Geschichte: Ich Vater von Ludwig und nicht der Porscheboss. Ihr hättet mich doch alle ausgelacht.« Er wedelte mit dem Zeigefinger. »Ne, meine Herren. Den Auftritt wollte ich mir sparen.«
    Wiggins zeigte keinerlei Regung. »Sie waren also heute Mittag vor dem Haus der Familie Fleischer und haben die Hand von Bach in den Vorgarten geworfen.«
    »Die hatte ich in dem Leierkasten versteckt. Und ich habe sie nicht geworfen, sondern bin über den Zaun gestiegen und habe sie vorsichtig hingelegt.« Er sah die Polizisten hilflos an. »Ich habe doch gesagt, dass das nur eine Warnung war. Ich dachte, wenn die die alten Knochen finden, dann sind sie vorsichtiger.«
    Seine Stimme wurde bitter. »Vor allem seine Mutter! Aber die lässt den Jungen dann auch noch allein mit dem Fahrrad wegfahren. Die hat sich nie richtig um Ludwig gekümmert.«
    Kroll kommentierte die letzte Aussage nicht. »Haben Sie noch etwas gesehen, ich meine, etwas Verdächtiges?«
    Benedikt Papst schüttelte den Kopf. »Nur, dass Ludwig mit dem Fahrrad weggefahren ist. Ich habe mich hinter einem Baum versteckt.«
    Wiggins gab Kroll einen kurzen Klaps. »Können wir mal kurz rausgehen?«
    »Ich glaube ihm«, erklärte Wiggins, als sie im Flur standen. »Denk doch an den Hinweis von Günther Hirte. Wer sagt uns denn, dass nicht Dr. Fleischer die Sache fortgeführt hat?«
    Kroll überlegte. »Traust du ihm das zu?«
    »Immerhin war sein ZZ Top-Fahrer in der Thomaskirche, kurz bevor dort einer Blumen verteilt hat.«
    Sie gingen wieder in das Verhörzimmer. »Herr Papst, wir müssen Sie leider hierbehalten. Die Vergiftung des Wasserspenders ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Wir reden hier über gefährliche Körperverletzung, zumindest bislang. Sie haben keinen festen Wohnsitz, also besteht Fluchtgefahr.«
    ›Hochwürden‹ verstand die Welt nicht mehr. »Mich einsperren?« Er lächelte unsicher und zweifelte sichtbar an Krolls Worten. »Das können Sie doch nicht machen.«
    Kroll war emotionslos. »Die Preise für gefährliche Körperverletzung sind hoch. Das kann Ihnen bis zu zehn Jahren betreutes Wohnen einbringen. Und wenn Max etwas passieren sollte, reden wir noch über ganz andere Dinge. Da schau ich mir nicht an, wie Sie sich mit Ihrer Drehorgel vom Acker

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