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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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Krankenhaus bleiben. Wir haben Tag und Nacht an seinem Bettchen gesessen. Ich hätte mir am liebsten mein Herz herausgerissen und es unserem Kind gegeben.«
    Dr. Fleischer sah Kroll und Wiggins an. Sein Blick war leer. »Wir haben ihm das Schwimmen beigebracht, das Fahrradfahren, ihm geholfen, die Schule und alles andere auch zu meistern. Er ist ein wirklich guter Junge geworden, der selbstbewusst, hilfsbereit und vor allem anständig durchs Leben geht.«
    Kroll wartete einen Moment, bis Dr. Fleischer sich wieder gesammelt hatte. »Wo ist Ludwig jetzt? Bitte, Herr Dr. Fleischer. Sie müssen uns das sagen.«
    Dr. Fleischer starrte auf den Boden. »Bitte gehen Sie jetzt«, stammelte er.

Samstagabend
    Kroll war überrascht, Staatsanwalt Reis zu dieser Zeit in den Fluren des Präsidiums zu treffen. Der Staatsanwalt wartete geduldig vor dem Kaffeeautomaten, bis das Gerät das kaum genießbare Gebräu mit lautem Zischen in den weißen Plastikbecher gespuckt hatte.
    »Hallo, Herr Reis. Sie hier und nicht auf dem Golfplatz?«, frotzelte Kroll.
    Der Staatsanwalt wusste, dass Krolls Bemerkung nicht ernst gemeint war. »Da war ich gestern, mein lieber Freund. Und rate mal, mit wem ich danach im Clubhaus so gefühlte 20 Biere trinken musste, um eine wutentbrannte Seele zu beruhigen?«
    »Keine Ahnung. Sie wissen doch, dass mir Ihre Kreise, also die gehobene High Society, völlig fremd sind. Ich denke, auf dem Golfplatz rennen viele wutentbrannte Seelen rum.« Kroll lächelte provokant. »Na ja, und unter den Golfern sind ja bestimmt viele unzufriedene Gemüter, sonst würden die ja einen richtigen Sport betreiben, ich meine, einen mit Bewegung wie zum Beispiel … «
    »Vorsicht, mein lieber Freund«, unterbrach ihn der Staatsanwalt. »Bei allem, was ich gestern für dich getan habe, solltest du reumütig vor Dankbarkeit erstarren.«
    »Ich?«, war Kroll erstaunt. »Was habe ich mit Ihrem Frustsaufen zu tun?«
    Der Staatsanwalt nippte an seinem Becher und verzog das Gesicht. »Na, dann überleg mal. Ich sage nur: Ist der Bericht über das prügelnde Anwaltskind schon geschrieben?«
    Auf Krolls Gesicht legte sich ein Lächeln. »Sie meinen doch nicht etwa … ? Also, das kann ich ja kaum glauben. Sie konnten tatsächlich Herrn Dr. Maschek zur Vernunft bringen?«
    »Mehr noch. Ich konnte ihm sogar klarmachen, dass es besser für ihn ist, die Anzeige zurückzuziehen.«
    »Wie haben Sie denn das geschafft?«, fragte Kroll.
    Der Staatsanwalt nippte noch einmal angeekelt an seinem Kaffee und schüttete ihn dann in den Ausguss der Maschine. »Das war gar nicht so einfach. Ich hatte ein Weißbier und Maschek orderte unaufhörlich Rotwein und dazu Cognac. Natürlich nur von der allerfeinsten Sorte, mindestens 200 Jahre alt, aber dafür bestellte er wie am Fließband. Mich hat er auch pausenlos zu einem Kurzen eingeladen, wahrscheinlich setzt der die als außergewöhnliche Aufwendungen noch von der Steuer ab. Zum Glück stand hinter mir zufällig eine von diesen südländischen Palmen, in die ich das teure Zeug immer gegossen habe, wenn der Herr Rechtsanwalt gerade woandershin geguckt hat. Also, um es abzukürzen: Irgendwann hatte er begriffen, dass es auch für seinen Sohn besser ist, wenn die ganze Geschichte nicht an die große Glocke gehängt wird.«
    Kroll nickte dem Staatsanwalt mit einem Gefühl der Anerkennung und der Erleichterung zu. »Also, das meine ich jetzt ganz ehrlich: Vielen Dank! Auch wenn das doof klingt: Ich weiß, es ist Ihnen hoch anzurechnen, dass Sie wegen mir einen Abend mit diesem Kotzbrocken verbracht haben.«
    »Da widerspreche ich dir jetzt nicht. Komm, wir gehen in euer Büro.«
    »Dort mach ich uns erst mal einen vernünftigen Kaffee.«
     
    Kroll brachte den Staatsanwalt auf den neuesten Stand ihrer Ermittlungen. Er erzählte von dem Vaterschaftstest bei Dr. Baumjohann, von den Ereignissen in Ludwigs Elternhaus, von seinem rätselhaften Verschwinden und vom letzten Besuch bei Dr. Fleischer.
    »Sieht nicht so aus, als müssten wir uns große Sorgen machen«, dachte der Staatsanwalt laut nach. »Aber wir sollten trotzdem die Augen offen halten. Nicht, dass wir die Situation falsch einschätzen und es passiert noch etwas. Wir können nicht vorsichtig genug sein.«
    »Die Fahndung nach Ludwig läuft natürlich noch«, stimmte ihm Kroll zu. »Aber wir haben zurzeit nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo der Junge sein könnte.«
    »Was ist denn mit diesem Chauffeur, diesem Weißbart?«
    »Auch wie vom Erdboden

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