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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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nichts Genaueres mehr wissen wollte, aber nun doch nachfragte.
    Franz grub die nackten Füße in den feuchten Sand am Elbstrand, wie Anton hatte auch er die Schuhe ausgezogen. Die beiden Hunde stoben am Ufer entlang und warteten bellend darauf, dass Anton einen Stock hoch durch die Luft den Strand hinunter oder auch ins Wasser schleuderte.
    »Das ist nicht wahr«, murmelte Franz und grub die Füße tiefer in den Sand, »das kann doch nur eine elende Lügengeschichte sein, und ich weiß auch, wer sich das ausgedacht hat. Das war doch der Hacker!«
    Wut stieg in Franz auf. Er kannte diese Wut. Es war die alte Wut gegen den Vater. Aber jetzt richtete sie sich gegen Hans-Ulrich Hacker, alias Hans Müller, seinen ehemaligen Adjutanten in der Hitlerjugend.
    »Elender Lügner!«, brüllte er nun, wenn auch nicht ganz so laut, wie er es gerne getan hätte, griff sich aus dem Treibgut am Ufer eines von den ausgeblichenen knochenfarbenen Holzstücken und warf es in hohem Bogen so weit, dass die Hunde erst einmal für einen Augenblick verwirrt suchten, bis sie begriffen, wo es zu finden sein musste.
    »Kannst du dich an einen Diplomingenieur mit Namen August Lowicki erinnern?«, fragte Anton in die Stille nach dem Wurf, aber Franz war nicht bereit zu antworten.
    »Lowicki hat Buch geführt«, erklärte daraufhin Anton.
    »Lowicki?!«, platzte nun der Name aus Franz heraus, »August Lowicki? Der hat doch über den Goldmacher Buch geführt!«
    Franz sah Anton mit wirrem Blick an, dann lief er los. Anton lief hinter ihm her, und mit ihm die Hunde. Nach dem kurzen schnellen Spurt verfiel Franz in einen langsamen Dauerlauf, gemeinsam liefen sie immer weiter am Strand entlang und in die einsetzende Abenddämmerung hinein, schließlich gingen sie nebeneinander her, stumm. Beide hofften, der andere möge das Gespräch beginnen.
    Wie damals am Tisch auf der Tenne in der Scheune von Bauer Buck, dachte Anton, wo Franz in der Wunde auf seiner Stirn das Zeichen für übernatürliche Kräfte gesehen hatte.
    »Wirst du weiter mit mir befreundet sein?«, fragte Franz schließlich unvermittelt und schaute ihn prüfend und forschend zugleich an.
    »Du meinst, wenn ich mit dir befreundet bin, lasse ich bei der Veröffentlichung in unserem Blatt den Namen deines Vaters aus der Geschichte verschwinden? Meinst du das?«
    »Ja«, sagte Franz so einfach und klar, wie Anton es von ihm kannte und schätzte.
    »Lass uns eine Rast machen«, schlug Anton vor, »du bist bestimmt auch durstig.«
    Er zeigte auf ein Gasthaus. Es hatte einen Vorgarten mit einer Kastanie und sie setzten sich an einen der Tische darunter. Sie bestellten erst einmal Mineralwasser. Franz entschied sich zusätzlich für einen heißen Rumgrog, trotz des milden Abends fröstelte er, er wartete auf Antons Antwort.
    »Traust du mir wirklich noch immer übernatürliche Kräfte zu?«, fragte Anton schließlich launig und klärte Franz darüber auf, wie schwierig, ja, ausgeschlossen es sei, eine Geschichte im Blatt zu manipulieren.
    »Das ist gegen unsere heiligsten Prinzipien!«, sagte Anton.
    »Dann vertraue ich auf deine übernatürlichen Kräfte«, sagte Franz und ließ sich einen zweiten Rumgrog bringen, er half gegen das Frösteln.
    Anton telefonierte mit Sissi, die mit dem Auto zu ihnen stoßen wollte, und bestellte danach dreimal Spargel.
    Franz rührte das Essen kaum an, er blieb bei dem Rumgrog und beteiligte sich auch nur noch wenig am Gespräch.
    Er sei müde, verabschiedete er sich schnell, als sie zum Haus zurückgekehrt waren. Auf dem Weg in sein Zimmer schien der Boden unter seinen Füßen zu schwanken. Er wusste, auch wenn er es verdrängte, es war nicht der Alkohol.
    Als er nachts aufwachte, fand er sich angekleidet auf dem Bett liegen. Im Halbschlaf streifte er die Kleidung ab und schlief sogleich weiter. Als er dann erneut aufwachte, war es wie mit einem Ruck und er fühlte sich auf eine glasklare Weise hellwach. Um ihn herum war es dunkel und heiß und vollkommen still. Vage zeichnete sich ein Fenster ab. Er stand auf und stellte fest, dass es eine Balkontür war. Eine wohltuende Frische umfing ihn, als er hinaustrat. Noch immer schien der Boden zu schwanken, er hielt sich an einem der Balkonpfeiler fest und schaute in die Nacht. Auf eine glasklare Weise war er sich jetzt sicher, dass dies alles Lüge sein musste. Mochte Anton auf diesen Lowicki hereinfallen, er fiel nicht auf ihn herein. Auf diesen Berufslügner. Alles Lüge und Verleumdung. Er würde es

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