Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)
Paul und Georg.«
Kroll telefonierte kurz. »Paul und Georg sind nicht in der Stadt. Die sind beim Fußball!«
Danach informierte er Wiggins.
»Können Sie mir bitte Ludwigs Handynummer geben?«, fragte er ungeduldig, nachdem er aufgelegt hatte.
Er tippte die Nummer, die Heidi Fleischer ihm genannt hatte, in sein Handy. Kurze Zeit später ertönte aus dem Obergeschoss ›Highway to Hell‹ in zunehmender Lautstärke.
»Das ist sein Handy«, seufzte Heidi Fleischer. »Er hat es in seinem Zimmer liegen lassen.«
Kroll eilte die Treppe hinauf. Es war nicht schwer, das Handy ausfindig zu machen. Er warf der Mutter, die ihm gefolgt war, einen entnervten Blick zu und ging die Nachrichten durch, die Ludwig zuletzt bekommen hatte. Es dauerte nicht lange, bis er fündig wurde. »Hier ist eine von Silke.«
»Das ist seine ehemalige Freundin«, unterbrach ihn Frau Fleischer.
Kroll las die Nachricht vor. »Ich würde gern noch mal mit dir reden. Ich warte um zwei vorm Karstadt auf dich. LG Silke.«
Kroll checkte die Rufnummer des Absenders. Er rief dort an – bekam aber nur die Meldung, dass die Nummer nicht bekannt sei.
Er sah auf die Uhr. »Halb drei. Mist! Ich fahr ins Präsidium«, sagte er, schon im Gehen. »Dort werden wir alles Erforderliche veranlassen.«
Nachdem er das Haus verlassen hatte, ließ sich Heidi Fleischer auf das Sofa fallen. Sie weinte bitterlich, weil sie sich große Sorgen und noch größere Vorwürfe machte.
»Habt ihr schon was?«, fragte Kroll seinen Kollegen, der gerade den Hörer auf die Gabel legte. »Die Fahndung nach Ludwig Fleischer und diesem Benedikt Papst läuft auf Hochtouren. Wir haben wohl dem einen oder anderen Kollegen das Wochenende versaut. Bis jetzt hat sich aber noch niemand gemeldet.«
»Um mein Wochenende kümmert sich auch kein Schwein«, bemerkte Kroll unbeeindruckt.
Ludwig Fleischer war verunsichert. Den Mann, der ihm in dem Café gegenübersaß, kannte er nicht. Er hatte sich als Silkes Onkel ausgegeben und erzählt, dass sie im Café auf ihn warten würde. Natürlich war er misstrauisch gewesen, aber der Mann hatte ihm gesagt, dass sich Silke nicht in aller Öffentlichkeit mit ihm treffen wollte, er könne sich ja denken, warum. Sie habe ihm noch eine SMS geschickt, aber er habe nicht geantwortet. Der Mann wollte ja auch nur mit ihm in das Café gehen, also in einen öffentlichen Raum, in dem viele Leute saßen. Was sollte da schon passieren?
Jetzt hockte er da an dem runden Tisch und wunderte sich, dass Silke immer noch nicht gekommen war. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser.« Er lächelte verlegen. »Silke hat es sich dann doch wohl anders überlegt. Also.«
»Bleib noch einen Moment sitzen!«, befahl der Mann in strengem Ton. »Ich möchte dir noch ein paar Fragen stellen.«
Ludwig stand auf. »Es ist besser, wenn ich jetzt gehe.«
»Setz dich hin!«, war die Aufforderung jetzt noch deutlicher.
Ludwig gehorchte. Er hatte Angst. Es war ein Fehler gewesen, mit dem unbekannten Mann in das Café zu gehen. Aber nun war es zu spät. Er sah sich um. Der Raum war voller Menschen. Das beruhigte ihn ein wenig.
Sein Gegenüber wurde betont freundlich. »Entschuldige bitte. Ich kann mir vorstellen, dass dir unser Treffen hier sehr suspekt vorkommt. Aber ich stelle dir nur ein paar Fragen und dann kannst du gehen. Versprochen.«
Ludwig versuchte ein Lächeln.
»Hat deine Mutter mit dir gesprochen?«
Ludwig konnte den Sinn der Frage nicht verstehen. »Ich verstehe nicht … , meine Mutter? Gesprochen? Worüber?« Er schüttelte verständnislos den Kopf.
»Über deine Familie«, versuchte der Mann, ihm auf die Sprünge zu helfen.
Kroll rannte ungeduldig im Büro auf und ab. Sie warteten auf die erlösende Nachricht, dass die Fahndung Erfolg hatte, aber die wollte nicht kommen. Als sein Handy klingelte, schöpfte er kurz Hoffnung, die sich aber im Nu wieder zerschlug, als er auf dem Display den Namen des Reporters Günther Hirte las. Er verdrehte die Augen und drückte auf die grüne Taste. »Günther, es ist im Moment gerade sehr schlecht. Wir haben hier richtig Stress.«
»Ich wollte nur kurz hören, ob es bei euch etwas Neues gibt.«
»Nein, es gibt nichts Neues. Also dann … , sei mir bitte nicht böse.«
»Immer muss ich die Arbeit für euch machen. Aber im Ernst. Ich habe da eine Info, die vielleicht für euch interessant ist.«
Kroll wurde hellhörig. »Was für eine Info?«
»Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Dr. Baumjohann
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